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Typisch für den Japankäfer sind die fünf weißen Haarbüschel an den Hinterleibsseiten sowie die zwei Haarbüschel auf dem letzten Abdominalsegment.
Typisch für den Japankäfer sind die fünf weißen Haarbüschel an den Hinterleibsseiten sowie die zwei Haarbüschel auf dem letzten Abdominalsegment.

Neuer Quarantäneschädling: Japankäfer erstmals in der Schweiz nachgewiesen

04. August 2021

Am 13. Juli wure ein lebendiges Männchen des Japankäfers (Popillia japonica) in einer Pheromonfalle am Baseler Güterbahnhof entdeckt. Der Fundort ist keine fünf Kilometer von der deutschen Grenze entfernt. Das geht aus der aktuellen „Pflanzengesundheit aktuell“ des Landwirtschaftlichen Technologiezentrums Augustenberg (ltz) für Juli 2021 hervor.

Der Eidgenössische Pflanzenschutzdienst vermutet bisher, dass dieser einzelne Japankäfer als blinder Passagier z. B. mit einem Güterzug aus Norditalien oder dem Südtessin unabsichtlich nach Basel gelangt ist. In der Region Basel werden nun amtliche Maßnahmen ergriffen, um abzuklären, ob es sich tatsächlich um einen Einzelfall handelt oder ob es möglicherweise schon zu einer Etablierung im Raum Basel kam.

Bisherige Befunde des Japankäfers in der Schweiz

In der Schweiz wurde der Japankäfer 2017 im Südtessin an der Grenze zu Italien nachgewiesen, nachdem er in Italien bereits 2014 beobachtet wurde. Er unterliegt in beiden Ländern zumindest Eindämmungsmaßnahmen, da er aufgrund seines hohen Schadpotenzials an zahlreichen Kulturpflanzen als prioritärer Unionsquarantäneschädling eingestuft ist. Im Tessin wurde ungefähr eine Verzehnfachung der Käferpopulation pro Jahr beobachtet und eine erfolgreiche Tilgung wird wegen des Zuflugs aus Italien für unwahrscheinlich gehalten.

Der Fund in Basel zeigt, dass die Gegenmaßnahmen auf der Alpensüdseite und die natürliche Barriere der Alpenkette nicht verhindern können, dass zumindest einzelne Individuen des prioritären Unionsquarantäneschädlings auf die Alpennordseite gelangen. Sofern auch begattete Weibchen als „blinde Passagiere“ verschleppt werden, besteht die Gefahr, dass sich der Japankäfer sehr schnell nach Mitteleuropa ausbreitet.

Der Eidgenössische Pflanzenschutzdienst geht aktuell davon aus, dass ein möglicher Befallsherd nördlich der Alpen getilgt werden könnte, sofern er frühzeitig entdeckt und bekämpft würde. Aus diesen Gründen ist eine intensive Gebietsüberwachung, insbesondere entlang der Verkehrsadern aus Piemont, der Lombardei und dem Tessin notwendig und die Öffentlichkeit sollte sensibilisiert werden.

Ein Auftreten ist sowohl an den Verkehrsadern entlang des Oberrheins denkbar, als auch im Raum Friedrichshafen, Konstanz und entlang des Hochrheins, je nachdem welche Wege Gütertransporte und Urlaubsrückkehrer wählen.

Der Japankäfer frisst vorzugsweise das Blattgewebe zwischen den Blattadern (Skelettierfraß).

Aufruf zur Mithilfe bei der Gebietsüberwachung!

Sollten Sie einen Japankäfer an Pflanzen, Fahrzeugen, an der Kleidung oder Gepäckstücken entdecken, fangen Sie den Käfer (tot oder lebendig) und bewahren Sie ihn sicher auf (z. B. eingefrieren bei -18 °C). Informieren Sie bitte Ihren zuständigen Pflanzenschutzdienst. Falls Sie unsicher sind, ob es sich um einen Japankäfer handelt, senden Sie ein Foto an pflanzenschutz-insekten@ltz.bwl.de. Teilen Sie bitte auch den Fundort mit. Informationen zu dem Befallsgebiet um den Lago Maggiore finden Sie online bei den örtlich zuständigen Behörden für Piemont, für die Lombardei und für das Tessin.

