226 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus 54 Länder haben an der Forschung mitgewirkt. Sie fanden auf fast 500.000 Untersuchungsflächen heraus, dass Nordamerika, Europa und Ostasien statistisch gesehen besonders wahrscheinlich von invasiven Baumarten besiedelt werden.
Invasive Baumarten rücken nach Europa vor – warum?
Die Wahrscheinlichkeit für die Ausbreitung invasiver Baumarten in neuen Regionen, hänge unabhängig der Klimazone vor allem von der wirtschaftlichen Aktivität vor Ort ab, so die Forschenden. Die räumliche Nähe invasiver Arten zu Häfen sei dabei besonders auffällig. Für die Auswertung nutzten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler neben neuen Untersuchungen auch bereits vorhandenes Wissen aus internationalen Datenbanken und ökologischen Modelle. Für jede Untersuchungsfläche berechneten sie, wie hoch der Anteil eingewanderter Baumarten im Vergleich zu zuvor etablierten Baumarten sowie gegenüber der insgesamt bewaldeten Fläche ist.
Auch wie groß die Artenvielfalt in einem Bestand ist, sei ausschlaggebend dafür, inwieweit sich neu hinzukommende Arten etablieren können. Ein artenarmer Baumbestand würde den Ergebnissen nach wahrscheinlich langfristig besiedelt und weiträumig durch invasive Arten bedrängt werden.
Artenreiche Wälder sind sicherer gegenüber invasiven Arten

Im Umkehrschluss fanden die Forschenden heraus: Bäume in artenreichen Wäldern werden nur mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit von invasiven Arten verdrängt. Um konkret abschätzen zu können, ob es durch neue Baumarten zur Verdrängung heimischer Arten kommt, brauche es aber jeweils genaue Beobachtungen der Gegebenheiten vor Ort, so Dr. Andreas Hemp, Lehrstuhl für Pflanzensystematik an der Universität Bayreuth. Er unterstützte die Studie mit seinen Forschungsergebnissen vom Kilimandscharo in Tansania.
Weitere Gründe für die Ausbreitung invasiver Arten seien ihm nach der Grad der Auflichtung der Wälder durch menschliche Nutzung der Ressourcen sowie die Nähe zu Forstplantagen. Am Kilimandscharo seien bspw. die mexikanische Zypresse (Cupressus lusitanica) und die ebenfalls in Mexiko heimische Kiefernart Pinus patula auf solchen Plantagen gepflanzt. Diese Wälder seien besonders stark vom Menschen beeinflusst. Invasive Baumarten wie die Akazie (Acacia maernsii) und Eukalyptus-Arten besiedeln die Wälder dann leicht.

Die beiden Arten haben sich in den letzten Jahrzehnten rasant ausgebreitet und befördern zusätzliche Störer des Waldes: Waldbrände. Die Waldbrände befördern dann wiederum ihre Ausbreitung sowie das Vorkommen anderer invasiver Arten. Für die heimischen Wälder am Kilimandscharo habe das vor allem negative Konsequenzen, beschreibt Hemp.
Hätten Sie es gewusst? Die invasivsten Baumarten der Welt
Die internationale Forschung fand außerdem heraus, welche beiden Baumarten die invasivsten Exoten der Welt sind:
- Die Scheinakazie (Robinia pseudoacacia)
- Die Waldkiefer (Pinus sylvestris)
Das Ergebnis mag überraschen, ist die Waldkiefer in Deutschland ein heimischer Nadelbaum, der zwar weiträumig etabliert ist, in seinem Wuchsverhalten gegenüber anderen Baumarten aber nicht dominant auftritt. Die weltweit betrachtete Eigenschaft der Invasivität der Waldkiefer sei über ihre Überlebensstrategie zu erklären, so Hemp. Grund sei „ihre enorme ökoklimatische Anpassungsfähigkeit und ihre Fähigkeit, sich auch unter sich wandelnden Klimabedingungen in Mitteleuropa als wichtige Baumart zu behaupten.“