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Janner mit Buch im Wald
In seinem Buch beschreibt Janner, wie er sich als Förster um seine Wälder im Klimawandel kümmert. Er will aber nicht missionieren, sondern aufzeigen, was Forstleute in der aktuellen Situation leisten.

Naturschutz, Holzenergie und Instagram – Vielseitigkeit im Wald

08. Juni 2023
Nominiert für den DEUTSCHEN WALDPREIS – Gemeindewaldförster in Wald und Öffentlichkeit aktiv

In Oberwallmenach südlich von Koblenz ist Martin Janner seit 26 Jahren Förster. Im Auftrag von sieben Gemeinden kümmert er sich um die Natur und arbeitet gegen Trockenschäden an. Janner beschäftigen aber noch mehr Themen, nicht „nur“ die Gesundheit seines Waldes im Klimawandel. Er will bei öffentlichen Diskussionen mitreden, regionale Märkte stärken und den Wert der Forstwirtschaft aufzeigen. Was ihm wichtig ist: Arbeit mit den eigenen Pferden, festes Personal und Auszubildende im Betrieb, Öffentlichkeitsarbeit und Holzenergie.

Janner lebt Vielfältigkeit im Wald und in seiner Arbeit. Den Vater eines 14-Jährigen zog es schon früh in den Wald: „Als ich selbst 14 war, wusste ich schon, dass ich Förster werden will.“ Über ein duales Forststudium in Rheinland-Pfalz ist der gebürtige Hesse in die Region gekommen und hat dort schnell Wurzeln geschlagen. Nachdem er seinen Vorgänger im Revier kennenlernte, baute sich eine Freundschaft zwischen den beiden auf. Ins Amt wurde Janner aber gewählt, denn die Gemeinden haben schnell gemerkt, dass der Nachwuchsförster in die Region passt. Seit der Bewerber auf den Titel „Förster des Jahres 2023“ das Revier Oberwallmenach leitet, hat er seinem Vorgänger ein Denkmal im Wald aufgestellt und gründete einen regionalen Holzenergiehof. Auch die Ausbildung von Forstwirten und Studenten liegt ihm am Herzen. Sie haben ihn inspiriert, auf der sozialen Plattform Instagram aktiv zu werden (@forstrevier.oberwallmenach), was schließlich zu seinem Buch „Der Wald der Zukunft“ führte. Janner kann sich nicht vorstellen, seinen Wald jemals wieder aufzugeben: „Ich habe versprochen, mich um diesen Wald zu kümmern, und das mache ich, solange man mich lässt.“

Forstwirtschaft ist Handwerk

In der Forstwirtschaft setzt Janner auf Vielfalt und packt Probleme an. „Wenn ich eine Idee habe, lese ich nach und probiere es aus.“ Wichtig sind ihm dabei auch die Menschen, sagt er. Als Förster will Janner alle mitnehmen, seine Pläne auch erklären. Neben der Zusammenarbeit mit regionalen Forstunternehmen, organisiert Janner einen kommunalen Regiejagdbetrieb, in dem bei Gesellschaftsjagden öffentlich im Dorf Strecke gelegt wird, und lädt die Gemeinde regelmäßig zu Waldbegängen ein. „Ich will mich mit meiner Arbeit nicht verstecken!“ Jagd, Landwirtschaft, Forstwirtschaft – das alles sieht Janner als wichtiges Handwerk und als Fundament einer Region. Die Anwohner seines Reviers seien sensibilisiert und verstehen, dass Wald wichtige Funktionen erfüllt. Das Auszeichnen der Holzerntemaßnahmen und Pflanzaktionen gibt Janner jedoch nicht gern aus der Hand: „Dafür braucht es geschultes Personal. Mir ist daher auch wichtig, dass ich meine Forstwirte habe und dass wir Leute ausbilden.“ Aktuell zählt Janner fünf Forstwirte und zwei Auszubildende zu seinem Kollegenkreis. Fällarbeiten wurden vor 2019 im Revier ausschließlich über motormanuelle Fällungen erledigt – während der Trockenschäden kam der Harvester, langfristig möchte der umtriebige Förster die Arbeiten im Wald aber wieder mit eigenem Personal meistern. Unterstützend werden Forwarder, Traktor, Seilwinde oder auch Janners zwei Rückepferde eingesetzt. Diese, betont er, haben jedoch eher einen Ausbildungscharakter und werden nicht standardmäßig eingesetzt.

Trockenheit verändert Wald

Insgesamt betreut Janner 1.568 ha Kommunalwald. Rückegassen verlaufen mit 30 bis 40 m Abstand durch sein Revier. Alle vier Jahre werden die meisten Altbestände durchforstet – einzelstammweise. Die Bestände liegen auf 280 bis knapp 500 m ü. NN. Fichte findet sich in Janners Revier fast gar nicht mehr – binnen zehn Jahren ist sie auf 267 ha verschwunden und nimmt nur noch 8 % der Bestände ein. Dafür hat Janner 55 % Buchen, 12 % Eichen und 8 % Douglasien. Insgesamt zählte die gerade durchgeführte Forsteinrichtung 43 Baumarten. Trotz des langjährigen Mittels von 750 mm Niederschlag jährlich, hat es im Revier Oberwallmenach bereits einen Tiefstand von unter 500 mm gegeben. Der Temperaturrekord lag im letzten Jahr bei durchschnittlich 11 °C.

