Die Mercer Gruppe mit ihren vier Standorten in Deutschland benötigt jährlich 5,5 Mio. Fm Rundholz, davon 3 Mio. Fm Industrieholz für die Zellstoffproduktion in Stendal und Rosenthal. Der Rest geht als Nadelsägerundholz an die Sägewerke in Friesau und Torgau.
Keine Laubholzschwemme
Im Gegensatz zu vielen anderen Branchenvertretern sieht Stöhr das Einlenken der Bundesregierung in Sachen Holznutzung im Gebäudeenergiegesetz kritisch. Holz sei zu schade zum Verbrennen, sagt er. „Es macht sich keiner Gedanken, wo das Holz herkommen soll!“
Dafür erntete er prompt Kritik aus dem Publikum: Dietmar Reith, selbst Fuhr- und Forstunternehmer, sagte, wenn das Ventil der thermischen Verwertung fehle, führe das automatisch zu Niedrigstpreisen für Industrieholz. Man dürfe stoffliche und thermische Verwertung nicht gegeneinander ausspielen.
Denn es werde keine Laubholzschwemme geben, wie viele als Folge des Waldumbaus erwarten. Ab 2030 werde es deutlich weniger Nadelholz geben, die Lücke werde aber nicht durch Laubholz gefüllt. Der Zeitstrahl, den er zeigte, ging aber auch nur bis 2052. Ernsthafte Bemühungen zum Waldumbau gibt es erst seit den Stürmen Vivian und Wiebke 1990. Die betrachteten Laubholzbestände wären also maximal 62 Jahre alt. Bis zu diesem Alter sind aus Laubholzbeständen kaum Erträge zu erwarten. Deshalb ist einer Laubholzschwemme erst später zu erwarten. In jedem Fall wird die Holzversorgung in den kommenden Jahrzehnten rückläufig sein.
Mehr Kalamitätsholz
Gleichzeitig sind mit dem Fortschreiten des Klimawandels immer mehr Extremwetterereignisse und damit auch zunehmend katastrophenartiger Holzanfall zu erwarten. Es fehle aber bundesweit ein Puffermechanismus für Kalamitätsmengen, kritisiert Stöhr. Das wäre zum Beispiel ein fest installiertes Netz von Lagerplätzen, wie es Martin Müller für Bayern beschrieben hat.
Es müsse aber bei Kalamitäten auch von vorneherein transparent mit den anfallenden Mengen umgegangen werden. Hier gebe es seitens der Forstwirtschaft zu viel „Hütchenspielerei“ und die wahren Schadausmaße kämen oft erst scheibchenweise zutage.
Import wird wichtiger
Aufgrund dieser Marktschwankungen werde der Import zur Versorgung vor allem der Zellstoffwerke wichtiger. „Die müssen 365 Tage im Jahr laufen.“ Zu diesem Zweck hat Mercer eine Kooperation mit dem Fischereihafen Rostock, die bis 2030 fixiert ist. Ankommende Mengen können hier mit rund 10 000 Fm gepuffert werden.
Die Loop-App
Um die Wald-Werk-Logistik zu verschlanken, hat Mercer die Loop-App (Logistic Optimization) entwickelt. Mit ihr erfassen die Fuhrleute die Holzpolter im Wald digital. Auf dem Weg ins Werk errechnet die App die voraussichtliche Ankunftszeit im Werk und macht Vorschläge für Zeitslots zur Entladung im Werk, aus denen der Fahrer einen auswählen kann, um im Werk ohne Wartezeit zu entladen. Bei der Ankunft im Werk registriert sich der Fahrer per Handy mit einem QR-Code