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Georg Schirmbeck
Georg Schirmbeck
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Holz aus dem Wald verdient einen fairen Preis

04. Mai 2021

DFWR-Präsident Schirmbeck appelliert an die Waldbesitzer, ihr Holz nur zu marktgerechten Preisen abzugeben.

Georg Schirmbeck
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Angesichts der stark angestiegenen Schnittholzpreise bei unverhältnismäßig niedrigen Preisen für Holz aus dem Wald ruft der Präsident des Deutschen Forstwirtschaftsrates (DFWR) Georg Schirmbeck die Waldbesitzer in Deutschland dazu auf, ihr Holz nur zu fairen Preisen zu verkaufen. „Es kann nicht sein, das Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer seit Längerem unter einem schlechten Holzmarkt leiden. Teilweise haben sie drauf gezahlt und benötigen steuerfinanzierte Hilfsprogramme, um den Wald an den Klimawandel anzupassen. Auf der anderen Seite ist die Nachfrage aktuell sehr hoch und die Marktpreise für Schnittholz sind stark gestiegen, die bei den Waldeigentümern aber einfach nicht ankommen“, betont Schirmbeck.

Seit Jahresbeginn steigen die Preise für Schnittholz in rasantem Tempo, unter anderem, weil viel Holz in die USA, aber auch nach China exportiert wird und die Baukonjunktur auch in Deutschland sehr gut läuft. Sägeholz ist im Wert gestiegen und die Preise haben sich für die Verarbeiter nahezu verdoppelt. Sogar Preisanstiege zwischen 100 und 300 % bei Sparren, Brettern und Balken wären keine Seltenheit. Die Sägeindustrie und der Holzhandel generieren in der aktuellen Situation zusätzliche Einnahmen, die sie nicht an die Waldbesitzer weitergeben. Waldbesitzer und Forstbetriebe fordern deshalb einen fairen Preis für den wertvollen Rohstoff Holz. „Jeder Waldbesitzende ist frei in seiner Entscheidung Holz zu ernten oder eben stehen zu lassen, wenn die Preise nicht auskömmlich sind“, betont Schirmbeck. Marktgerechte Holzpreise helfen besonders jetzt, den Wald und seine Funktionen für die Gesellschaft zu erhalten und ihn an den Klimawandel anzupassen. Vor diesem Hintergrund sollte es auch ein grundsätzliches Interesse der Säge- und Holzindustrie sein, dass sich die Waldbesitzenden die Bewirtschaftung der Wälder heute und in Zukunft noch leisten können. Waldbesitzern und Forstbetrieben in Deutschland seien in den letzten drei Jahren Schäden von 13 Mrd. € entstanden, wie eine kürzliche veröffentlichte Studie des DFWR zeigt. Die Hilfsprogramme von Bund und Ländern mit bis zu 1,5 Mrd. € decken nur einen Bruchteil der Kosten ab, die für die Behebung der Klimaschäden am Wald, die Wiederbewaldung und Anpassung der Wälder an den Klimawandel in den nächsten Jahrzehnten erforderlich werden.

Unterstützung auch aus dem Kommunalwald

Dr. Karl-Heinz Frieden, geschäftsführendes Vorstandsmitglied beim Gemeinde- und Städtebund Rheinland-Pfalz unterstützt die Initiative von Schirmbeck ganz ausdrücklich: „Die deutsche Forstwirtschaft und auch die kommunalen Forstbetriebe müssen auf dem Holzmarkt durchsetzen, dass sie in dieser Jahrhundertkatastrophe des Waldes an den beträchtlich steigenden Gewinnmargen der Holzindustrie angemessen partizipieren. Die Verantwortung der gesamten Branche für die Wiederbewaldung der bundesweit annähernd 300.000 ha Kalamitätsflächen lässt an diesem Anspruch keinen Zweifel zu. Wenn die Waldbesitzenden in den nachhaltigen Umbau für einem klimastabilen Wald investieren sollen, um damit auch einen großen Beitrag für den Klimaschutz zu erbringen, sollten dazu zuerst die Einnahmen aus der Holzproduktion reichen. Bei den derzeitigen Marktpreisen sind wir allerdings sehr weit davon entfernt. Mit der aktuellen Verordnung auf Basis des Forstschäden-Ausgleichsgesetzes ist die Grundlage für eine Stabilisierung des Rohholzmarktes gelegt worden. Wenn jetzt das Holz so knapp auf dem Markt ist, dann sollte unverzüglich von Holzeinkäufern und Sägewerken ein starkes Preissignal in die Forstbetriebe gesendet werden.

