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Hanfpalme in Schweizer Wäldern
Die Hanfpalme besiedelt Schweizer Wälder. Die ehemalige Zierpflanze kolonisiert heute in tiefen Lagen viele siedlungsnahe Wälder und verdrängt dort heimische Arten.

Immergrüne Exoten im Vorteil gegenüber heimischen Wäldern

02. April 2023
Im Süden der Schweiz breiten sich immergrüne Palmen immer weiter aus. Die Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) hat ihren ökologischen Vorteil gegenüber heimischen Waldbäumen untersucht und schlägt nun Maßnahmen vor, mit denen die Ausbreitung eingeschränkt werden soll.

Die Chinesische Hanfpalme (Trachycarpus fortunei), auch als Tessinerpalme bekannt, ist ein beliebtes Gartengewächs, das sich nun im Tessin, südlich der Alpen, bei Forstleuten unbeliebt macht. Die Palme hat sich ausgebreitet und wächst heute auch in Wäldern. Dort wurde ihre Verbreitung und ihr Konkurrenzverhalten im Klimawandel in einem wissenschaftlichen Projekt von 2019 bis 2022 untersucht.

Ökosystemleistungen des Waldes beeinträchtigt

Die Hanfpalme kann dichte Bestände ausbilden, die heimischen Gehölzen Ressourcen entziehen und sie damit verdrängen. Ein Team der Forschungseinheit Ökologie der Lebensgemeinschaften Insubrische Ökosysteme, WSL, untersuchte die invasive Palme auf 10 Waldstandorten mit hoher Dichte und weiteren Vergleichsstandorten ohne ihr Vorkommen.

Das Ergebnis zeigt, dass zwar kaum Auswirkungen auf das Tierreich bestehen, Standorte mit hoher Palmendichte zeigten jedoch eine deutlich geringere Anzahl an Pflanzenarten. Auch die Stabilität der Wälder wird benachteiligt: Die Wurzeln der Palmen festigen den Boden kaum und die Palme erhöht das Waldbrandrisiko, denn an ihr sammeln sich abgestorbene Blätter.

Aktuell ist die Hanfpalme vor allem in siedlungsnahen Wäldern bis 900 m ü. NN verbreitet. Im Zuge des Klimawandels rechnen die Forschenden allerdings damit, dass sich die Palme auch in höhere Waldgebiete ausbreiten wird. Die Gefahr, dass sie siedlungsferne Wäldern nun schnell erobert, bestehe vorerst aber nicht.

So soll die Hanfpalme bekämpft werden – oder nicht?

Aktuell werde die Bevölkerung über die Ausbreitung der Zierpflanze und ihr Konkurrenzverhalten gegenüber heimischen Waldpflanzen aufgeklärt. Um die Ausbreitung der Palme einzudämmen, empfehlen die Forschenden, sie in Wäldern ökologisch wertvoller Standorte vollständig zu entfernen. In Schutzwäldern sollten die Bestände der Hanfpalme außerdem werden. Zum Entfernen sei ein bodennaher Schnitt ausreichend. Bei Jungpalmen müsse das sogenannte Palmenherz zerstört werden, aus dem die Pflanze nach einem Schnitt wieder austreiben könne. Der Schlussbericht mit allen empfohlenen Maßnahmen gegen die Ausbreitung der Hanfpalme erscheint im Mai 2023.

Eine vollständige Bekämpfung der Palme scheint aktuell aber nicht erwünscht. Eine Umfrage habe ergeben, dass über 50 % von 2.000 Befragten die aus Asien stammende und seit 50 Jahren in der Schweiz etablierte Hanfpalme als Tessiner Wahrzeichen schätzt.

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Mit Material der WSL