Seit Anfang 2020 befindet sich der Preis für Heizöl im freien Fall, seit Mitte des Jahres ist Öl billiger als Brennholz und Pellets. Ist der Brennholzmarkt davon betroffen?
Klaus Egly, Vorsitzender des Bundesverbands Brennholzhandel und Brennholzproduktion hat eine klare Meinung: Der Ölpreis ist überhaupt kein Problem. Die Leute, die mit Holz heizen, tun dies überwiegend aus Überzeugung. Früher habe es viele Luxusheizer gegeben, die den Ofen nur zum Genuss anzünden. Die Zahl der Menschen, die ernsthaft mit Holz heizen habe deutlich zugenommen. „Der Klimawandel ist in den Köpfen der Menschen angekommen“, sagt Egly.
Das viel größere Problem sei der gigantische Schadholzanfall in den Wäldern, und zwar in zweierlei Weise: Zum einen hören die Verbraucher von einer Holzschwemme und erwarten, dass auch Brennholz günstiger wird. Dann müsse man ihnen erklären, dass das in erster Linie Nadelholz betrifft, aber Brennholz zumeist aus Laubholz hergestellt wird.
Laubholz wird teurer
Das führt direkt zum zweiten Problem: Laubholz ist nicht nur weniger von der Kalamität betroffen. Es wird sogar weniger Laubholz eingeschlagen und das Rohmaterial für Brennholzhersteller wird teurer. Dabei sei auch die von Dürreschäden betroffene Buche oft gut als Brennholz verwendbar, aber auch sie sei nicht einfach zu bekommen. In Niedersachsen liegt der Buchen-Rundholzpreis für Brennholzhersteller bei etwa 60–70 €/Fm. Der Preis für Fichte fiel dagegen von 80 auf 40 €/Fm.
Auf Nadelholz umsteigen
Der Verband hat deshalb auf seiner Internetseite empfohlen, auf Nadelholz als Brennholz umzusteigen und konnte tatsächlich einige Kunden für das günstigere Heizmaterial gewinnen. Generell habe die Branche mit einem Umsatzrückgang zu kämpfen, berichtet Klaus Egly. In den vergangenen Jahren waren es 20 %. Die Gründe sind vielfältig: Die Stilllegung von Öfen, wärmere Winter, höhere Anforderungen an Schornsteinhöhen, die Aussicht auf ein Verbot des Heizens mit Scheitholz oder einfach der Wegfall von Öfen, weil alte Leute sterben.
Befragte Händler berichten nicht unbedingt von weniger Geschäft, aber von geringeren Liefermengen. Die Leute wollen sich nicht mehr 20 Rm auf den Hof legen, sondern nur noch 3 – 4 Rm. Das könne auch daran liegen, dass die Branche ihre Kunden verwöhnt. Brennholz ist schließlich jederzeit ofenfertig verfügbar. Fast niemand legt sich noch Brennholz zum Trocknen auf den eigenen Hof. Weniger als 5 % der Kunden kaufen noch frisches Brennholz, sagt Klaus Egly.
Minimales Nord-Süd-Gefälle
Der Brennholzpreis ist quer durch die Republik fast identisch. „Es gibt ein minimales Nord-Süd-Gefälle“, so Egly. Das komme aber vom leicht erhöhten Nadelholzanteil im Süden. Das bestätigen auch die Händler. Im Norden wurden pro gestapelten Raummeter rund 115 € angegeben. Im Süden waren es 95 € pro Ster. Ein Ster ist auch ein Raummeter, aber bezogen auf Meterscheite. Das gleiche Holz als 25er oder 33er Scheite gestapelt ergibt deutlich weniger als einen Raummeter. Der Preis dürfte damit fast identisch sein. Größere Preisegefälle gibt es zwischen Stadt und Land, die lassen sich aber kaum beziffern. Ein gewisser Wildwuchs auf dem Land macht den Markt noch unübersichtlicher. Der Bundesverband bekämpft ihn seit Jahren. Er ist deshalb von 150 auf 100 Mitglieder geschrumpft, weil er auffälligen Mitgliedern „empfohlen“ hat zu gehen. „Von zehn Händlern kriegst du nur von zweien eine Rechnung“, beschreibt ein Händler das Problem sehr griffig. Klaus Egly hat eine andere Faustregel: „Wenn Brennholz weniger als 60 €/Rm kostet, stimmt was nicht.“
Die Brennholzleute haben also an vielen Fronten zu kämpfen. Aber was war nochmal die Eingangsfrage? Ach so, billiges Erdöl – kein Problem.