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Zwei Kinder rennen durch den Wald - das ist gesundheitsförderlich
Aufenthalte wie dieser in der Natur können das Immunsystem gegen Erreger bzw. Allergieauslöser trainieren.

Gründe für mehr Pollenallergien – und was dagegen hilft

18. Mai 2023
Jetzt im Frühling leiden viele Pollenallergiker unter der Natur – ein Nachteil für die Betroffenen, da bspw. Bäume eigentlich gesundheitsfördernd sind. Scheinbar entfernt sich der Mensch von der Natur, denn die Anzahl an Pollenallergikern steigt. So vielfältig die Gründe für die Zunahme von Allergien in der Bevölkerung auch sind, die Natur ist nicht schuld an den Symptomen.

In einem aktuellen Bericht diskutiert die IUFRO (International Union of Forest Research Organizations), wieso es immer mehr Allergikerinnen und Allergiker gibt, aber auch, warum die positiven Auswirkungen der Natur auf die Bevölkerung überwiegen und wie die Politik Betroffenen helfen kann.

Warum es immer mehr Pollenallergiker gibt

Luftverschmutzung, Klimawandel, ein gestörtes Verhältnis zwischen Mensch und Natur oder auch neue Baumarten in bewohnten Gebieten seien Gründe für immer mehr Pollenallergien, so die IUFRO. Das zur Union gehörende GFEP (Global Forest Expert Panels) zu Wald und menschlicher Gesundheit hat sich mit dem Thema in seinem neuen Forschungsbericht „Wald, Bäume und menschliche Gesundheit: Prozesse, Wirkungen, Herausforderungen und Handlungsoptionen“ beschäftigt.

Darin wurden internationale, wissenschaftliche Daten zur gesundheitsfördernden Wirkung von Wäldern, Bäumen und Grünflächen ausgewertet. Es zeigte sich: „Die negativen Auswirkungen sind meist auf ein gestörtes Verhältnis von Mensch und Natur zurückzuführen“, so Panelmitglied Dr. Matilda van den Bosch, Medizinerin und Senior Researcher am Barcelona Institute for Global Health (ISGlobal). Und auf Missverständnisse. Denn nicht die Natur bedinge immer mehr Allergien, sondern ein naturferner und damit ungesunder Lebensstil. Der Klimawandel verlängere außerdem durch gestiegene Temperaturen die Pollensaison.

Wissenschaft rät zu weniger Luftverschmutzung

„Auch die Verringerung der Luftverschmutzung sei ein wichtiger Weg, um die Gesundheit der Menschen zu verbessern. Das gilt ebenfalls in Zusammenhang mit Allergien. Einige Studien deuten darauf hin, dass Luftschadstoffe die Allergenität von Pollen erhöhen“, erläutert Dr. van den Bosch. Daher müsse durch politische Entscheidungen gegengesteuert werden. Auch mehr Bäume seien hier eine lösungsorientierte Maßnahme – zwar geben sie Pollen ab, ihre luftfilternden Eigenschaften setzen aber an der Ursache des Problems an.

Für einen Zusammenhang zwischen mehr Grünflächen und einem verstärkten oder geringeren Auftreten von Pollenallergien gebe es bisher keine einheitlichen wissenschaftlichen Erkenntnisse. Deshalb sei die steigende Anzahl von Pollenallergien kein Argument gegen mehr Natur in Wohngebieten, so auch Dr. Payam Dadvand, Panelmitglied, Mediziner und Umweltepidemiologe am ISGlobal. Um einen intensiven Pollenflug einzudämmen, könne man allerdings mehr weibliche Bäume pflanzen. Diese produzieren zwar mehr Grünabfall in Form von Saatgut, sie nehmen aber die männlichen Blüten auf. „Um Allergien vorzubeugen, sollten Stadtplanerinnen und Stadtplaner daher einerseits Arten auswählen, die weniger allergen sind – wie etwa Tulpenbäume und Magnolien – und andererseits auch verstärkt weibliche Bäume pflanzen”, so Dr. van den Bosch.

Immunsystem kann durch Bäume gestärkt werden

Die Ergebnisse des Forschungsberichts stellte Dr. Christoph Wildburger, Leiter des Science-Policy Programms der IUFRO, am 10. Mai auf dem UN-Waldforum in New York vor. „Der Bericht unterstreicht die wichtigen Beiträge von Wäldern und Bäumen zur Agenda 2030 der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung und deren Zielen (SDGs). Besonders im Fokus ist SDG 3: ein gesundes Leben für alle Menschen jeden Alters zu gewährleisten und das Wohlergehen zu fördern“, sagte Dr. Wildburger.

Dazu gehöre die umsichtige Planung von städtischem Grün. Bei jungen Menschen könne das Immunsystem dann gegen Allergien trainiert werden. „Sind Menschen bereits in ihrer frühen Kindheit vielfältigen Mikroorganismen ausgesetzt, entwickelt unser Immunsystem ein Gedächtnis für verschiedene Erreger oder Allergieauslöser, erkennt sie als schädlich oder nicht schädlich. Es wird angenommen, dass eine geringere Exposition gegenüber einer natürlichen, biodiversen Umgebung einer der Gründe für die Zunahme von Allergien ist“, erklärt Dr. van den Bosch.

Neben Bäumen fangen bereits auch Wiesen an zu blühen.
Mit Material der IUFRO