Wie die meisten seiner Kollegen ist Forstunternehmer Jörg Nowak aus Niedersachsen mit dem Borkenkäfer ausgelastet. Um sich auf die Zeit nach dem Käfer vorzubereiten, will er sich zusammen mit seinen Söhnen Philipp und Hendrik aber möglichst breit aufstellen. Ein Projekt ist in dieser Hinsicht auch die Reaktivierung der Warnetalbahn für den Holztransport.
Ich bin echt froh, dass meine Jungs da sind“, sagt Jörg Nowak. Wir fahren in einen nahegelegenen Wald, um einen Forwarder zu betanken. Unterwegs stellt er sein Forstunternehmen vor, das er 1992 gegründet hat: in Liebenburg im Landkreis Goslar. Dort, im nördlichen Harzvorland, haben schon sein Großvater Otto und sein Vater Helmut als Waldfacharbeiter bei den Landesforsten gearbeitet.
Er selbst hat in den 1980er Jahren seine Ausbildung zum Forstwirt gemacht und ist dann seinem Vater zu einem privaten Forstunternehmen gefolgt, das er später übernehmen sollte. Bei einem solchen familiären Hintergrund kann es nur an den Genen liegen, dass nun in vierter Generation auch seine Söhne Philipp (22) und Hendrik (20) die forstliche Tradition weiterführen. Philipp, der seit zwei Jahren im Unternehmen tätig ist, hat am Forstamt Seesen Forstwirt gelernt und eine Fortbildung zum Forstmaschinenführer abgeschlossen. Hendrik lernt bei der Agravis gerade den Beruf des Mechatronikers.
Fünfzehn Mitarbeiter
Fünf Mitarbeiter hatte Jörg Nowak in den ersten Jahren. Seine erste Forstmaschine war ein alter Kockums-Skidder für die Langholz-Rückung. Aber überwiegend bestand ihr Dienstleistungsangebot aus den klassischen forstlichen Tätigkeiten: neben der motormanuellen Holzernte legten sie Forstkulturen an, bauten Zäune und läuterten die heranwachsenden Bestände.
Die Moderne brach 1994 mit dem ersten Harvester an, einem Timberjack 1270, dem bis heute über 20 weitere Forstspezialmaschinen folgten. Das Unternehmen ist in dieser Zeit stetig gewachsen. „Wir sind aber immer auf Sichtweite gefahren und haben versucht, ein zuverlässiger Partner für den Waldbesitz zu sein“, blickt Nowak zurück.
Heute umfasst der Maschinenpark einen Ponsse-Harvester, zwei Komatsu-Rückezüge, einen Vario-Schlepper von Werner und einen Fendt-Traktor. Im Sommer übernahm Jörg Nowak den Betrieb eines benachbarten Unternehmers, der aus Altersgründen sein Geschäft aufgegeben hatte. Das hat den Bestand noch um einen weiteren Werner Vario und einen John-Deere-Rückezug vergrößert. Die Firma Nowak Forstarbeiten beschäftigt heute 15 Mitarbeiter, inklusive dem Chef und seiner Frau Elke, die für die Buchhaltung des Unternehmens zuständig ist.
Breit aufgestellt
Obwohl mit Philipp und Hendrik gerade zwei junge Kräfte im Unternehmen Fuß fassen, wollen die Nowaks ihre Kapazitäten nicht unbedingt ausweiten. Das hat verschiedene Gründe. Bis vor kurzer Zeit lief das Geschäft ruhig in seinen Bahnen, sie hatten alles im Griff. Dann kam im Januar 2018 Sturm Friederike. Seitdem ist Hektik ausgebrochen. Arbeitstage mit zwölf Stunden sind heute normal – den Samstag natürlich eingeschlossen.
„Wir fahren von einem Bestand zum anderen und wieder zurück und arbeiten Käferholz auf. Wo wir guten Gewissens weggefahren sind, sind die Fichten dann aber trotzdem wieder braun. Es ist traurig, wie wir auf diese Weise die Wälder im Harz wegschroten“, sagt Nowak. Niedrige Aufarbeitungspreise sind für den Unternehmer gerade kein Problem. Aber dem Waldbesitz geht wegen der stark gefallenen Holzpreise das Geld aus. Und über alledem steht die große Frage, was nach dem Käfer passiert. Turbulente Zeiten also, in denen nicht zuletzt gute Mitarbeiter immer schwieriger zu finden sind.
Um für die Zukunft gerüstet zu sein, kümmern sich die Nowaks daher intensiv darum, ihre teils langjährigen Mitarbeiter zu halten. Sie achten auf ein gutes Betriebsklima und stellen ihren Leuten eine hochwertige Ausrüstung, einschließlich Fahrzeugen für die motormanuellen Rotten und die Maschinenfahrer. Darüber hinaus ist es ihnen wichtig, auch bei der alles dominierenden Käferaufarbeitung im Harz ihre übrigen Kunden nicht zu vernachlässigen.
Für entscheidend halten sie es aber, sich möglichst breit aufzustellen. Neben der Holzernte erledigen sie auch Baumpflegearbeiten; Philipp hat sich dafür zum Baumkontrolleur fortbilden lassen. Ein ganz neues Standbein ist die Bekämpfung von Neophyten. Das sind eingeschleppte Pflanzen die sich stark verbreiten und die heimische Pflanzenwelt verdrängen. Oder sie führen wie der Riesen-Bärenklau zu Verbrennungen und allergischen Reaktionen.
Warnetalbahn
In diese Richtung zielt auch ein Projekt, auf das die Nowaks besonders stolz sind: Die Reaktivierung der 15 km langen Eisenbahnstrecke zwischen Salzgitter-Bad und Börßum für den Holztransport. Seit 1988 nutzte die Tourismus- und Warnetalbahn GmbH diese Strecke nur noch für Museumsfahrten. Wenn man den alten Verladebahnhof im heimatlichen Klein Mahner wieder herrichten würde – so ihre Idee –, dann könnte man das Borkenkäferholz aus dem Harz auch hier verladen. Weil sie täglich im Harz arbeiten, wussten sie, dass dort die Holztransportkapazitäten auf Straße und Schiene bei weitem nicht ausreichen.
Der Geschäftsführer der Warnetalbahn, Kai Edelmann, war von ihrem Vorschlag angetan, und so bauten die Nowaks Ende 2018 die alte Ladestraße in Klein Mahner wieder auf. In drei Monaten ebneten sie über 4.500 m² ein, bewegten 3.000 m³ Erde und richteten eine neue Tragschicht so her, dass Lkw auf ihr fahren konnten. Am 1. Februar 2019 war es dann soweit: der erste Güterzug mit 1.000 Fm Holz verließ den Bahnhof. Seitdem kommen monatlich zwei bis drei Züge und fahren Holz nach Wismar und Österreich. Bis Juli 2019 sind über Klein Mahner rund 13.000 Fm Käferholz abgeflossen.