Während die Fichte als einer der großen Verlierer des Klimawandels gilt, gerät die Weiß-Tanne bei den Waldexperten der Landesforstanstalt immer mehr in den Fokus. ThüringenForst begründet daher mit Fördermitteln des Landes eine zweite Weiß-Tannen-Samenplantage in Westthüringen, um Saatgut und die genetische Vielfalt der Art zu sichern.
Standörtlich auf 55 % der Waldfläche Thüringens anbaumöglich, überzeugt die heimische Mischbaumart durch eine gewisse Trockenresistenz, Stabilität und ökologische Verträglichkeit. Die zweite Samenplantage erhöht in Zukunft nicht nur die Saatgutverfügbarkeit, sondern sorgt auch für eine hohe genetische Variabilität. Mit rund 90.000 Alt-Exemplaren in den Wäldern des Freistaats vertreten, steht die Weiß-Tanne jetzt im Aufwind.
Quantität und Qualität
„Die Weiß-Tanne gilt nicht nur in Thüringen als Hoffnungsbaumart beim Waldumbau hin zu klimaresilienten Wäldern. Deshalb verstärken wir nochmal mehr unsere bisherigen Bemühungen, um den Weiß-Tannenanteil im Staatswald von derzeit 1 % auf 5 % zu erhöhen“, so Volker Gebhardt, ThüringenForst-Vorstand. Dabei wird nicht nur auf Quantität, sondern auch auf Qualität Wert gelegt. Dazu soll langfristig die zweite Weißtannen-Samenplantage „Maienluft“ dienen, die derzeit im Thüringer Forstamt Kaltennordheim entsteht.
Große genetische Vielfalt sichergestellt
Auf der ersten Weiß-Tannen-Samenplantage „Vitzeroda“ im Thüringer Forstamt Bad Salzungen wurden hierfür an 70 fruktifizierenden Mutterbäumen sog. Reiser (Neutriebe) entnommen. Diese werden aktuell im Forstlichen Genressourcenzentrum Rheinland-Pfalz unter Gewächshausbedingungen auf Unterlagen gepfropft. Die sich daraus entwickelnden jungen Bäumchen werden sodann auf die neue Weiß-Tannen-Samenplantage gepflanzt. Gepfropfte Pflanzen tragen frühzeitiger Samen, als sich natürlich aus einem Sämling entwickelnde Bäume. Mit 70 Mutterbäumen als Ausgangslage ist eine große genetische Vielfalt sichergestellt.
Samenplantagen vielfältiger als Saatgutbestände
ThüringenForst unterhält insgesamt 38 anerkannte Weiß-Tannen-Saatgutbestände. Diese Saatgutbestände umfassen besonders vitale Exemplare dieser Baumart. Sie dienen in erster Linie der Saatgutgewinnung für die ThüringenForst-eigene Baumschule und werden i. d. R. jährlich beerntet. Allerdings ist deren genetischer Austausch massiv beschränkt. Samenplantagen beherbergen hingegen vegetativ erzeugte Abkömmlinge (Klone), deren genetischer Austausch durch kontrollierte Fortpflanzungsgemeinschaften verstärkt wird.