Im Niedersächsischen Forstlichen Bildungszentrum (NFBz) wurde eine Seilschubhilfe entwickelt, die das bestehende System der Königsbronner Anschlagtechnik ergänzt.
Die letzten zwei Jahre haben durch Stürme, Trockenheit und anschließende Borkenkäferschäden dem Ökosystem Wald stark zugesetzt und den Arbeitsort Wald erheblich verändert. Ehemals intakte Waldbestände wurden aufgelichtet und destabilisiert. Folgestürme haben daher genügend Angriffsfläche und werden in den kommenden Jahren viel Arbeit nach sich ziehen. Durch die Trockenheit kam und kommt es zum Absterben von Nadel- und Laubhölzern.
Königsbronner Anschlagtechnik
Durch die angespannte Forstschutzsituation gewinnt die seilunterstützte Fällung gerade von totholzreichen oder auch abgestorbenen Bäumen immer mehr an Bedeutung. In den Niedersächsischen Landesforsten (NLF) wird hierzu aus Arbeitsschutzgründen flächendeckend die Königsbronner Anschlagtechnik (KAT) verwendet. Im Niedersächsischen Forstlichen Bildungszentrum (NFBz) wurde jetzt eine Seilschubhilfe entwickelt, die das bestehende KAT-System ergänzt.
Das KAT-System besteht im Wesentlichen aus einem Teleskopgestänge mit aufsteckbarem Schubhaken und einem Baumzugseil mit passendem Schäkel. Der vom Boden aus durchgeführte Seileinbau stellt den wichtigsten Sicherheitsaspekt dieser Seileinbautechnik dar, weil das Besteigen von Leitern und die damit einhergehenden Gefahren entfallen.
Der herkömmliche Schubhaken verklemmt leicht
Ein entscheidender Nachteil beim Einsatz des herkömmlichen Schubhakens ist das Einklemmen des Seils beim Vorspannen. Dabei werden besonders bei glattrindigen, astfreien Stämmen die nach oben stehenden Dornen des Schubhakens nach unten in die Rinde gedrückt und eingeklemmt.
Damit ist das Entfernen des Teleskopgestänges bei gleichzeitigem Beibehalten der Einbauhöhe – also ohne das Abrutschen des Zugseiles – nur durch eine direkt unter dem Baum stehende Person während des Vorspannens möglich. Gerade bei totholzreichen Kronen bergen die hierbei auftretenden Erschütterungen ein hohes Risiko von sich lösenden Ästen getroffen zu werden.
Die Lösung von Stephan Wahlert
Die am NFBz durch den Forstwirtschaftsmeister Stephan Wahlert entwickelte Münchehofer Sicherheitsgabel (Abb. 1, s. Aufmacher-Foto) löst diese Problematik. Sie kann durch ihren genormten Adapter auf alle gängigen Teleskopgestänge mit einer Aufnahme im Durchmesser von 25 mm aufgesteckt werden (vorzugsweise das Tri Saw Lock25 KKG Teleskopgestänge, bis 7,60 m ausziehbar).
Eine Anlegevorrichtung bietet auch bei starken Bäumen ausreichende Stabilität gegen seitliches Abrutschen vom Stamm. Das noch lockere Baumzugseil wird hinter einem federbelasteten, klappbaren Haken auf der gewünschten Höhe am Stamm gehalten (Abb. 2).
So funktioniert die Münchehofer Sicherhaeitsgabel
Ein weiterer nach oben ausgerichteter Haken verhindert das Abrutschen des Seils nach hinten (Abb. 1).
Während des Vorspannens des Seils zieht die Winde das Baumzugseil über den nachgebenden Klapphaken und legt es an den Stamm an (Abb. 4 und 5). Das Auslösen des klappbaren Hakens ist durch ein Klickgeräusch deutlich zu vernehmen, was zusätzlich anzeigt, dass das Zugseil nun fest am Stamm anliegt und nicht mehr nach unten abrutscht.
Nachdem die Krone des zu fällenden Baumes ausgeschwungen ist, kann nun das Gestänge entfernt werden. Anschließend erfolgt der situativ an den Baum angepasste Fällvorgang. Bei ausreichend beasteten Bäumen wird auch weiterhin der systemzugehörige Schubhaken verwendet. Mit der Kombination aus beiden Anschlaghilfen kann nun baumspezifisch reagiert und damit der Seileinbau vom Boden aus sicher erledigt werden.
Gemeinsam mit der Firma Grube wurde die Münchehofer Sicherheitsgabel zur Marktreife geführt und ist ab Anfang 2020 bei der Firma Grube erhältlich.
Zusammenfassung der Vorteile der Münchehofer Sicherheitsgabel