Klimawandel als Chance

Gerade die Trockenheit der letzten fünf Jahre habe Janners Bestände verändert. „Vor 25 Jahren waren meine Wälder voll bestockt. Es gab wenig Notwendigkeit, neue Bestände zu begründen. Nach dem ersten Schock sehe ich die Waldschäden heute als Chance.“ Tanne, Kiefer, Eiche, Buche und weitere Baumarten verjüngen sich auf einigen Flächen von selbst. Auch die Elsbeere, Kirsch- und Nussbäume kommen vor. „Die Natur macht mir ein Angebot, das schlage ich natürlich nicht aus. Ich schaue erst, was die Fläche mir anbietet, dann helfe ich nach.“ Das kann die Pflege wie das Freistellen einer Eiche sein oder die Pflanzung von neuen Baumarten. Ebenfalls einzeln, im Abstand von 10 m. In Jungbeständen will Janner sechs bis acht Baumarten etablieren. „Auch die Birke erachte ich als wichtige Wirtschaftsbaumart.“

Janner achtet auf Strukturvielfalt durch Habitatbäume und will künftig mehr dafür tun, Wasser in den Beständen zu halten. Wald stillzulegen sei für das ANW-Mitglied keine Lösung. Kleinflächig könne man das umsetzen, wichtiger sei aber eine nachhaltige und anspruchsvolle Waldbewirtschaftung – Holz als nachwachsenden Baustoff und Energieträger zu vermarkten. Die aktuelle Forsteinrichtung habe ergeben, dass seine Bestände von über 80 Jahren bereits eine stabile Folgegeneration durch Naturverjüngung im Unterstand haben, darauf ist Janner stolz. Den Bestockungsgrad versucht er auf dem Wert von 0,5 bis 0,7 zu halten. „Ich bin kein Vorratsförster, ich möchte die Bestände strukturieren und vielgestaltig entwickeln.“ Janner freut sich über erfolgreich aufkommende Tannen- und Douglasienverjüngung genauso wie über Laubbäume. Nicht heimische Baumarten lehnt er nicht kategorisch ab. „Ich beobachte, was in der Region wächst. Wenn sich ein Französischer Ahorn oder die Zerreiche von selbst entwickelt, sehe ich das als Fingerzeig.“

Nachhaltigkeit und Naturschutz im Wald

Neben der Versorgung der Region ist Janner wichtig, Arbeitsabläufe nachhaltiger zu gestalten. Noch nutzt er Wuchshüllen aus Plastik, aber: „Kritik daran ist berechtigt, langfristig wollen wir sie durch nachhaltigere Alternativen ersetzen.“ Im Winter motorisiert, belädt Janner im Sommer ein Lastenrad mit allem, was er bei Reviertätigkeiten braucht. Das könne natürlich nicht jeder Förster umsetzen, aber für ihn sei das eine praktikable Lösung. Naturschutzvorgaben betrachtet Janner pragmatisch: „Was gemacht werden muss, setze ich um!“ Naturschutzerfolge freuen den 53-Jährigen aber jenseits von Auflagen: Vorkommen von Amphibien, Wildkatzen oder Kolkraben zählen dazu. Er sieht vor allem aber die Waldbewirtschaftung selbst als Naturschutz. Das mache auch seinen Beruf für ihn so einzigartig: „Es ist kein Entweder-Oder. Ich kann einen Wirtschaftswald gestalten und die Artenvielfalt fördern. Beides ist gleichzeitig möglich.“

Qualitätsprodukt Holz: Was Förster von Winzern lernen können

Und noch etwas macht Gemeindeförster Janners Arbeit besonders: Sein Sohn Elias begleitet ihn regelmäßig in den Wald. Dort hilft er beim Aufnehmen des Holzes am Weg oder geht mit auf die Jagd. Sein Interesse an der Natur sei groß, Förster wolle Elias trotz seiner Begeisterung und der seines Vaters aber nicht werden – sondern Winzer. Janner-Senior findet das gut. Auch das sei ein Handwerk der Region, das weitergeführt werden müsse. Und die Winzer haben den Förstern etwas voraus, sagt Janner: „Winzer verkaufen mit ihrem Produkt auch eine Geschichte, ein Lebensgefühl. Die Menschen wollen wissen, woher die Qualität eines Produkts kommt und was dahintersteht. Das müssen Forstleute auch leisten. Denn wir leben in einer Informationsgesellschaft. Wenn wir nicht über uns und unser Handeln sprechen, tun es andere.“ Das war auch der Grund für Janner, sein Buch zu schreiben. „Mir ist dabei eins wichtig: Ich will nicht den Zeigefinger heben und belehren. Ich beschreibe einfach, wie wir Forstleute im Wald arbeiten.“ Janner findet: „Der Wald ist unser Leben!“ Damit meint er sich, seinen Sohn, seine Mitarbeiter, Forstleute, Freunde und die Region.

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