Fraglich ist natürlich auch, warum das Holz aus hiesigen Sägewerken seinen Weg hauptsächlich auf Überseemärkte findet, wobei sich zeitgleich aus regionalen und nationalen Holzbauinitiativen zunehmende Nachfrage entwickelt. Deshalb ist ein vordringlichstes Interesse der kommunalen Forstbetriebe auch regionale Wertschöpfungsketten zu stärken. Das will auch Schirmbeck mit seiner Initiative bewirken.“

Keine Holzknappheit im Wald

Auch die Forstkammer Baden-Württemberg als Vertretung der Privat- und Kommunalwaldbesitzer  betont in einer Pressemitteilung die Bedeutung der heimischen Holzproduktion und dass die Wertschöpfung im Wald ankommen müsse.  „Die Holzversorgung aus den heimischen Wäldern ist grundsätzlich gesichert“, kommentiert Forstkammer-Präsident Roland Burger die aktuelle Debatte um steigende Holzpreise und Versorgungsengpässe im Bausektor. „Die privaten und kommunalen Forstbetriebe schlagen im Rahmen der Nachhaltigkeit Holz ein und stellen es ihren Kunden bereit – sofern faire Preise bezahlt werden“, so Burger. „Wir haben großes Verständnis für die Sorgen der Zimmereibetriebe, die Ursachen lie-gen nicht in der Forstwirtschaft.“ Vielmehr sei die aktuell ungewöhnlich hohe Nachfrage aus dem Bausektor im In- und Ausland maßgeblich für die angespannte Situation verantwortlich. 

Ein falsches Signal?

Aus Sicht der AG Rohholz sind die Forderungen des DFWR ein falsches Signal, das dazu beitragen könne, den Markt weiter zu verunsichern. „Georg Schirmbeck gibt eine sehr einfache Antwort auf ein sehr komplexes Problem“, kommentiert AGR Präsident Leonhard Nossol. Die Aussicht auf einen gedrosselten Holzeinschlag sei bestens geeignet, die Unsicherheit am Markt noch weiter zu vergrößern. Panikkäufe verknappten das Angebot und die erhoffte Entspannung rücke in weite Ferne. „Solche Aussagen helfen derzeit weder der Forst- noch der Holzwirtschaft“, so Nossol weiter.

Fakt ist: In vielen Teilen Deutschlands ist auch der Preis für das unverarbeitete Nadelholz dank der hohen Nachfrage zuletzt deutlich gestiegen. Die Besonderheit sind die großen regionalen Unterschiede: In den von großen Waldschäden betroffenen Gebieten ist nach wie vor mehr Holz vorhanden als lokal verarbeitet werden kann, während es in anderen Regionen bereits knapp ist. Da der Holztransport über größere Entfernungen vergleichsweise aufwändig und teuer ist, können die von Schäden besonders betroffenen Waldbesitzer nicht im gleichen Maße von der hohen Nachfrage profitieren wie ihre Kollegen in anderen Teilen des Landes.

„Wir verstehen, dass angesichts der Preisrallye vieler Holzprodukte der Unmut bei den betroffenen Waldbesitzern groß ist. Hier braucht es nach wie vor staatliche Unterstützung. Wer kaum noch gesunden Wald hat, der profitiert auch nicht von steigenden Preisen und muss für die Aufforstung alle notwendigen Hilfen bekommen“, schließt Nossol.

Aus Sicht der AGR könnte eine angepasste Logistik helfen, die vorhandenen Holzmengen besser zu verteilen und Angebot und Nachfrage bei unverarbeitetem Nadelholz zusammenzuführen. „Hier kann die Politik mehr tun. Der überhitzte Markt schadet auf Dauer allen. Holz ist zwar insgesamt ein wertvoller Rohstoff, wenn Holzprodukte aber exorbitant teuer werden, setzen die Kunden möglicherweise auf günstigere, nicht nachhaltige Produkte oder Häuser aus Baustoffen, deren Herstellung dem Klima schadet“, so AGR Geschäftsführer Lukas Freise.

Quelle: DFWR, AGR