Sowohl die Preise für den Rohstoff Holz auch die Preise für Chemierohstoffe zur Leimherstellung sind in Deutschland und den internationalen Beschaffungsmärkten in den letzten Wochen und Monaten drastisch gestiegen. Für die Hersteller von Holzwerkstoffen haben damit die Produktionskosten unverhältnismäßig stark zugenommen. Ein Ende dieser Entwicklungen ist nicht in Sicht. So die Einschätzung des Verbandes der Deutschen Holzwerkstoffindustrie (VHI) Anfang März 2011.
Mit 4,2 Mrd. Jahresumsatz und 13000 Beschäftigten ist Deutschland der bedeutendste Holzwerkstoffproduzent Europas. 2010 wurden rund 12 Mio. m³ Platten für die Möbelindustrie, den DIY- und den Baubereich gefertigt; das entspricht einem Bedarf von 15,1 Mio. m³ Holz. Das Rohholz besteht vornehmlich aus Industrieholz aus dem Wald, daneben aus Industrierestholz und aus Altholz .
Rohstoff Holz
In allen Holzsegmenten sind seit Mitte letzten Jahres die Preise in die Höhe geschnellt. Laut Information des Statistischen Bundesamtes ist in deutschen Staatsforsten der Industrieholzpreisindex für „Kiefer kurz“ und „Fichte kurz“ von Juli 2009 bis November 2010 von gut 110 (Fichte) und ca. 145 (Kiefer) auf über 170 bzw. fast 210 gestiegen. Da Spanplatten, OSB und Faserplatten zu einem hohen Anteil aus diesen Nadelhölzern hergestellt werden, belastet ein Preisanstieg von Fichte um 65 % und Kiefer um 69 % innerhalb von knapp eineinhalb Jahren die Hersteller von Holzwerkstoffen einschneidend.
Die Verknappung von Rohholz, denn nichts anderes bildet der Industriepreisindex ab, beruht in erster Linie auf der extrem angestiegenen energetischen Nutzung des Rohstoffs. Die großen Biomassekraftwerke benötigten schon 2009 etwa 7,5 Mio. t atro Holz und ständig werden neue Anlagen errichtet.
Die Hersteller von Holzwerkstoffen kritisieren vor allem, dass 53 % des naturbelassenen Holzes sofort als Brennmaterial in Biomasse(heiz)kraftwerke verwendet wird. Dieses Holz steht nicht mehr für die stoffliche Nutzung zur Verfügung und gefährde damit Tausende von Arbeitsplätzen. In der gesamten Holzindustrie sind 500000 Personen beschäftigt. Dem stehen 47600 Beschäftigte in der thermischen Verwertung von Holz gegenüber. Die Holzwerkstoffhersteller appellieren, Holz verantwortungsvoll nämlich zunächst mehrfach stofflich zu nutzen und die staatlichen Subventionen für die energetische Holzverwertung zu stoppen.
Chemierohstoffe
Auch die Preise für Chemierohstoffe sind 2010 enorm angestiegen. Der Preisindex für Leim als fertiges Produkt kletterte im Zeitraum von Januar 2010 bis Januar 2011 von 100 auf 133. Auch wenn der Bindemittelanteil einer Spanplatte oder Faserplatte absolut betrachtet nur einen kleinen Anteil beträgt, machen die chemisch herzustellenden einzelnen Leimbestandteile einen erheblichen Kostenfaktor aus.
Einige Vergleichszahlen: Um der Spanplatte ausreichend Festigkeit zu geben, enthält der Leim zur Hälfte Harnstoff. Kostete Harnstoff im 2. Quartal 2010 noch 180 /t, waren es im 1. Quartal diesen Jahres schon über 270 /t (Quelle: ICIS Report). Der Preis für Methanol ist von Januar 2009 auf Januar 2011 über das 2,5-fache gestiegen (Quelle: ICIS Report). Melamin, das für die Wasserbeständigkeit in bestimmten Platten sorgt, war im Januar 2011 um ein Drittel teurer als zwölf Monate zuvor. Benzol, das zur Herstellung von OSB verwendet wird: Hier gab es innerhalb der letzten zwei Jahre eine Preissteigerung um das Fünffache. Einige Benzol-Produzenten haben bereits weitere Preissteigerungen um mehr als 25 % angekündigt.
Da Leim sich nicht auf Vorrat produzieren lässt, ist die deutsche Holzwerkstoffindustrie auf kontinuierliche Lieferungen angewiesen. Dies auch dann, wenn diese buchstäblich unterwegs, nachdem die Transportschiffe schon die chinesischen Häfen verlassen haben, mit Ausfuhrsteuern bis zu 67 % belegt werden. Bei Melamin war das jüngst der Fall.
Fazit
Die Teuerungsraten für die Chemierohstoffe zur Leimherstellung und die Verknappung des Rohholzes in Deutschland ist Besorgnis erregend. Die Holzwerkstoffindustrie steht unter einem bisher nicht dagewesenen Kostendruck.