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Seilkran-Einsatz im Wald
Seilkräne sind je nach Gelände eine sinnvolle Alternative für schwere Räumungsfahrzeuge.

Neues aus der Waldarbeit: Optimierte Seilkran-Einsätze

04. März 2022

Immer öfter kommen Seilkräne in der Waldarbeit zum Einsatz. Forschende der Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) und der Eidg. Technischen Hochschule Zürich (ETH) haben jetzt eine Software entwickelt, mit der sich die Seillinie für die Praxis optimal planen lässt. Eine fast vergessene Berechnungsmethode wurde dabei wiederentdeckt.

Die Waldarbeit steht oftmals vor neuen Herausforderungen. Die Arbeitssicherheit muss gesteigert, die Arbeitsweise effizienter werden und gleichzeitig bringen Stürme und Kalamitäten die Wälder durcheinander. Zuletzt war die Arbeitssicherheit beim Online-Fachgespräch der SVLFG: „Sicher arbeiten im Schadholz“ wieder Thema. Gerade in steilen Lagen und beim Thema bodenschonendes Arbeiten gibt es noch technischen Verbesserungsbedarf – zumindest hat die WSL nun einen Bericht über eine neu entwickelte Software veröffentlicht, die den Einsatz von Seilkränen optimieren soll. Denn Seilkran-Anlagen brauchen eine sorgfältige Planung, passend zu den jeweiligen Geländegegebenheiten.

Die optimale Berechnungsformel für Seilkran-Anlagen

In den 1960er-Jahren beschäftigten sich Ernst Pestal und Otto Zweifel mit Seilbahnberechnungen. Die von Pestal beschriebenen seilmechanischen Formeln seien bis heute im Einsatz, obwohl sie die Seildurchhänge für Seilkräne überschätzen. Zweifels Einschätzungen entsprechen den Gegebenheiten bei Seilkränen mehr. Im Gegensatz zu Pestal ging er nämlich nicht von einem gewichtsgespannten, sondern von einem beidseitig verankerten Tragseil aus (siehe Illustrationen). Damals seien die berechnenden Computer allerdings noch nicht leistungsfähig genug gewesen.

Während die Pestal-Methode auf Seilbahnen zugeschnitten ist, trifft die Zweifel-Methode Annahmen, die mehr der Realität von Seilkran-Einsätzen entspricht.

Heute greife man die Berechnungen aus den 1960iger-Jahren wieder auf. 2012 entwickelte WSL-Forscher Leo Bont zusammen mit Patricia Moll in der Forschungsgruppe von Prof. Dr. Hans Rudolf Heinimann eine Software mit dem Namen Seilaplan (Seilkran Layout Planer). Seither wurde das QGIS-Plugin stetig weiterentwickelt. Neben der Seillinie werden darin die optimalen Stützenpositionen für das Seil berechnet. Diese Ergebnisse wurden bereits in Praxistests im Gelände überprüft, berichtet die WSL.

Wichtige Erkenntnisse für die Seilkran-Praxis

Der mit der Zweifel-Methode im Seilaplan-Tool vorausgesagte Seildurchhang entspricht genau der Messung während der Feldtests. Die Berechnungen aus den 1960iger Jahren waren damit ihrer Zeit voraus.

Die o. g. Erkenntnisse wurden in den Steilhängen des Tösstals, des Toggenburgs und des Pilatus überprüft. Im Ergebnis lieferten Seilaplan und die darin integrierten Zweifel-Formeln für den Durchhang eine Genauigkeit von rund 1 m, was einer hohen Genauigkeit entspreche. Die leichte Überschätzung der Tragseilzugkräfte sei aus Sicherheitsgründen positiv zu werten.

Forstunternehmen und Behörden zeigen über die Landesgrenzen der Schweiz hinaus Interesse an den Feldtestergebnissen der Forschenden von WSL und ETH Zürich sowie am frei zugänglichen QGIS-Plugin Seilaplan. Verschiedene Fernerkundungsdaten und GIS-Layer seien für die Planung leicht einzubeziehen.

Einen ausführlichen Bericht über „Neue Grundlagen für ein genaueres Seillinien-Layout“ finden Sie in der AFZ-Der Wald Ausgabe 2/2022 (S. 16-19) oder in unserem Digitalmagazin.

Quelle: WSL