Hintergrund: Der Japankäfer (Popillia japonica)

Der Japankäfer (Popillia japonica) benötigt für die Entwicklung vom Ei bis zum erwachsenen Käfer normalerweise ein Jahr. Ein Weibchen legt während ihres Lebens 40 bis 60 Eier bevorzugt in feuchtem Boden ab. Die Larven (= Engerlinge) schlüpfen nach zwei Wochen und ernähren sich von Pflanzenwurzeln, vor allem von Graswurzeln, aber auch von Wurzeln von Mais, Soja, Tomaten oder Erdbeeren. Dabei entstehen Schäden in den Kulturen bzw. in den Gras- und Rasenflächen. Durch Engerlinge in Pflanzballen, Topfpflanzen, Rollrasen und im Humus/Oberboden können Larven des Japankäfers leicht über große Distanzen ausgebreitet werden. Deshalb dürfen entsprechende Transporte aus einem Befallsgebiet höchsten nach Durchführung bestimmter Schutzmaßnahmen (z. B. Insektizidbehandlung, Wärmebehandlung, Kontrollen) zugelassen werden.

Der Japankäfer (Popillia japonica) stammt ursprünglich – der Name lässt es vermuten – aus Japan und gehört zur Familie der Blatthornkäfer.

Die Larven verpuppen sich im Frühjahr und im Mai und Juni schlüpfen dann die adulten Käfer. Diese können von Mai bis in den September hinein beobachtet werden, wobei die Hauptflugzeit von Mitte Juni bis Mitte Juli andauert. Die Käfer ernähren sich von Blättern, Blüten und Früchten zahlreicher Pflanzenarten. Bei den Kulturpflanzen sind es z. B. Apfel, Steinobst, Weinreben, Mais, Soja- und Gartenbohne, Erdbeeren, Brombeeren, Spargel und Rhabarber. Bei den Zierpflanzen sind Rosen und Blauregen beliebt. Daneben sind auch zahlreiche Laubgehölze wie z. B. Ahorn, Kastanie, Birke, Platane, Pappel, Weide, Linde und Ulme auf dem Speiseplan.

Insgesamt hat Popillia japonica über 300 Wirtspflanzen. Oft versammeln sich Käfer in größeren Gruppen und fressen einzelne Pflanzen völlig kahl, während sie benachbarte Pflanzen kaum schädigen. An Laubblättern fressen die Tiere vorzugsweise das Blattgewebe zwischen den Blattadern („Skelettierfrass“). An Blüten und Früchten findet man unregelmäßige Fraßschäden.

Die Käfer können täglich ca. 500 m weit fliegen. Pro Jahr wird eine natürliche Ausbreitung zwischen drei und 24 km für möglich gehalten. Mit Pflanzen und Grünschnitt kann der Japankäfer auch leicht unabsichtlich aus Befallsgebieten verschleppt werden, wobei hier auch durch entsprechende Verbote oder Schutzmaßnahmen gegengesteuert werden kann. Im Gegensatz dazu ist die Verbreitung als blinder Passagier an Fahrzeugen, Gepäckstücken, an Kleidung und Haustieren von amtlicher Seite nicht kontrollierbar und jeder Einzelne ist aufgerufen, bei Urlauben, Geschäftsreisen oder Ausflügen ins Befallsgebiet (z. B. Parco del Ticino, Lago Maggiore) vor der Rückreise sorgfältig das Fahrzeug, Haustiere und Gepäckstücke zu kontrollieren, da sich die Käfer leicht mit ihren kleinen Haken an den Beinen anheften können.

Es besteht Verwechslungsgefahr mit einigen heimischen Arten, darunter v. a. der Feld- und Waldmaikäfer, der Junikäfer, der Kleiner Julikäfer und der Gartenlaubkäfer.

Red./Quelle: itz