Im Auftrag der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt (NW-FVA) in Hann. Münden sind im Februar Baumkletterteams unterwegs, um im Zuständigkeitsbereich der NW-FVA – in Niedersachsen, Hessen, Schleswig-Holstein und Sachsen-Anhalt – das beste Genmaterial aus Roteichenbeständen zu finden. Das Material wird im Labor aus den Knospen der Zweige extrahiert, die zuvor von den Baumkletterern in Form von Reisern geerntet wurden. Auf diese Weise soll langfristig wertvolles Roteichensaatgut gewonnen werden, heißt es in einer Pressemitteilung der Niedersächsischen Landesforste (NLF).
Auf in die Baumkronen – mit Spezialisten unterwegs
In den Wäldern der NLF waren die Teams in den Forstämtern Neuhaus, Seesen, Wolfenbüttel und Harsefeld unterwegs, heißt es weiter. Martha Töppe ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der NW-FVA und vor Ort mit dem Kletterteam im Einsatz. Mit einer speziellen Seiltechnik klettert Lars Herzog-Hawelka von der Firma „Herzog-Seilklettertechnik“ in 35 m hohe und 60 Jahre alte Eichen-Baumkronen. Dort schneidet er die Reiser und sichert so die Zweige mit den wertvollen Knospen in beschrifteten Folienbeuteln für die wissenschaftliche Untersuchung im Labor.
Aus dem Wald ins Labor
In der Baumschule der NW-FVA werden die Reiser anschließend wie im Obstbau auf Roteichenunterlagen gepfropft. Anschließend folgt die genetische Untersuchung anhand von Knospenproben. Die Pfropflinge werden später in ein Klonarchiv ausgepflanzt, um das genetische Material der ausgewählten Roteichen zu sichern und neue Samenplantagen aufzubauen.
Töppe: „Unser Ziel ist es, den Markt mit höherwertigem Forstvermehrungsgut unter sich ändernden klimatischen Bedingungen nachhaltig zu versorgen.“ Im Rahmen des Verbundprojekts mit dem Namen „RubraSelect“ arbeitet die NW-FVA mit der Universität Göttingen, dem Thünen-Institut, dem Landeskompetenzzentrum Forst Eberswalde, dem Staatsbetrieb Sachsenforst und der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg zusammen.
Töppe aus der Abteilung „Waldgenressourcen“ der NW-FVA in Hann. Münden ist für das Projekt zuständig. „Hochwertiges und leistungsfähiges Forstvermehrungsgut ist enorm wichtig für die Schaffung klimastabiler und ertragreicher Wälder“, erklärt sie. Das Projekt habe letztlich auch zum Ziel, den Wald auf die Folgen des Klimawandels vorzubereiten. „Schließlich soll er (der Wald) auch unter geänderten Klimabedingungen weiterhin alle Funktionen erfüllen“, so die Wissenschaftlerin weiter. Hierzu gehöre auch, den wachsenden Bedarf an Holz zu decken. Denn die Holznutzung diene durch die Bindung klimarelevanten Kohlenstoffdioxids (CO2) auch dem Klimaschutz, erklärt Töppe abschließend.
Das Projekt „RubraSelect“
Das Projekt „RubraSelect“ wird aus Mitteln der Bundesministerien für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) und für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) durch die Fachagentur für Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR) im Rahmen der Förderrichtlinie des Waldklimafonds gefördert.