Ein neues Gutachten bestätigt auf Grundlage von neuesten Kartierungen, dass die Bundesflächen im Truppenübungsplatz Senne die Voraussetzungen zur Ausweisung eines zweiten Nationalparks in Nordrhein-Westfalen erfüllen. Das hat NRW-Umweltminister Johannes Remmel am 29. August bekannt gegeben.
Dazu Minister Remmel: „Die Strategien zum Schutz der biologischen Vielfalt auf Bundes- und auf Landesebene sehen vor, den Anteil der Wälder mit natürlicher Entwicklung deutlich zu erhöhen. Das aktualisierte Gutachten bestätigt, dass der Nationalpark Senne hierzu einen wertvollen Beitrag leisten kann. Gleichzeitig würden in dem Nationalpark die naturschutzfachlich wertvollen Offenlandlebensräume, wie die charakteristischen Heideflächen, erhalten werden.“ Das Naturerbe in Ostwestfalen-Lippe sei ein Hotspot der biologischen Vielfalt von europäischer Bedeutung. Diesen Schatz gelte es zu bewahren und zu schützen. Ein Nationalpark Senne wäre daher die Krönung.
Erarbeitet wurde das neue Gutachten vom Landesumweltamt. Im Vergleich zur 2011 vorgelegten Planung berücksichtigt es ausschließlich bundeseigene Flächen. Bei der Erarbeitung hat das LANUV aktuelle und flächendeckende Daten zur Naturausstattung genutzt, die die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben zur Verfügung gestellt hat. Wälder, Still- und Fließgewässer, Heiden, Trockenrasen, magere Wiesen und Moore prägen das Landschaftsbild des rund 10.900 ha großen Senne-Areals. Mehr als 1.000 gefährdete Arten wurden in dem Gebiet bereits nachgewiesen.
Aufgrund ihrer Größe und Naturausstattung ist die Senne in Nordrhein-Westfalen das bedeutendste Schutzgebiet der europäischen FFH-Kategorie (Fauna-Flora-Habitat). Laut Gutachten erfüllt das Gebiet alle Kriterien zur Ausweisung von Nationalparken gemäß Bundesnaturschutzgesetz. Der Erhalt der Heideflächen und der sonstigen wertbestimmenden Offenlandlebensräume würde in Verbindung mit Wäldern, die sich auf mehr als der Hälfte der Fläche ohne menschliche Nutzung natürlich entwickeln sollen laut Gutachten einen in seiner Vielfalt einzigartigen Nationalpark schaffen.
Als nährstoffärmstes Gebiet in Nordrhein-Westfalen eignet sich die Senne besonders gut zur Entwicklung und zum Schutz von Birken- und Eichenwäldern des mitteleuropäischen Flachlandes auf nährstoffarmen Sandböden. Ein Nationalpark Senne hätte damit auch Bedeutung für den internationalen Artenschutz.
Aktuell wird der Truppenübungsplatz Senne militärisch genutzt, vor allem von britischen Streitkräften. Diese haben jedoch spätestens bis 2018 angekündigt, aus Deutschland abzuziehen. „Das aktuelle Gutachten bestätigt, dass die Senne die Anforderungen an einen Nationalpark vollumfänglich erfüllt. Neben der großen Bedeutung für die Bewahrung unseres Naturerbes bieten Nationalparke auch große Chancen für Naturerleben, Erholung und nachhaltigen Tourismus“, sagte Remmel. Die nordrhein-westfälische Landesregierung habe die Absicht, einen zweiten Nationalpark in NRW auszuweisen.