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Rote Kreuz-Mitarbeiterin in Uganda
Das Rote Kreuz in Uganda im Einsatz. Die Organisationsforschung will in Kooperation mit anderen Fachbereichen herausfinden, wie Menschen bei bevorstehenden Naturkatastrophen rechtzeitig geholfen werden kann.

Klimakatastrophe: Die Krise managen, bevor es passiert

07. Juli 2023
5,8 Mio. € wollen die kanadische und die britische Regierung in die Forschung an einem Frühwarnsystem für Klimagroßereignisse in besonders gefährdeten Regionen investieren. Denn von ihnen hängen Menschenleben ab – und besonders das Schicksal von Frauen.

Ziel der Forschung ist ein Plan für Hilfsmaßnahmen, die im Krisenfall schnell ablaufen können. Die wissenschaftliche Leitung des neuen Projekts „Resilience Building through Multi-Stakeholder Engagement in Anticipatory Action for Climate-Induced Disaster“ (REBUMAA) liegt bei Prof. Dr. Daniel Geiger, Organisationswissenschaftler an der Universität Hamburg und Experte im Bereich Umgang mit Krisen. Binnen drei Jahren arbeiten die Internationale Föderation des Roten Kreuzes (IFRC), Universitäten in Nigeria, Benin und Togo sowie die lokalen Rotkreuz-Landesverbände der drei westafrikanischen Länder zusammen. Gemeinsam wollen sie einen Vorhersage-basierten finanziellen Ansatz ermöglichen, um die Menschen vor den Auswirkungen von Klimakatastrophen zu schützen.

Frauen leiden besonders unter Klimakatastrophen

Besonders seien die Menschen in den westafrikanischen Ländern von Dürren und Überflutungen gefährdet. Wetterextreme wie Dürren zerstören Ernten und führen zu einem erheblichen Wassermangel, Fluten zerstören landwirtschaftliche Flächen, Gebäude und nehmen damit Existenzgrundlagen, so Geiger.

Frauen seien besonders stark von den Folgen betroffen. Sie haben oft keinen eigenen Zugang zu Geld, es fehle also an Hilfe zur Selbsthilfe. Es entstehen weitere Probleme: „Eine Klimakatastrophe wie etwa eine Flut erzeugt Armut. Und Armut führt immer wieder zu Gewalt, die sich meist gegen Frauen richtet. Deshalb ist unser Ziel, besonders auch die Frauen resilienter zu machen, damit sie aus dieser Armutsspirale herauskommen“, so Geiger.

Klimakatastrophen managen und Menschen präventiv helfen

Im Vergleich zu anderen Katastrophen haben Fluten und Dürren aber eine entscheidende Eigenschaft: In Zusammenarbeit mit Klimaforschung, Hydrografie und Meteorologie lassen sie sich oftmals vor Eintreten erkennen. Die Frage ist also: Wie lassen sich Gelder bereitstellen, bevor überhaupt eine Katastrophe passiert ist? Dieser Ansatz sei ganz neu und eine Art Paradigmenwechsel im Katastrophenmanagement, so Geiger. Neben organisatorischen Abläufen im Krisenfall ist daher der Einsatz von Finanzen Inhalt der Forschung. „Ein zentrales Instrument ist die Auszahlung von Bargeld, sodass sich Menschen selbst helfen können. Darüber hinaus werden Dämme instandgesetzt, Drainagen gegraben, Häuser befestigt, Tiere in Sicherheit gebracht, Medikamente wie Choleraprophylaxe verteilt usw. Es geht darum, die Auswirkungen der Flut so gut als möglich zu begrenzen, da sich die Flut selbst ja nicht aufhalten lässt. [...] Die Idee ist, dass ein Wissenshub entsteht und wir die Anlaufstelle für alle Organisationen und Länder sind, die ein solches Programm einführen wollen.“

Waldbrände kaum vorhersehbar

Waldbrände können in dem Projekt nicht berücksichtigt werden, erzählt Geiger. Sie seien zu schwer vorhersagbar, so auch andere Katastrophen wie Erdbeben. Geiger: „Wir konzentrieren uns im Projekt auf gut prognostizierbare Naturereignisse.“ Fluten stehen dabei im Fokus der Untersuchungen, da sie weltweit betrachtet die verheerendsten Schäden anrichten.

Mit Material von der Uni Hamburg