Die Forstwege im Harz müssen gerade viel aushalten. In den Wäldern arbeiten die Forstmaschinen rund um die Uhr, an den Wegen reihen sich meterhoch die Polter – und entsprechend häufig fahren die Holz-Lkw. Für den Wegebaustützpunkt der Niedersächsischen Landesforsten war das Anlass für eine Fortbildung der eingesetzten Unternehmer zur Wegepflege.
Die Waldwege haben in den vergangenen Jahren unter den zahllosen Transporten von Kalamitätsholz gelitten. Wenn es bei der Überfahrt mächtig poltert und scheppert, ist es meist schon zu spät, und die Wege müssen teuer instandgesetzt werden. „Mit einer kontinuierlichen Wegepflege lässt sich das aber hinauszögern“, sagt Holger Sohns, der Leiter des Niedersächsischen Wegebaustützpunktes. Wie er erläuterte, verfolgen die Niedersächsischen Landesforsten dabei für ihre A-Wege ein Vier-Säulen-Konzept. Es umfasst nicht nur die eigentliche Wegepflege mit Schlepperanbaugeräten, sondern auch die Optimierung des Lichtraumprofils, die Bauwerk- und die Grabenpflege.
Fünf Pflegedurchgänge
Der Arbeitsumfang ist erheblich; insgesamt 1.580 km Wege (von rund 7.600 km A-Wegen) in Niedersachsen bearbeiten die Landesforsten mit Wegepflegegeräten. Ziel ist dabei die Wiederherstellung des sogegannten Uhrglasprofils mit sanft auslaufenden Übergängen zum Wegeseitenraum. „Nach der Wegepflege soll das Profil fast wieder so aussehen, wie wenn der Weg neu gebaut ist oder einmal in zehn Jahren vom Grader in Form gebracht wurde“, sagt Sohns. „Gute A-Wege sollen auch gut bleiben.“ Ziel ist außerdem die jährliche Steigerung der Pflegestrecke.
In der Regel sind für die Wegepflege Allradschlepper ab 70 kW mit Heckanbaugeräten im Einsatz. „Sehr wichtig ist es, dass die Arbeiten bei erdfeuchter Konsistenz des Deckschichtmaterials erfolgen. Das ist manchmal ein schmales Zeitfenster, aber dann wird es auch richtig gut“, erläuterte Sohns. Das heißt: bei sehr trockenen Wetterlagen kann ebenso wenig gearbeitet werden, wie bei starken oder andauernden Niederschlägen. In Zeiten des Klimawandels ist es daher gar nicht so einfach, entsprechende Wetterzeiten einzuplanen.
Der Stützpunkt stellt das Pflegeprogramm für die Forstämter zusammen, die Reviere rufen diese Leistungen dann ab. Dabei kommen alle A-Wege ins Pflegeprogramm, die drei Jahre zuvor eine neue Deckschicht erhalten haben, sich also gerade wieder stärker eingrünen. Der Kontakt vor Ort und die Einsatzplanung erfolgen zwischen der Revierleitung und dem Wegebauunternehmer. „Die Ausgangsituation kann regional sehr unterschiedlich sein. Gerade deshalb ist der Einsatz ortskundiger regionaler Unternehmer besonders vorteilhaft“, betont Sohns.
Mehr Auslastung im Sommer
Werden die Wege stark belastet, liegt viel Deckschichtmaterial in den Banketten, und es bildet sich eine Mittelrippe. Bei der klassischen Wegepflege sollen fünf Überfahren pro Fahrbahnkörper und Pflegedurchgang erfolgen, bei denen das vorhandene Deckschichtmaterial zunächst auf die Wegemitte und in den Fahrspuren konzentriert und von dort auf die gesamte Fahrbahnbreite verteilt wird. Das Material wird so sozusagen recycelt und neues dadurch eingespart.
Eine nachfolgende Verdichtung erfolgt im Regelfall nicht. Erstmal erscheint die Fahrbahn etwas rau, aber nach einigen Überfahrten und Niederschlägen hat sich das schnell eingependelt. Das Walzen ist vom technischen Aspekt her oft überflüssig, manchmal ist es ein Zugeständnis in stark genutzten Naherholungsgebieten, so Sohns. „Es geht um Pflege, nicht um Reparatur“.
