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Das neuste Modell: die Rückeraupe W 60 von Welte Fahrzeugbau
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Marktübersicht Forstraupen

01. Mai 2020

Forstraupen waren lange ein Nischenprodukt. Bis sich die seilwindenunterstützte Holzernte zu einem Standardverfahren entwickelt hat. Spätestens das Vorliefern in die Kranreichweite des Harvesters bei erweiterten Rückegassenabständen hat dafür gesorgt, dass es heute elf Anbieter gibt. Eine Marktübersicht.

Die kleinen Multifunktionsmaschinen werden immer beliebter. Die funkferngesteuerten, zugleich geländegängigen und bodenschonenden Geräte eignen sich je nach Typ nicht nur für Mulcharbeiten, sie sind auch unentbehrliche Helfer bei der seilwindenunterstützten Holzernte.

Ein wachsendes Einsatzsegment ist zudem das Vorliefern bei der hochmechanisierten Holzernte – und zwar dann, wenn die Rückegassenabstände über 20 m betragen. Ein Waldarbeiter fällt dann die Bäume außerhalb der Reichweite des Harvesters motormanuell, zopft sie und rückt sie anschließend mit der Raupe an die Rückegasse vor. Die Maschine arbeitet dabei ausschließlich auf der Gasse. Ein Rückeschild an den 1,4 bis 2,8 t leichten Raupenfahrzeugen gewährleistet die nötige Standfestigkeit.

Durch das Raupenfahrwerk, das geringe Gewicht und den niedrigen Schwerpunkt sind Forstraupen zur Holzrückung in Hanglagen bis zu einer Steigung von etwa 50 % sowie auf befahrungsempfindlichen Weichböden einsetzbar. Sie lassen sich mit einem Pkw-Anhänger unkompliziert umsetzen und sind relativ leicht bedienbar. Nicht zuletzt sind die Investitionskosten von etwa 50 000 bis 80 000 € auch in wirtschaftlich unsicheren Zeiten für viele Unternehmer noch kalkulierbar. Hier eine kleine Übersicht über die aktuelle Modellvielfalt. Im Vergleich zu unserer ersten Marktübersicht vor vier Jahren sind vier Anbieter hinzugekommen.

Martin Alther

Der Klassiker: die Rückeraupe Raup-Trac 55 Eco
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Martin Alther (www.martin-alther.ch) aus der Schweiz bietet seine Raup-Tracs schon seit über 20 Jahren an. Den Anfang machte 1994 das Modell RT 55, das es bis heute gibt und das sich durch sein Kettenlaufwerk mit Gummiketten auszeichnet. Sie eigneten sich aus seiner Sicht allerdings nicht optimal für das Vorliefern, darum baute er später den größeren RT 65. Er war stärker motorisiert und besitzt vier angetriebene Räder im Format 400/60-15.5 AS, die im Forsteinsatz mit Bogiebändern ausgestattet werden können. Die Maschine kostet natürlich mehr und deshalb brachte die Firma Alther mit dem Modell RT 55 eco noch eine abgespeckte Bauweise heraus, die einen kleineren Motor und nur zwei angetriebene Räder aufweist.

Die RT 55 eco ist heute das wichtigste Modell. Ihre Räder sorgen für eine optimale Steigfähigkeit im Hang und das Pendelfahrwerk bietet eine konstant gute Bodenhaftung, die sich positiv auf die Traktion und Laufruhe bei der Überwindung von Hindernissen auswirkt. Für den bisher genutzten Dieselmotor von Yanmar mit 37 kW sucht Alther momentan eine Alternative mit Partikelfilter, um den schärferen Abgasvorschriften gerecht zu werden.

Zur Standardausrüstung gehört eine Seilwinde von Adler mit 5,5 t Zugkraft. Der Seilwindenantrieb ist unabhängig vom Fahrantrieb hydraulisch stufenlos vor- und rückwärts möglich. Optional kann die Forstraupe mit einer vorderen Traktionswinde ausgerüstet werden, um die Steigfähigkeit und die bodenschonende Arbeitsweise der Maschine nochmals zu erhöhen.

Steigender Nachfrage erfreut sich seit einigen Jahren auch der Knickschlepper, das ist eine Bauweise mit mittig angeordnetem Verwindunsgelenk. Ihn hat Martin Alther im Jahr 2000 erstmals vorgestellt.

HSM

Rückeraupe HSM CTL 250 R
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Aus dem Hause HSM (www.hsm-forest.net) kommt eine Forstraupe, die ursprünglich von CTL Technology entwickelt wurde. Mit einem stattlichen Gewicht von 2 500 kg in Verbindung mit einem tiefen Schwerpunkt kann die Raupe CTL 250 FR vor allem mit Traktion und Standsicherheit überzeugen. Die robuste Maschine wird von einem Yanmar-Vierzylinder-Diesel mit 36 kW angetrieben und erlaubt hydraulisch stufenloses Vor- und Rückwärtsfahren bis 8 km/h.

