Mit dieser Frage setzt sich der Deutsche Wetterdienst (DWD) auseinander. El Niño heißt das klimatische Ereignis, das gemeinsam mit einer drohenden marinen Hitzewelle im östlichen und zentralen äquatorialen Pazifik El Niña ablöst. Versorgungsengpässe und Preissteigerungen können in Deutschland die Folge sein.
Versorgungsengpässe und steigende Preise durch Klimaeffekt
Zwar wissen Expertinnen und Experten auch in Deutschland um die zunehmende Trockenheit und Waldbrandgefahr – trotz weltweiter Auswirkungen, rechnet der DWD in Deutschland jedoch mit kaum spürbaren Wetterveränderungen durch El Niño. Das sei damit zu begründen, dass sich El Niño-Muster vermehrt im Winter zeigen. „Da sich die Erde in den vergangenen zehn Jahren aufgrund des Klimawandels deutlich erwärmt hat, dürften die Folgen des aktuellen El Niño-Ereignisses für die betroffenen Regionen noch heftiger ausfallen. Für Deutschland, das in den mittleren Breiten liegt, zeigen unsere Modelle keine zusätzliche Bedrohung durch Hitzewellen oder Extremniederschläge“, erklärt Dr. Andreas Becker, Leiter der Abteilung Klimaüberwachung des DWD.
Stattdessen rechnet der Experte mit indirekten Folgen. Denn die globalisierte Ökonomie werde von dem Ereignis beeinflusst. Immer wärmere Ozeane und Luftströme wirken auf die Fischerei – Dürren und Überschwemmungen in anderen Erdregionen auf die Landwirtschaft. Becker ergänzt: „El Niño kann in Deutschland zu steigenden Preisen oder gar Versorgungsengpässen bei importierten Lebensmitteln führen.“ Weltweit steige die Gefahr für Hungernöte und Migrationswellen. Der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine beeinflusse die Märkte zusätzlich negativ.
El Niño: Pariser Klimaziele bald überschritten?
Ein El Niño tritt in unregelmäßigen Abständen wiederholt auf, zuletzt kam es im Herbst 2014, bis zum Frühjahr 2016, zu diesem Phänomen. Weltweit betrachtet gefährde das Ereignis nun die Klimaziele. 2024 könnte bereits das 1,5-Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens überschritten werden, so der DWD. Bereits 2022 habe das globale Mittel nur noch 0,35 °C unter der 1,5-Marke gelegen, trotz der kühlenden Effekte der El Niña.
El Niño werde nun ein bis zwei Jahre andauern. Becker folgert: „Leider besteht die Möglichkeit, dass mit El Niño als Beschleuniger im Jahr 2024 erstmals die Pariser 1,5-Grad-Hürde gerissen wird.“ Die Wahrscheinlichkeit dafür liege bei über 20 %. Dass die Schwelle in den kommenden fünf Jahren überschritten wird, beschreiben Expertinnen und Experten bereits mit einer deutlich höheren Wahrscheinlichkeit.
Mehr erfahren: Becker und weitere Expertinnen und Experten haben die Situation rund um das El Niño-Ereignis umfangreich analysiert.