Neue Strategien für die Waldsteppe

02. April 2013

Die Moore, Wälder und Steppen in Westsibirien zählen zu den wichtigsten Kohlenstoffsenken der Welt. Weil in der Region der Bedarf an Ackerflächen zunimmt, droht der Kohlenstoff freigesetzt zu werden. Das könnte den Klimawandel beschleunigen. Wissenschaftler aus Deutschland und Russland wollen nun Fakten liefern, um den Landnutzungswandel nachhaltig zu gestalten. „Neue Strategien für die Waldsteppe“ ist das Thema des jüngsten Porträts des Forschungsschwerpunkts „Nachhaltiges Landmanagement“, das das Projekt „SASCHA“ vorstellt.

Dort, wo die Sowjetunion in den 1950er Jahren auf Millionen Hektar mit gigantischem Aufwand die Steppe für den Getreideanbau unter den Pflug nahm, fielen nach dem politischen und wirtschaftlichen Zusammenbruch in den 1990er Jahren viele Grünländer brach. Heute fühlen sich dort seltene Limikolen wohl. Doch die Biodiversität ist in Gefahr: Werden künftig die Wiesen und Weiden wieder in Ackerland umgewandelt und die landwirtschaftliche Nutzung intensiviert, hat das negative Auswirkungen auf die Vogelgemeinschaften.

Forschungsprojekt SASCHA

Im deutsch-russischen Forschungsprojekt SASCHA werden bis zum Jahr 2016 Grundlagendaten erhoben. Gleichzeitig sollen Monitoring-Instrumente bereitgestellt werden, mit denen sich Strategien entwickeln lassen, damit sich regionale Landnutzer besser auf die Auswirkungen der Veränderungen der Landschaft und des Klimawandels einstellen können. Mit 3,8 Mio. EUR fördert das Bundesforschungsministerium das Vorhaben. Von deutscher Seite sind neben Forschern der Universitäten Münster, Osnabrück und Kiel auch die Humboldt-Universität zu Berlin, die Hochschule Osnabrück und das Fernerkundungsunternehmen Eftas sowie von russischer Seite Institute der Tjumener Staatsuniversität sowie der Staatlichen Agraruniversität Tjumen am Projekt beteiligt.

Weil die Trockenheit in der Steppenzone Kasachstans und Südsibiriens zunimmt, wird sich der Getreideanbau weiter nordwärts in die Waldsteppenzone und die Vor-Taiga verlagern, so Dr. Johannes Kamp, der das Projekt als Landschaftsökologe der Uni Münster koordiniert. Diese Verschiebung berge Risiken. Denn: Die Moore, Wälder und Steppen Westsibiriens zählen zu den weltweit wichtigsten Kohlenstoffsenken. Alleine Moore bedecken 600.000 km² und speichern damit ein Viertel des in terrestrischen Ökosystemen festgelegten Kohlenstoffs. Werden diese Kohlenstoffvorräte freigesetzt, sind sie eine wichtige Quelle von Treibhausgasen.  

Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung GmbH - UFZ