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Ein Spaziergang im schattigen Wald kann an heißen Tagen für angenehme Abkühlung sorgen.
Ein Spaziergang im schattigen Wald kann an heißen Tagen für angenehme Abkühlung sorgen.

Klimaanlage (Laub-)Wald?

24. August 2023
Der Klimawandel sorgt für steigende Temperaturen, auch hier in Deutschland. Insbesondere in den Sommermonaten werden immer wieder neue Spitzenwerte erreicht. Können unsere Wälder dabei helfen, die Auswirkungen der Klimaerwärmung abzuschwächen?
Wälder besitzen ihr eigenes Klima. So ist es im Wald z. B. deutlich kühler als im Offenland. Der Temperaturunterschied kann bis zu 4 °C ausmachen. Es gibt allerdings auch Unterschiede zwischen den verschiedenen Waldtypen – vor allem zwischen Nadel- und Laubwäldern. So haben Forschende der ETH Zürich, der Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) und Meteoschweiz bereits 2020 herausgefunden, dass der Kühlungseffekt in Laubwälder höher ist, als in Nadelwäldern. Demnach liegt die Oberflächentemperatur von Laubwäldern laut WSL-Angaben – je nach Region – zwischen 0,5 und 1,8 °C unter der von Nadelwäldern.

Warum kühlen Laubbäume effektiver als Nadelbäume?

Warum ist das so? Jonas Schwaab, Postdoktorand am Institut für Atmosphäre und Klima (IAC), erklärt: „Zurückführen lässt sich der Kühlungseffekt unter anderem darauf, dass Laubbäume eine höhere Albedo aufweisen als Nadelbäume.“ Das bedeute, dass Laubbäume mehr Sonnenlicht reflektieren und damit weniger Energie an der Erdoberfläche in Wärme umgewandelt wird. Bereits durchgeführte Studien würden zeigen, dass Laubbäume während der Vegetationszeit im allgemeinen mehr Wasser verdunsten als Nadelbäume. Dadurch entstehe ein Kühlungseffekt, so Schwaab weiter.

Lässt sich die Klimaerwärmung durch mehr Laubwälder abmildern?

„Eine Erhöhung des Laubwaldanteils ergibt insbesondere dort Sinn, wo beispielsweise menschengemachte Fichtenmonokulturen dominieren, die schlecht an die vorherrschenden Standortbedingungen angespasst sind“, sagt Peter Bebi, Leiter der Forschungsgruppe Gebirgsökosysteme am WSL-Institut für Schnee- und Lawinenforschung SLF.

Ein hoher Laubbaumanteil in unseren Wäldern und Städten kann also sinnvoll sein, um die Auswirkungen der Klimaerwärmung durch Kühleffekte abzumildern. Das bestätigt auch der Landesbetrieb HessenForst in einer aktuellen Mitteilung. Neben ihrer kühlenden Wirkung seien Laubbäume demnach im Vergleich mit vielen Nadelbaumarten auch resistenter gegen Schädlingsbefall, gegen Waldbrände und – aufgrund ihres oft tiefer in den Boden reichenden Wurzelwerks – gegen Sturmereignisse und gegen anhaltende Dürrephasen.

Vielfältige Mischwälder können dabei helfen, die verschiedenen klimawandelbedingten Risiken abzufedern.

Die Situation in Hessen

Im hessischen Staatswald liegt der Anteil der reinen Laubwälder nach eigenen Angaben von HessenForst derzeit bei knapp 42 %. „Unser Ziel ist die Entwicklung von klimastabilen Mischwäldern mit vier bis fünf Baumarten in jedem Waldbestand“, erklärt Dr. Johannes Weidig, Leiter des Sachbereichs Waldbau, Klimaschutz und Klimaanpassung im Landesbetrieb. Bei der Wiederbewaldung seien seit 2018 auf über der Hälfte der Flächen, also auf etwa 3.500 ha, Laubbäume gepflanzt worden. „Dabei muss man berücksichtigen, dass auf selber Fläche zuvor nahezu 100 % Fichte stand,“ betont Weidig.

Es gelte jedoch, bei Maßnahmen zum Waldumbau oder zur Wiederaufforstung auch Aspekte der Artenvielfalt und die sich verändernden Standortbedingungen zu berücksichtigen. Außerdem sei auch dem Auftrag der nachhaltigen Rohstoffgewinnung nachzukommen. Viele Laubbaumarten wachsen nun einmal deutlich langsamer und speichern daher weniger CO2 als Nadelbaumarten wie Tanne oder Douglasie. Andere Laubbaumarten wiederum kommen weniger gut mit Trockenheit zurecht. Heute sind rund ein Viertel des hessischen Staatswaldes Mischbestände mit einem Laubbaumanteil zwischen 20 und 80 %t. Langfristiges Ziel des Landesbetriebs sei es, im gesamten hessischen Staatswald Mischwälder zu entwickeln.

Auf die richtige Mischung kommt es an

Hessische Forstleute konnten beobachten, dass Bäume in Mischwäldern stärker wachsen. Studien hätten demnach gezeigt, dass insbesondere die Mischung von Laub- und Nadelbäumen zu einem höheren Zuwachs von bis zu 30 % im Vergleich zu Reinbeständen führen können. Erhöhte Wachstumsraten seien dabei sowohl für Laubbäume wie beispielsweise die Buche als auch für Nadelbäume wie die Lärche zu verzeichnen. So könne in Mischwäldern mehr Kohlenstoff gespeichert werden als in Reinbeständen.

Mit Material von HessenForst und der WSL