
Die Grundidee ist gleichgeblieben: Der Einzelschutz soll einfach und schnell zu handhaben sein, die Sprösslinge sicher vor Verbiss- und Fegeschäden schützen, mehrmals wiederverwendbar sein und kein schädliches Mikroplastik auf die Kulturfläche entlassen. All diese Anforderungen konnten die Gromms aus Stahl souverän erfüllen, aber die Kritikpunkte „zu schwer“ und „zu teuer“ ließen sich nicht so einfach überwinden – auch wenn die mindestens dreimalige Wiederverwendbarkeit und die zeitsparende Handhabung durchaus eine wirtschaftliche Kalkulation erlaubt. Viele Waldbesitzer scheuen die hohen Investitionskosten für die Metallkäfige. Deshalb haben Thomas Groos und Michael Müller von der Gromm GmbH jetzt einen neuen Schutz entwickelt, der bei gleichem Design nicht mehr aus Stahl, sondern aus einem hundertprozentig mineralölfreien Verbundmaterial aus nachwachsenden Rohstoffen besteht.
Biokunststoff
Die Umsetzung dieser neuen Idee war dabei alles andere als leicht. Viele Kunststoffverarbeiter, an die sich Groos und Müller gewandt haben, sahen sich aufgrund der Größe und des filigranen Designs nicht imstande, den Verbissschutz mit den geforderten Eigenschaften zu produzieren. Nur die Firma Zimmermann Formen- und Werkzeugbau aus dem hessischen Gladenbach war von Anfang an von der Machbarkeit überzeugt. Geschäftsführer Dr. Michael Neumann und seine Mitarbeiter investierten viel Zeit und Herzblut in die Entwicklung eines 14,6 t schweren Werkzeugs, mit dem der Verbissschutz im Spritzgussverfahren produziert werden kann. Als Dritter im Bunde kam dann noch die Firma Nature Compound aus Schwerte mit ins Boot, dessen Gründer, Niclas Beutler, es sich zur Aufgabe gemacht hat, erdölbasierte Kunststoffe durch Werkstoffe zu ersetzen, die aus nachwachsenden Rohstoffen bestehen. Bis auf den Metalltritt wird der Einzelschutz daher aus einem Papierspritzgussmaterial gefertigt, das sich aus Cellulose, Holzmehl, Zuckerrohr, Kreide und Tonerde zusammensetzt. Bei der Produktion wird das auf 180 °C erhitzte Granulat mit einem Druck von 800 bar in die Form gespritzt, wo es dank Wasserkühlung rasch aushärtet. Nach weniger als einer Minute entnimmt ein Robotergreifer die beiden Hälften des Gromms aus dem geöffneten Werkzeug.
Compound-Kunststoff

Das Ergebnis der gemeinsamen Entwicklungsarbeit ist jetzt der Gromm VS 1 200 C (das C steht für Compound), der bei gleichen Abmessungen nur noch 1,5 kg wiegt, statt knapp 4 kg wie die Variante aus Stahl. Damit fällt der Transport auf der Kulturfläche schon einmal wesentlich leichter. Die drei Einzelteile des Verbissschutzes (zwei Kunststoffhälften plus Metalltritt) lassen sich vor Ort in wenigen Sekunden zusammensetzen und genauso schnell über einem Sprössling in den Boden drücken. Das Material bleibt bis zu einer Temperatur von 70 °C formstabil, so dass auch die befürchteten heißen Sommer der kommenden Jahre problemlos überstanden werden. Auch Frost und UV-Strahlung können dem Material wenig anhaben. Wenn die Bäume nach einigen Jahren aus der Gefahrenzone herausgewachsen sind, können die Gromms in kürzester Zeit abgebaut werden und auf einer neuen Kulturfläche zum Einsatz kommen. Diese Wiederverwendbarkeit macht den neuen Einzelschutz wirtschaftlich absolut konkurrenzfähig und entspricht voll dem forstlichen Nachhaltigkeitsgebot.
Wiederverwenden
Wer die neuen Einzelschützer zunächst einmal ausprobieren möchte kann ein Probepack mit zehn Stück für 185 € (inkl. MWSt. und Versand) anfordern. Für größere Bestellmengen wird es eine Rabattstaffelung geben. Für 1000 Stück liegt der neue Gromm VS 1200 C aktuell bei 12,60 € netto, das Stahl-Pendant demgegenüber bei 39,30 €. Die derzeitige Produktionskapazität liegt bei etwa 500 000 Stück pro Jahr. Bei entsprechender Nachfrage könnte diese Zahl aber noch deutlich hochgefahren werden. Angesichts der zahlreichen Kalamitätsflächen in deutschen Wäldern sollte der Bedarf für eine durchdachte Einzelschutzlösung vorhanden sein.
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