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Regenwurm auf Waldboden
Der Regenwurm erfüllt im Klimawandel wichtige Funktionen im Waldboden. Doch auch der Klimawandel beeinflusst ihn.

Helfer im Klimawandel: Regenwürmer durchforsten Waldböden

15. Februar 2023
Heute ist Tag des Regenwurms 2023. Der Tag bietet Anlass, über den Wert der Bodenbewohner zu sprechen. Denn im Klimawandel werden die Wechselbeziehungen zwischen Klima, Wald und Regenwurm immer wichtiger.

Der Regenwurm prägt Deutschlands Waldböden, besonders im Süden. Die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald e. V. (SDW) beschreibt, welche Leistungen Waldböden vollbringen. Sie speichern Kohlenstoff aus sich zersetzenden Pflanzenteilen, filtern und speichern Wasser und stellen Nährstoffe für Bäume und andere Pflanzen bereit. Dabei werden sie von Bodenlebewesen unterstützt. Die SDW beschreibt, dass in einer Handvoll Waldboden mehr Lebewesen als Menschen auf der Erde leben. In der Forschung wird geschätzt, dass der Großteil der Bodenlebewesen noch unentdeckt ist und es auch bleibt. Der Regenwurm jedoch ist einer der auffälligeren Bodenbewohner. Seine Wirkung auf den Wald ist bekannt und im Klimawandel nicht zu unterschätzen.

Der Waldboden: Lebensraum für den Regenwurm

In 0,3 m3 deutschen Waldboden kommen bis zu 80 Regenwürmer vor, so die SDW. Auch oberhalb des Waldbodens sind sie – meist nach Regenereignissen – zu sehen. Ihre Aufgaben? „Sie fressen sich unermüdlich durch ihr Habitat und tragen nebenbei mit der Bildung ihrer Gangsysteme zur Verbesserung der Drainage- und Durchlüftungseigenschaften des Bodens bei“, so Dr. Christian Bluhm, Wissenschaftler an der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA).

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Menschen begutachten ein Bodenprofil
Lernen im Wald: Bodenprofile zeigen Prozesse im Waldboden und die Wirkung des Bodenlebens

Untersuchungen aus Baden-Württemberg haben auch gezeigt, dass Regenwürmer vor allem in Laubwäldern zu finden sind – in Mischwäldern kommen sie etwas geringfügiger vor, in Nadelwäldern ist ihre Populationsdichte am niedrigsten. „Mehr laubbaumreicher Mischwald verbessert die Bedingungen für die Regenwürmer und damit für eine Bodenentwicklung, die den Bäumen eine bessere Wurzelentwicklung, mehr Nährstoffe und einen erhöhten Wasserspeicher bietet“, sagt Ulrich Dohle, Bundesvorsitzender des Bundes Deutscher Forstleute (BDF). „Das ist genau die Verbesserung, die wir für unsere Wälder mit Blick auf den Klimawandel benötigen.“

Je nach Art graben die Würmer ihre Gänge bis in unterschiedliche Tiefen. Manche sind sogar 3 m unter der Erdoberfläche zu finden. „Die kleinen Tiefbauspezialisten verfestigen ihre Gänge und schaffen dadurch ein stabiles Porensystem im Waldboden“, so Dohle. „Wir brauchen daher auch im Wald eine verstärkte Förderung der Regenwürmer und die regelmäßige Beobachtung als Leit-Art für ein gutes Bodenleben.“

Was fressen Regenwürmer am liebsten?

„Die meisten Regenwürmer mögen Böden, die ausreichend mit Feuchtigkeit versorgt und nicht zu sauer sind", Bluhm.

Regenwürmer lockern also den Waldboden auf, sie sorgen aber auch für die Zersetzung der Streuschicht. Viele der in Deutschland bekannten Regenwurm-Arten sind auf Laub angewiesen. Bluhm erklärt, dass die Dürrejahre einige Population in Bedrängnis gebracht haben: „Der Klimawandel könnte also für diese Arten langfristig negative Auswirkungen haben, falls sich die Dürrejahre häufen sollten und den Populationen zu wenig Zeit zur Regeneration bleibt.“ Um die Verluste und ihre Folgen für den Wald in Zukunft besser zu erfassen, arbeitet die FVA an Grundlagen für ein dauerhaftes Monitoring. Aber nicht alle Arten seien gleichermaßen von den klimabedingten Veränderungen im Wald betroffen.

„Die meisten Regenwürmer mögen Böden, die ausreichend mit Feuchtigkeit versorgt und nicht zu sauer sind. Die Streu von Laubbäumen können sie besser verdauen und ziehen sie deshalb der von Nadelbäumen vor. Bezogen auf Waldböden, finden wir also besonders hohe Dichten in Auenwäldern, besonders wenige in bodensauren Fichtenwäldern. Es gibt allerdings unter den Regenwürmern auch Arten, die gut mit sauren Bodenbedingungen zurechtkommen oder diese sogar bevorzugen“, sagt Bluhm.

Der Regenwurm wird in Wert gesetzt

Bisher werde dem Regenwurm nicht ausreichend Bedeutung beigemessen, schließt die FVA. Der BDF hat daher eine Umfrage an forstlichen Universitäten und Hochschulen durchgeführt. Dabei kam heraus, dass es zwar Forschungen zum Regenwurm und sein Wirken auf den Wald gibt, jedoch seien diese relativ selten.

Klar ist aber: Für den Wald ist der Regenwurm unverzichtbar. Daher verfolgt bspw. das EU-Pilotprojekt „Future forest“ im Landkreis Landsberg am Lech u. a. das Ziel, die Verbesserung von Wäldern im Klimawandel auch anhand der gesteigerten Vorkommen von Regenwürmern festzumachen. Mit einer jährlichen Zukunftswald-Prämie sollen Ökosystemleistungen des Waldes und damit auch die Arbeit des Regenwurms in Wert gesetzt werden.

  • Mehr Infos zu Waldböden sowie dem Regenwurm und warum er wichtig ist, finden Sie auf unserer Webseite.
  • Ein Funfact zum Schluss: Warum der Regenwurm Regenwurm heißt, ist umstritten. Zum einen könnte sein Verhalten, bei Regen an die Oberfläche zu kommen, namengebend gewesen sein. Zum anderen könnte der Name von seinem unterirdischen Fleiß abgeleitet sein: „reger Wurm".
Mit Material vom BDF, SDW, FVA