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Junge Buche mit kaputten Buchenblättern
Junge Buchen können durch Spätfröste absterben oder eine schüttere Krone entwickeln. Im schädlichsten Fall kommt der Spätfrost während sich die Buchenblätter entfalten. Dann sind sie am empfindlichsten.

Mildere Winter und Spätfröste verändern den Wald

06. April 2023
Mildere Winter sind ein Symptom des Klimawandels und lassen Laubbäume früher im Jahr austreiben – ein „falscher Frühling“. Damit sind die jungen Triebe aber der Gefahr von Spätfrösten ausgesetzt. Wie kommen welche Baumarten mit den veränderten Bedingungen zurecht?

Untersuchungen der Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) zeigen, dass einige Baumarten, die Spätfröste gut vertragen, im Klimawandel im Vorteil sein können. Die Buche zählt zu den durch Spätfrost benachteiligten Baumarten.

Experiment zeigt Vor- und Nachteile des früheren Blattaustriebs von Bäumen

Simulation eines natürlichen Frostereignisses: In der Kältekammer wurden die Baumwurzeln mit Isolationsmaterial und warmem Wasser geschützt.

„Obwohl viel über Frostschäden geredet wird, ist unklar, wie stark sie unsere Bäume beeinträchtigen“, beschreibt Frederik Baumgarten, ehemaliger Doktorand und Gastwissenschaftler an der Abteilung Walddynamik Ökosystem-Ökologie, WSL, den Forschungsbedarf. Ein Forschungsteam, an dem auch Baumgarten beteiligt ist, führte daher ein Experiment an Vogelkirsche, Stieleiche, Hainbuche und Rotbuche durch. Mithilfe von Wärme- und Kältekammern wurden die zweijährigen Forstpflanzen im Topf nacheinander unterschiedlichen Bedingungen ausgesetzt. Dabei wurden die Frühlingswärme und Frostereignisse künstlich erzeugt. Im Anschluss pflanzte Baumgarten die Bäume nach draußen und beobachtete, wie sie sich weiterentwickelten.

Dabei zeigte sich, dass einige Baumarten Vorteile erlangten, während andere benachteiligt waren.

Buche und weitere Bäume vertragen keine Spätfröste

„Ich war erstaunt, wie gut sich manche Arten vom Frost erholten“, sagt Baumgarten. Besonders Vogelkirsche und Eiche zeigten, dass sie den inszenierten Spätfrost gut überwinden konnten. Ein Baum, der früher austreibt, gehe ein Risiko ein, das sich aber auch lohnen kann, so Baumgarten. Seine Versuche zeigten, dass die Jungbäume, die bereits früher als andere austrieben, mehr Biomasse zulegen konnten. Jedoch waren sie anfälliger für Blattläuse und Frost.

Vorwiegend die Hainbuchen und Rotbuchen litten unter dem Experiment. Treiben junge Blätter aus, sind sie am empfindlichsten und können durch Frost schnell kaputtgehen. Das zeigten vor allem diese beiden Baumarten. Einige Individuen starben ganz ab, andere zeigten eine schüttere Krone. Auch die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) beschrieb bereits in ihrem Merkblatt 31, dass Spätfrost das Wachstum der Bäume verlangsamen und zu Grobastigkeit oder Zwieselbildung führen kann.

Weitere Waldbäume, die unter Spätfrost leiden können, sind nach Angaben der LWF u. a.:

Diese Bäume seien u. a. neben Eiche und Vogelkirsche weniger durch Spätfröste gefährdet:

Baumgartens Versuch bestätigt die Annahme, dass einige Laubbäume unter Spätfrost leiden – aber auch, dass andere profitieren. Im Klimawandel, der einen „falschen Frühling“ erzeugen kann, könnte das die Wälder verändern: „Mit der Zeit könnte sich eine neue Artengemeinschaft etablieren, welche besser an Fröste angepasst ist“, so Baumgarten.

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Mit Material der WSL, LWF