Die Kraft wird dabei auf ein Gummiraupenfahrwerk mit aufgeschraubten Stahlstegen übertragen. Statt mit der standardmäßigen Adler-Seilwinde mit 50 kN Zugkraft kann die Forstraupe auch mit einer 7-t-Seilwinde ausgestattet werden. Der Funk stammt von HBC Radiomatic. Optional ist außerdem eine zusätzliche Fronttraktionswinde erhältlich. Zwei LED-Arbeitsscheinwerfer, eine Motorsägenhalterung und eine abschließbare Werkzeugkiste runden die Ausstattung ab.

Irus Motorgeräte

Die Forstraupe Twin von der Irus Motorgeräte GmbH (www.irus.de) kann mit zwei Anbaugeräten gleichzeitig, beispielsweise Forstmulcher und Seilwinde, bestückt werden. Der Hersteller empfiehlt dafür eine 3,5-t-Rückeseilwinde als ideale Winde zum dauerhaften Mitführen z. B. bei Mulcharbeiten. Zum professionellen Vorliefern oder zur Fällunterstützung kann die Raupe aber auch mit einer stärkeren Seilwinde bis zu 5,5 t ausgerüstet werden.

Angetrieben wird die Twin von einem Vierzylinder-Dieselmotor von Kubota mit 43 kW, der vorwärts und rückwärts eine Geschwindigkeit bis zu 10 km/h erlaubt und in der Standardausstattung Hangneigungen bis zu 50° bewältigt. Die Spurbreite kann hydraulisch von 1 300 mm auf 1 800 mm vergrößert werden, was der Maschine zusätzliche Standfestigkeit verleiht. Durch die von 200 bis 300 mm verstellbare Bodenfreiheit werden die meisten Hindernisse mühelos überwunden.

Neben der Twin bietet Irus mit den Modellen Deltrak 2.5 (28 kW) und Deltrak Edition 15 (35 kW) noch zwei leichtere Forstraupen an, die je nach Ausstattung eher als Fällhilfe oder zum gelegentlichen Vorliefern geeignet sind.

KommTek

Raupe Roboflail Vario mit 4-t-Seilwinde von Ritter
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Eine deutsch-deutsche Maschinenkombination stammt von der KommTek GmbH (www.kommtek.de), deren Trägerfahrzeug Roboflail Vario die Firma Ritter Maschinenbau mit der 4-t-Seilwinde D40 ausrüstet – dazu mit einem umlaufenden Rahmen und einem klappbaren Motorschutzgitter. Mit ihr kann die Forstraupe als Fällhilfe oder Vorlieferraupe in schwer zugänglichen Bereichen einsetzen.

Ein 28-kW-Dieselmotor von Yanmar mit mechanischem Zapfwellenantrieb sorgt für die nahezu verlustfreie Kraftübertragung nicht nur für die Seilwinde, sondern optional auch für weitere Anbaugeräte wie Mulcher, Häcksler oder Fräse. Bei der Arbeit in Hanglagen neigt sich der Motor zur Seite. Die Forstraupe ist mit einer Breite von 1 250 mm sehr schmal gebaut und wiegt inklusive Seilwinde knapp 2 t. Auf dem deltaförmigen Kettenlaufwerk sitzt eine Gummikette, die mit Stahlleisten bestückt werden kann.

Kruma Maschinenbau

Hier fährt der Bediener mit: die Rückeraupe Kruma W3000
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Bereits vor 20 Jahren hat die Kruma Maschinenbau GmbH (www.kruma-maschinenbau.de) eine Rückeraupe für den Forst entwickelt, die vorwiegend für Arbeiten im unwegsamen Gelände und zum Vorliefern eingesetzt werden kann. Ein 28 kW starker Dieselmotor treibt über einen hydrostatischen Zweigang-Fahrantrieb die bodenschonenden Gummiketten an, die sich gegenläufig drehen lassen und so das Wenden auf der Stelle ermöglichen.

Die Kruma W 3000 ist mit einer 5-t-Seilwinde und einem 70-m-Seil ausgestattet, das die Stämme auf den drehbaren Rungen-Drehkranz zieht. Durch diese Auflast kann dann die volle Zugkraft der Raupe auf die Antriebsketten übertragen werden. Mit ihrem geringen Eigengewicht von 1 550 kg erzeugt die kompakte Rückeraupe nur einen Bodendruck von 0,19 kg/ cm².

