Der März 2023 war nach Berechnungen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) der nasseste März seit 2001. Mit mehr als 90 l/m² Niederschlag gab es fast 60 % mehr Niederschlag als im Schnitt der Referenzperiode 1961 bis 1990. Auch den April verbuchen die Meteorologen bereits – statistisch gesehen – als niederschlagsreich. Das teilte auch das Redaktionsnetzwerk Deutschland mit.
Trotzdem noch zu wenig Wasser
Ist die Trockenheit im Boden damit passé? Fred Hattermann, Leiter der Forschung zu hydroklimatischen Risiken am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK), macht hier leider wenig Hoffnung: „Von den momentanen Regenmengen darf man sich nicht täuschen lassen. Entwarnung kann es leider noch lange nicht geben.“
Grundwasserpegel häufig nicht einmal auf Vorjahresniveau
Denn von großen Niederschlagsmengen auf den Grundwasserspiegel zu schließen, sei zu kurz gedacht, so der Hydrologe. „Der Boden ist in den oberen Schichten zwar gut durchfeuchtet. Doch der Grundwasserspiegel, der viele Meter unter der Erdoberfläche liegt, ist in vielen Regionen noch nicht mal auf dem Stand vom vorigen Jahr.“ Betroffen sei vor allem der Osten Deutschlands, aber auch Regionen in Süd- und Westdeutschland. „Da haben wir ein Niederschlagsdefizit von einem Jahr. Es müsste also ein Jahr durchregnen.“
Dürre in Deutschland: Welche Rolle spielt die globale Erwärmung?
Der fehlende Regen sei aber nur das eine Problem, wenn es um die Dürre gehe. „Man schaut immer auf den Niederschlag, vergisst dabei aber häufig, dass auch die globale Erwärmung eine große Rolle spielt“, erklärt Hattermann. „So ist die Temperatur in Deutschland seit der vorindustriellen Zeit im Schnitt um zwei Grad gestiegen. Das bedeutet, dass die Winter kürzer ausfallen und die Vegetationsperiode länger wird.“ Die Pflanzen würden also immer zeitiger im Frühjahr und länger im Herbst Wasser aus dem Boden für ihr Wachstum ziehen.
Berechnungen: „Es müsste ein Jahr durchregnen“
Durch die zunehmende Wärme sei auch die Verdunstung angestiegen, so der Hydrologe. Das zehre kontinuierlich an den Wasserreserven. „Es müsste im Schnitt immer mehr regnen, um die mit der Erwärmung weiter ansteigende Verdunstung auszugleichen.“ Was man nun tun kann? Der Experte meint, Hecken als Windbrecher an Äckern und Grünland könnten helfen, Schatten gegen eine starke Verdunstung zu produzieren. Auch müsse man neue, angepasste Sorten anbauen, die beispielsweise weniger Wasser für ihr Wachstum benötigen.
Hattermann unterstreicht vor diesem Hintergrund einmal mehr die Bedeutung des klimaangepassten Waldumbaus in Deutschland: „Wir haben (noch immer) viel zu viele Fichtenwälder. Der klassische Nadelwald aber verbraucht im Winter bedeutend mehr Wasser als ein Laubwald.“