Warum kühlen Laubbäume effektiver als Nadelbäume?
Warum ist das so? Jonas Schwaab, Postdoktorand am Institut für Atmosphäre und Klima (IAC), erklärt: „Zurückführen lässt sich der Kühlungseffekt unter anderem darauf, dass Laubbäume eine höhere Albedo aufweisen als Nadelbäume.“ Das bedeute, dass Laubbäume mehr Sonnenlicht reflektieren und damit weniger Energie an der Erdoberfläche in Wärme umgewandelt wird. Bereits durchgeführte Studien würden zeigen, dass Laubbäume während der Vegetationszeit im allgemeinen mehr Wasser verdunsten als Nadelbäume. Dadurch entstehe ein Kühlungseffekt, so Schwaab weiter.
Lässt sich die Klimaerwärmung durch mehr Laubwälder abmildern?
„Eine Erhöhung des Laubwaldanteils ergibt insbesondere dort Sinn, wo beispielsweise menschengemachte Fichtenmonokulturen dominieren, die schlecht an die vorherrschenden Standortbedingungen angespasst sind“, sagt Peter Bebi, Leiter der Forschungsgruppe Gebirgsökosysteme am WSL-Institut für Schnee- und Lawinenforschung SLF.
Ein hoher Laubbaumanteil in unseren Wäldern und Städten kann also sinnvoll sein, um die Auswirkungen der Klimaerwärmung durch Kühleffekte abzumildern. Das bestätigt auch der Landesbetrieb HessenForst in einer aktuellen Mitteilung. Neben ihrer kühlenden Wirkung seien Laubbäume demnach im Vergleich mit vielen Nadelbaumarten auch resistenter gegen Schädlingsbefall, gegen Waldbrände und – aufgrund ihres oft tiefer in den Boden reichenden Wurzelwerks – gegen Sturmereignisse und gegen anhaltende Dürrephasen.
Die Situation in Hessen
Im hessischen Staatswald liegt der Anteil der reinen Laubwälder nach eigenen Angaben von HessenForst derzeit bei knapp 42 %. „Unser Ziel ist die Entwicklung von klimastabilen Mischwäldern mit vier bis fünf Baumarten in jedem Waldbestand“, erklärt Dr. Johannes Weidig, Leiter des Sachbereichs Waldbau, Klimaschutz und Klimaanpassung im Landesbetrieb. Bei der Wiederbewaldung seien seit 2018 auf über der Hälfte der Flächen, also auf etwa 3.500 ha, Laubbäume gepflanzt worden. „Dabei muss man berücksichtigen, dass auf selber Fläche zuvor nahezu 100 % Fichte stand,“ betont Weidig.
Es gelte jedoch, bei Maßnahmen zum Waldumbau oder zur Wiederaufforstung auch Aspekte der Artenvielfalt und die sich verändernden Standortbedingungen zu berücksichtigen. Außerdem sei auch dem Auftrag der nachhaltigen Rohstoffgewinnung nachzukommen. Viele Laubbaumarten wachsen nun einmal deutlich langsamer und speichern daher weniger CO2 als Nadelbaumarten wie Tanne oder Douglasie. Andere Laubbaumarten wiederum kommen weniger gut mit Trockenheit zurecht. Heute sind rund ein Viertel des hessischen Staatswaldes Mischbestände mit einem Laubbaumanteil zwischen 20 und 80 %t. Langfristiges Ziel des Landesbetriebs sei es, im gesamten hessischen Staatswald Mischwälder zu entwickeln.
Auf die richtige Mischung kommt es an
Hessische Forstleute konnten beobachten, dass Bäume in Mischwäldern stärker wachsen. Studien hätten demnach gezeigt, dass insbesondere die Mischung von Laub- und Nadelbäumen zu einem höheren Zuwachs von bis zu 30 % im Vergleich zu Reinbeständen führen können. Erhöhte Wachstumsraten seien dabei sowohl für Laubbäume wie beispielsweise die Buche als auch für Nadelbäume wie die Lärche zu verzeichnen. So könne in Mischwäldern mehr Kohlenstoff gespeichert werden als in Reinbeständen.