Ziel des Pflegeprogramms sind drei Pflegedurchgänge pro Jahr. Zusätzliche Arbeitsgänge können sich nach besonders intensiver Holzernte bzw. -abfuhr ergeben. Die Arbeiten erfolgen im April, Juni bis Juli und noch einmal im Herbst vor dem Blattabfall. Für Rückeunternehmer mit entsprechender Technik trägt der Arbeitsanfall in den Sommermonaten ideal zur Arbeitsauslastung bei. Mittlerweile wird das Konzept weitgehend in 14 Forstämtern und dem Nationalpark umgesetzt, weitere Forstämter sollen folgen. Die Vergabe läuft jeweils über eine öffentliche Ausschreibung.
Profi Maik Fiedler
Ein Wegepflege-Profi ist der Unternehmer Maik Fiedler aus Seesen. Ob Grader, Walze oder Bagger, auf seinem Hof steht alles, was man für die Wegepflege, -unterhaltung und -instandsetzung braucht. Er führte bei der Fortbildung sein R 2005-Gerät vor. Er weiß auch, wie wichtig es ist, sich auf die örtlichen Gegebenheiten einzustellen. „Ich kann nicht überall gleich fahren, man muss sich da etwas rantasten. Jeder Weg ist anders, jedes Deckschichtmaterial ist anders“, ergänzte Fiedler, während er die Schiene an seinem R 2005 von Hand nachstellt, um auf die Schildspitze etwas mehr Druck zu geben. Mit den Anbaugeräten pflegt Fiedler dreimal im Jahr gut 300 km Waldwege, 12 bis 13 km schafft er pro Tag.
Die Pflegegeräte gibt es in verschiedenen Ausführungen, mit mehr oder weniger Technik, auch Eigenbauten sind verbreitet. „Wesentlich ist die richtige Schildeinstellung und die Fahrgeschwindigkeit des Treckers“, erläuterte Fiedler Im Bergland sind schon etwas mehr PS gefordert. Gefragt, wie er mit Unebenheiten im Weg umgeht, hebt der Unternehmer die Hände. „Wenn man die Wege häufig fährt, kennt man auch die Miststrecken und weiß wo man mal aussetzen muss.“ Die Abnutzung der Schneidekante des Schildes ist aufgrund der hohen Kilometerleistung beträchtlich – auch Hardox-Stahl wird in der Schildmitte bald rund.
Grenzen der Wegepflege
Beim Ortstermin vermittelt Stützpunktleiter Sohns auch, was nicht erwünscht ist oder mit den Anbauhobeln nicht funktioniert. Bei zu viel Schlamm und vielen Holzresten auf dem Weg bringen die Verfahren nichts, auch wenn grobes Mineralgemisch mit einer Korngröße über 0/30 mm eingebaut wurde. Ebenso können Verdrückungen über 10 cm Tiefe nicht mehr mit den Heckanbaugeräten sinnvoll bearbeitet werden, hier ist der Grader gefordert. Der Einbau von frischem Material ist klar die Domäne der Allradgrader und nicht der Wegepflegegeräte.
Im Rahmen der Fortbildung spielte auch das Thema Verkehrssicherung eine Rolle. Diese obliegt während der Pflegemaßnahme am jeweiligen Baufeld dem Auftragnehmer. Als öffentliche Wege der Straßenverkehrsordnung sind Waldwege bei Gefahr vom Bearbeiter sicher und deutlich erkennbar abzusperren und zu sichern. „Wir empfehlen seitens der NLF spezielle Sperrbanner, eine Sperrschranke (VZ 600) oder das Schild VZ 250, Verbot für Fahrzeuge aller Art, einzusetzen.“ Die Absperrung kann sich bei vielen einzelnen Wegen daher teilweise aufwändig gestalten und sollte in Abstimmung mit der Revierleitung erfolgen.
Vom Naturschutz gern gesehen
Die Wegepflege mit Heckanbaugeräten ist auch aus Naturschutzsicht ein vorteilhaftes, weil wenig intensives Verfahren. Es sind weniger schwere Eingriffe in Vegetationsdecken und seltener eine Anfuhr von Material nötig. Daher verringert sich auch der CO2-Fußabdruck. Ziel des ganzen Prozederes ist die Sicherstellung der Funktion, der Substanz und des Gebrauchswertes der Wege. Dies erfolgt über eine Erhaltung des Querprofils der Deck- und Verschleißschicht. Weder die Wegegräben noch die Bankette werden bei dieser Maßnahme bearbeitet und es wird kein neuer Baustoff zugeführt, fasst Sohns zusammen. „Durch diese regelmäßige Pflege erhöhen sich die Standzeiten der Fahrbahndecken auf bis zu 20 Jahre. Das Intervall für intensivere Maßnahmen wird dadurch erheblich verlängert. Das spart letztlich Kosten und stärkere Eingriffe in die Umwelt“.