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Karlheinz Busen, forstwirtschaftlicher Sprecher der FDP
Fremdländische Baumarten dürften nicht „ausgegrenzt“ werden, fordert Karlheinz Busen von der FDP. Er befürwortet zudem Gentechnik und neue Pflanzenschutzmittel im Wald.

Meinung: Karlheinz Busen (FDP) fordert marktradikalen Waldbau

28. März 2022

Karlheinz Busen, der forstpolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, fordert eine marktradikale Ausrichtung des Waldbaus in Deutschland. So lassen sich zumindest seine Einlassungen zum Tag des Waldes am 21. März auffassen.

Zwar gibt Busen zu, dass wir klimarobuste Wälder brauchen und die Waldeigentümerinnen und Waldeigentümer in Deutschland ihre Wälder seit vielen Jahren zukunftsorientiert umbauen. Dass die höhere Klimaresilienz der Wälder aber gerade dadurch erreicht wird, dass man mehr Laubholz pflanzt, verschweigt er lieber mal.

Abhängig von Russland?

Ganz im Gegenteil, er geißelt es als Fehler, Laubholz zu pflanzen, denn damit mache man sich von Holz aus Russland und damit von Putin abhängig, weil vermehrt Holz aus Russland importiert werden müsse. Dass es sich bei den aus Russland importierten Hölzern erstens nur um einen kleinen Teil des Holzaufkommens in Deutschland handelt und es zweitens in erster Linie um Spezialsortimente wie Hobelware oder Sperrholz geht und nicht um Bauholz-Massenware, verschweigt er auch.

Und irgendwann wird dieser unsägliche Krieg vorbei sein und Russland im besten Fall nicht mehr von einer Verbrecherclique geführt werden. Will man dann Russland und seine riesigen Holzvorräte dauerhaft vom Weltmarkt ausschließen? Da hat wohl jemand zu sehr auf Kriegspolemik gesetzt. Denn die Abhängigkeit Deutschlands von Russland beim Holz ist in keiner Weise mit der bei fossilen Rohstoffen zu vergleichen.

„Bessere“ Baumarten?

Laut Busen brauchen wir schnellwachsendes Nadelholz. Man dürfe nichtheimische Baumarten nicht „ausgrenzen“, wenn sie sich als besser erweisen. Dass es zunächst einmal bei der Baumartenwahl keine Denkverbote geben darf, ist richtig. Aber wann hat sich denn eine Baumart als „besser“ erwiesen? Nach einer 50-jährigen Versuchsreihe? Die gibt es leider für die meisten der im Gespräch befindlichen Baumarten nicht. Deshalb weiß man nicht, ob sie „besser“ sind.

Bewirtschaftete Wälder sind Klimaschützer und Rohstofflieferanten zugleich, sagt Busen. Da hat er recht. Die Konsequenzen eines einseitig auf die Bedürfnisse der Holzversorgung ausgerichteten Waldbaus jedoch führt uns die Realität seit 2018 vor Augen. Die Wälder in weiten Teil von Harz und Sauerland sind derzeit weder Klimaschützer noch Rohstofflieferanten, sondern der Offenbarungseid einer gescheiterten Fichtenwirtschaft, so sehr diese Wirtschaftsform auch historisch begründet ist. Und jetzt will Busen am liebsten wieder nur Nadelholz?

Holzacker statt Wald?

Neue Technologien wie die Grüne Genschere oder die Entwicklung neuer forstlicher Pflanzenschutzmittel sollen helfen bei der Schaffung klimaresilienter Wälder. Das hört sich allerdings nach dem Umbau der Wälder in Holzäcker an und entspricht genau dem Gegenteil dessen, worauf die deutsche Forstwirtschaft zu Recht stolz sein kann. Nämlich, dass sie auf natürliche genetische Vielfalt und damit die Anpassungsfähigkeit der Wälder setzt und zudem fast ohne Pflanzenschutzmittel auskommt.

Denn das Problem ist ja nicht, dass die Forstwissenschaft nicht wüsste, wie man klimarobuste Wälder aufbaut und erzieht. Das Problem ist, dass dieses Wissen in der Praxis allzu oft ignoriert wird. Und das ist vor allem dann der Fall, wenn eindimensionalen wirtschaftlichen Interessen der Vorrang vor allem anderen gegeben wird.

Ausschließlich wirtschaftsorientiert

Denn Aspekte wie Erholung, Wasserschutz, Luftreinhaltung oder Natur- und Artenschutz kamen in Busens Äußerungen – wenig verwunderlich – überhaupt nicht vor. Aber auch sie sind unverzichtbar für stabile Wälder.

„Sinnvoll ist und bleibt nur die aktive Bewirtschaftung von Waldflächen“, schließt Busen. Das ist richtig. Aber bitte nicht mit ausschließlichem Fokus auf die Holzproduktion. Das ist inzwischen oft genug schiefgegangen und das sollte man auch bei der FDP bemerkt haben.

Marc Kubatta-Große