Maxwald

Rückeraupe von Maxwald
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Der österreichische Seilwindenhersteller Maxwald (www.maxwald.eu) produziert zwar keine kompletten Forstraupen, aber mit dem „Brush Cutter George“ der japanischen Firma Canycom als Trägerfahrzeug für die hauseigenen Seilwinden mit 4 bis 7 t Zugkraft steht den Forstbetrieben seit drei Jahren auch hier eine interessante Maschinenkombination zur Verfügung. Das Trägerfahrzeug verfügt über einen 33 kW starken Motor und wiegt alleine 2 000 kg. Je nach angebauter Seilwinde kommt die Forstraupe dann auf ein Gesamtgewicht von 2 300 bis 2 500 kg.

Auf einer kleinen Plattform im Heck kann der Bediener bei Leerfahrten sogar mitfahren. Ein großer Vorteil ist weiterhin, dass die Seilwinden meist ohne Adapter auch an die Dreipunkt-Zapfwelle beispielsweise eines Traktors angebaut werden können und dadurch mehr Flexibilität im Betrieb bieten.

MDB und Vogt

Kraftvoll: die Rückeraupe MDB mit Vogt-Forstaufbau und Ritter-Seilwinde
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Die Vogt GmbH aus Schmallenberg (www.vogtgmbh.com) entwickelt seit 2013 zusammen mit dem italienischen Raupenspezialisten MDB funkgesteuerte Forstraupen. Vogt ergänzt die Grundgeräte LV 500, LV 600 und LV 800 in der eigenen Montage mit einem massiven Schutzrahmen für den Grundrahmen und die Motorhaube sowie mit einer verstärkten Bodenwanne und einer Unterbodenschutzplatte. Wer will, kann sich aber auch auf einen Rammschutz für den Clean-Fix-Umkehrlüfter beschränken. Das Raupenfahrwerk aus verschleißfreiem Hardox-Stahl wird von einem drehmomentstarken Dieselmotor mit 36, 43 oder 55 kW angetrieben und ist bis zu 50° Hangneigung einsetzbar.

Die gummibewehrten Laufwerke (optional mit Spikes) können hydraulisch jeweils um 40 cm ausgefahren werden und gewährleisten in Verbindung mit dem tiefen Schwerpunkt eine hohe Kippsicherheit. Für den Profieinsatz als Rückeraupe oder Fällhilfe ist die Raupe mit der Seilwinde Ritter D40 mit 40 kN Zugkraft ausgestattet, für die größeren Modelle LV 600 und LV 800 stehen auch Winden mit 60 bzw. 80 kN zur Verfügung. Optional gibt es die Maschine auch mit einem Forstmulcher und einer Stubbenfräse sowie mit weiteren Anbaugeräten.

Müller Fahrzeugbau

Gint es schon seit vielen Jahren: die Rückeraupe MRR von Müller Fahrzeugbau
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Vor allem zum Vorliefern von Schwachholz aus Hanglagen bietet die Firma Müller Forsttechnik (www.mueller-forsttechnik.de) seit vielen Jahren eine Rückeraupe an. Ihre Gummi-Kettenbänder mit aufgeschraubten Stahlprofilen treibt ein Kubota-Dieselmotor mit 33 kW an. Die Raupe ist mit einer EHY-5-Seilwinde von Adler mit 50 kN Zugkraft ausgestattet und verfügt über einen schwenk- und höhenverstellbaren Einzug für das 80-m-Seil. Eine Motorschutzverkleidung, eine Bodenschutzplatte und ein kombinierter Überroll- und Bergebügel sorgen für die notwendige Sicherheit der Maschine im Forsteinsatz.

Passend zu seiner Rückeraupe bietet Müller auch einen passenden Mini-Tieflader an, einen Anhänger, der mit seinem Lademaß von 3 500 × 1 900 mm und 2 700 kg Nutzlast perfekt auf die Maße der Raupe abgestimmt ist, die über zwei Rampen schnell auf- und abgeladen werden kann.

Pfanzelt Maschinenbau

Hat sich seit seiner Premiere im Jahr 216 zu einem Multitalent entwickelt: Der Moritz FR 50 von Pfanzelt
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Ein Späteinsteiger als Produzent von Rückeraupen war die Firma Pfanzelt Maschinenbau (www.pfanzelt.com). Sie präsentierte ihren Moritz FR50 erstmals auf der KWF-Tagung 2016. Ursprünglich als reine Fällhilfe konzipiert, hat sich die Forstraupe seither zu einer multifunktional einsetzbaren Maschine entwickelt. Pfanzelt bietet für sie nicht nur eine 4- oder 5-t-Seilwinde an, sondern auch einen Forstmulcher, eine Forstfräse, eine Stockfräse und eine Sä-Streifenfräse. Aufsehen erregte zuletzt außerdem ein faltbarer Schutzschirm, den das Allgäuer Unternehmen für den Einsatz in totholzreichen Laubholzbeständen vorsieht.

