Das neue Timber Innovation Center der Nichtregierungsorganisation Fairventures in Kampala informiert über die vielfältigen Möglichkeiten von Holz als modernem Baumaterial mit geringen CO2-Emissionen.
Vernetzung in Ostafrika
Es ist das erste moderne Gebäude in Holzbautechnik in Uganda und soll Akteure aus Forstwirtschaft und Bausektor Ugandas und weiterer Regionen Ostafrikas vernetzen. In seiner Rede zur Eröffnung des Centers hat der deutsche Botschafter Matthias Schauer auf die ökonomischen und ökologischen Potenziale des Holzbaus für Uganda hingewiesen.
Holz leistet als Baumaterial einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz. Dennoch dominieren nach wie vor traditionelle Baustoffe wie Zement und Beton, die die Umwelt stark belasten. In den Ländern des globalen Südens ist Holz durch großflächige Abholzung vielfach zur Mangelware geworden.
Auf Wiederaufforstung spezialisiert
Um die Ressource Holz auch dort verfügbar zu machen und ein Bewusstsein für die Vorteile des Baustoffs zu schaffen, hat die auf Wiederaufforstung spezialisierte Organisation Fairventures Worldwide (FVW) mit Sitz in Stuttgart in Uganda mit dem Aufbau eines Timber Innovation Centers ein Pilotprojekt geschaffen, das als Vorbild dienen kann.
Die Arbeit von Fairventures basiert auf einem Agroforst-Konzept, das Forstwirtschaft und moderne Technologien zur Wiederaufforstung verbindet. Die gemeinnützige Organisation ist seit mehr als zehn Jahren im indonesischen Teil der Insel Borneo sowie in Uganda tätig. Gemeinsam mit Kleinbäuerinnen und Kleinbauern pflanzt Fairventures auf degradierten Flächen nachhaltige Wälder aus Nutzhölzern und Nahrungsmittel an. So werden Möglichkeiten für ein langfristiges, nachhaltiges Einkommen für die lokale Bevölkerung geschaffen.
Anders bauen ist möglich
Patience Naamara, Leiterin des Länderbüros Fairventures Worldwide Uganda, sagt: „Wir engagieren uns für die Restaurierung von Waldlandschaften und arbeiten derzeit in mehr als zehn Distrikten in Uganda, wo wir kommunale Baumschulen betreiben. Dort haben wir zusammen mit den lokalen Gemeinschaften fast 1 Million Bäume im Rahmen der Agroforstwirtschaft gepflanzt. Das sind etwa 1.580 Hektar Bäume.“
Im Timber Innovation Center in Kampala werden Workshops, Seminare und andere Formate zur Weiterbildung und Vernetzung von Menschen aus der Forst- und Bauwirtschaft stattfinden. Dabei ist das Gebäude selbst wichtiges Anschauungsmaterial. Es zeigt, wie vielseitig das Material einsetzbar ist und sich auch für das Bauen nach höchsten Standards eignet.
James Thembo, Head of Field Operations von Fairventures Uganda, erklärt: “Holzbauten sind üblicherweise kostengünstiger im Bau als Beton-Stahl-Gebäude. Außerdem lässt sich Holz einfacher be- und verarbeiten. Man kann es einfach an das gewünschte Maß anpassen bzw. in die gewünschte Form bringen. Und man kann es einfach auswechseln. Auf dem Bau ist sein Einsatz viel einfacher als der von Stahl.“
Nachhaltige Holz- und Bauwirtschaft stärkt Ökonomie und Ökologie
Uganda gehört zu den Ländern, die bereits heute stark vom Klimawandel betroffen sind. Immer mehr Menschen ziehen auch deswegen in die großen Städte. Uganda ist außerdem eines der jüngsten Länder der Welt: Rund 45 % der Bevölkerung besteht aus Kindern und Jugendlichen unter 15 Jahren. Überall in Uganda werden mehr Wohnflächen, aber auch mehr Gewerbeflächen gebraucht, besonders in den Städten. Baumaterialien wie Beton, Stahl und Kunststoffe tragen gleichzeitig auch in Uganda maßgeblich zur Umweltverschmutzung bei.
Rasant steigender Bedarf an Wohnflächen
Mit Holz steht der Bauindustrie in Uganda ein Baumaterial zur Verfügung, das nicht nur über eine deutlich bessere CO2- und Ökobilanz verfügt als konventionelle Materialien: Holzbauten sind auch deutlich schneller errichtet und preiswerter als konventionelle Bauten. Für den rapide wachsenden Wohnflächenbedarf in Uganda sind sie deswegen ideal. Nachhaltig gemanagte Agroforstsysteme wie sie Fairventures in Uganda betreibt, wirken als CO2-Senke, vor allem aber verbessern sie die Ernährungs- und Verdienstmöglichkeiten der lokalen Gemeinschaften und stärken die ugandische Wirtschaft. Von der Produktion des Holzes, seiner Weiterverarbeitung in Baumaterialien wie Verbundplatten und Fertigbauteile und dem Verbauen liegt die Wertschöpfungskette fast vollständig in Uganda.
Fairventures Worldwide Kurzprofil
Fairventures Worldwide (FVW) bekämpft den Klimawandel mit Wiederaufforstung. Die 2013 gegründete Nichtregierungsorganisation (NGO) mit Sitz in Stuttgart sowie Länderbüros auf Borneo in Indonesien und in Uganda verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz, der Klimaschutz, Erhalt der Artenvielfalt und soziale Sicherung vereint.
Die Arbeit von Fairventures basiert auf einem Agroforst-Konzept, das Forstwirtschaft und moderne Technologien zur Wiederaufforstung verbindet. In Zusammenarbeit mit Kleinbäuerinnen und Kleinbauern pflanzt FVW auf degradierten Flächen in den Tropen nachhaltige Wälder aus Nutzhölzern und Nahrungsmittel an. Das schafft für die Einheimischen neue Einkommensquellen. Das angebaute Holz ersetzt klimaschädliche Baumaterialien wie Beton, Zement und Stahl. So baut Fairventures gleichzeitig nachhaltige Wertschöpfungsketten in der Holzindustrie auf.
Fairventures beschäftigt aktuell 86 Mitarbeitende, davon 76 % lokale Kräfte in Indonesien und Uganda. Ihre Arbeit finanziert die Organisation mit Spenden, Fördergeldern und Unternehmenskooperationen. Im Jahr 2021 wurden 2.090.144 € ausgegeben, davon 1.602.528 € in den Aufforstungsländern.