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Den Besuch der Bundesumweltministerin Steffi Lemke am 3, Juli nutzten die Befürworter und Gegner des Nationalparks Steigerwal, um ihre Meinung kundzutun
Den Besuch der Bundesumweltministerin Steffi Lemke am 3, Juli nutzten die Befürworter und Gegner des Nationalparks Steigerwal, um ihre Meinung kundzutun

Hohe Zustimmung für den Nationalpark Steigerwald

24. Juli 2023
Eine aktuelle Umfrage im Auftrag des Nationalparkbündnisses hat etwas über 1.000 Menschen in ganz Bayern nach ihrer Position zum Nationalpark Steigerwald befragt. Das Ergebnis: Knapp drei Viertel von ihnen befürworten einen dritten Nationalpark im Steigerwald. Noch mehr fänden es gut, wenn in Bayern mehr Wälder geschützt würden.

Die seit 15 Jahren währende Diskussion um einen dritten bayerischen Nationalpark im Steigerwald nimmt kein Ende. Einerseits lehnen die bayerische Staatsregierung, die Staatsforsten, Privatwaldbesitzer, Sägewerker, Forstunternehmer und Teile der lokalen Bevölkerung einen Nationalpark ab. Andererseits greifen die Naturschutzverbände die Idee hartnäckig immer wieder auf. Zuletzt vor einigen Tagen mit einer neuen Umfrage in ganz Bayern. Die Marktforscher von Kantar Public haben dafür im Auftrag des Nationalparkbündnisses Bayern etwas über 1.000 Menschen nach ihrer Position befragt. Das Ergebnis: Knapp drei Viertel von ihnen befürworten einen neuen Nationalpark im Steigerwald.

CSU-Wähler wollen ihn am meisten

Interessanterweise ist die Zustimmung bei CSU-Wählern besonders hoch. 76 % von ihnen sind für den Nationalpark im Steigerwald, während die Zustimmung in der Gesamtbevölkerung bei 73 % liegt.

Richard Mergner vom Bund Naturschutz freute sich über dieses Ergebnis. Es sollte seiner Ansicht nach „für die CSU-Führung Anlass sein, von einer Nationalpark-Verhinderungspartei wieder zu einer Nationalpark-Partei zu werden, die sie vor 40 Jahren mit Gründung der beiden bestehenden bayerischen Nationalparke einmal war.“

Über die Frage zum Nationalpark hinaus ist der Waldschutz ganz allgemein noch populärer: 88 % der bayerischen Bevölkerung fände es gut, wenn in Bayern mehr Wälder als Naturwälder geschützt würden. Auch hier ist die Zustimmung bei den CSU-Wählern mit 91 % deutlich höher.

Selbst in der Region Steigerwald überwiegt die Zustimmung deutlich. Sie ist von 61 % im Jahr 2014 bis zum Jahr 2020 auf 75 % gestiegen. So die Ergebnisse früherer Umfragen.

Nördlicher Steigerwald

Entstehen soll der Nationalpark nach den Vorstellungen der Naturschützer auf rund 11.000 ha im nördlichen Steigerwald zwischen Schweinfurt und Bamberg. Er würde zwei große, rund 5.000 und 5.800 ha große sowie sechs kleine Waldflächen umfassen, die fast ausschließlich im Staatswald des Forstbetriebs Ebrach lägen. Es handelt sich um großflächige, unzerschnittene und naturnahe, von Buchen dominierte Laubmischwälder, die zum Teil 180 bis 200 Jahre alt sind. Mehrere Gutachten haben es als eines der ökologisch wertvollsten und schutzwürdigsten Waldgebiete Deutschlands eingestuft.

Ein Gutachten von Bündnis90/DieGrünen

Eines dieser Gutachten hat die Landtagsfraktion von Bündnis90/Die Grünen erst im März dieses Jahres vorgestellt. Der Biologe Prof. Dr. Hans D. Knapp, einer der Gründerväter der Nationalparke in Nordostdeutschland, zog darin folgende Schlussfolgerungen:

  • Der Nördliche Steigerwald erfüllt alle naturschutzfachlichen Kriterien für die Einrichtung eines Nationalparks. Das staatliche Eigentum an geeigneten Flächen ist ein begünstigender Umstand. Ein Nationalpark Steigerwald würde die Region aufwerten, Synergien mit dem Naturpark Steigerwald generieren, Impulse für nachhaltige sozio-ökonomische Entwicklung setzen sowie regionale Identität und Heimatbewusstsein stärken.
  • Ein Nationalpark Steigerwald würde die bestehenden Nationalparke in Bayern naturräumlich erweitern und eine Lücke im Verbund deutscher Waldnationalparke schließen. Dies würde auch zur Erfüllung internationaler Verpflichtungen des Global Biodiversity Framework beitragen.
  • Ein Nationalpark würde die ökosystemaren Funktionen der Waldökosysteme sichern, ihre Resilienz stärken und ihre eigendynamische Anpassung an den Klimawandel ermöglichen. Er wäre damit auch ein Beitrag zum ökosystembasierten Klimaschutz.
  • Interessenskonflikte, Widerstand lokaler Akteure und kontroverse Diskussionen sind übliche Begleiterscheinungen bei der Einrichtung von Nationalparken. Die Idee eines Nationalparks Steigerwald findet inzwischen mehrheitliche Zustimmung in der Region mit steigender Tendenz insbesondere in den benachbarten Städten.
  • Eine Fortsetzung von professionell moderierten „Runden Tischen“ zum Nationalpark Steigerwald auf Einladung der Landräte von Bamberg, Haßberge und Schweinfurt sollte angestrebt werden, um bestehende Konflikte zu entschärfen ein deutliches mehrheitliches Bekenntnis der Region zu einem Nationalpark zu artikulieren und der Landespolitik zu kommunizieren.

Bayerischer Waldpakt

Ob die bayerische Staatsregierung ihre Ansicht beim Thema Waldnaturschutz ändern wird, darf jedoch bezweifelt werden. Erst kürzlich haben Ministerpräsident Markus Söder und Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber einen Waldpakt mit dem Waldbesitz geschlossen. Darin setzten sie auf eine aktive Waldbewirtschaftung auf ganzer Fläche und lehnen Stilllegungen und Nutzungsverzicht ab.

Auch der Koalitionspartner der CSU, die Freien Wähler, lehnt einen dritten Nationalpark seit Jahren ab.

Das Trittsteinkonzept der BaySF

Die Bayerischen Staatsforsten setzen im Forstbetrieb Ebrach auf das sogenannte Trittsteinkonzept. Das 2006 vom damaligen Forstbetriebsleiter Ulrich Mergner entwickelte Konzept kombiniert den Waldnaturschutz mit der Holznutzung. Dabei wird nicht nicht die gesamte Waldfläche aus der Nutzung genommen, sonden stattdessen ein Netz aus Totholzinseln und  Biodiversitätsflächen angelegt, die sich über 10 % der Forstbetriebsfläche verteilen. Tausende Biotopbäumen und hohe Totholzmengen ergänzen diese Flächen noch. Gleichzeitig kann die Forstwirtschaft weiter betrieben werden.