In der einfachsten Ausführung hat der Moritz FR 50 eine fest verbaute, hydraulisch angetriebe Seilwinde. Wer auch die übrigen Anbaugeräte aus dem Hause Pfanzelt nutzen will, muss die Raupe dagegen mit Zapfwelle und Schnellwechselsystem bestellen. Damit und mit bis zu drei hydraulischen Steuergeräten ist der Moritz sehr vielseitig einsetzbar.

Für befahrungsempfindliche Böden gibt es neben dem 1 500 mm langen Laufwerk optional auch ein Laufwerk mit 1 700 mm Länge. Außerdem hat die Raupe einen zweiten Anbauraum an der Front erhalten, wo ein zusätzliches Frontgewicht, eine Werkzeugbox oder eine Hilfsseilwinde angebaut werden können. Im März dieses Jahres stellte Pfanzelt mit den Moritz-Modellen FR 70 und FR 75 die zweite Generation der Forstraupe vor (s. F&T 3/2020). Beim Motor ist Pfanzelt von Kubota zu Deutz gewechselt. Die FR 70 kommt mit 36 kW klar, die FR 75 erreicht dagegen 51 kW.

Die neue Generation arbeitet auch mit einer stärkeren Seilwinde (72 kN) und besitzt ein kräftigeres Hydrauliksystem sowie einen Umkehrlüfter. Konnten Anbaugeräte bisher nur über eine Antriebswelle angetrieben werden, geht das jetzt auch hydraulisch, sodass auch vorhandene Geräte anderer Hersteller nutzbar sind. Eine neue Funkfernsteuerung, ein zweiter vollwertiger Dreipunktanbauraum der Kategorie I in der Front und eine zusätzlich verfügbare Zapfwelle verbessern die Einsatzmöglichkeiten des Moritz weiter. Die Maschine ist schwerer geworden, bringt mit breiteren Raupenlaufwerken aber nicht mehr Druck auf den Boden als zuvor (0,28 g/m²).

Welte Fahrzeugbau

Das neuste Modell: die Rückeraupe W 60 von Welte Fahrzeugbau
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Ganz neu hat auch Welte Fahrzeugbau (www.welte.de) eine Forstraupe im Angebot. Entwickelt hat sie ursprünglich der Forstunternehmer Rainer Bucher. Weil der Forstwirtschaftsmeister auf der Suche nach einer Forstraupe an allen verfügbaren Modellen etwas auszusetzen hatte, entwickelte er sein eigenes Maschinenkonzept, das schließlich auch die Konstrukteure bei Welte überzeugte. Um auch stärkeres Holz seilen zu können, hat Welte die W 60 mit einem Gewicht von 2 700 kg bewusst recht schwer gebaut. Sie kann aber von Pick-ups oder anderen Fahrzeugen mit 3,5-t-Anhängelast transportiert werden. Die Seilwinde mit einer Zugkraft von 6 t stammt von Pfanzelt, da Welte für seine Forstspezialschlepper aktuell nur Aufbau-Doppeltrommelwinden herstellt.

Angetrieben wird die Raupe mit einem starken Hatz-Vierzylinder-Diesel mit 55 kW. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 8 km/h. Mit einer Breite von 1 500 mm ist die W 60 sehr schmal gebaut, dafür jedoch mit 3 100 mm auch recht lang. Momentan befindet sie sich noch in der Erprobungsphase, soll aber in Kürze den Kunden zur Verfügung stehen.

Wicki Forst

Rückeraupe Wicki 50.6B
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Obwohl die Raupe von Wicki Forst (www.wickiforst.ch) aus der Schweiz mit 2 600 kg zu den Schwergewichten gehört, erzeugt sie dank ihrer 400 mm breiten Raupenbänder mit 0,16 kg/cm² nur einen sehr geringen Bodendruck und kann dadurch auch auf sehr empfindlichen Standorten eingesetzt werden.

Die erste vom KWF geprüfte Forstraupe verfügt über einen Lombardi-Dieselmotor mit 36 kW, die hydraulisch stufenlos mit einer Geschwindigkeit von 0 bis 5 km/h auf das Gummiraupenfahrwerk übertragen werden. Ausgestattet ist die Forstraupe mit einer 6-t-Seilwinde von Adler mit 150 m Seil, das dem Maschinenführer eine hohe Reichweite ermöglicht. Das Heckschild der Raupe kann beim Rücken horizontal ausgerichtet werden und dient dann als Auflagefläche für die Holzstämme.

Andreas Hartkopf