Das G20-Treffen der Umwelt- und Klimaschutzministerinnen und -minister fand am 28. Juli 2023 in Chennai, Indien, statt. Zuvor unterzeichnete Bundesumweltministerin Steffi Lemke ein Waldschutzabkommen mit Indien. Die Treffen der G20-Staaten zeigten dabei Erfolge, aber auch Nachbesserungsbedarf.
Klima- und Ökosystemschutz: Die Verantwortung der G20
Lemke: „Es ist ein starkes Signal, dass sich die Umwelt- sowie Klimaschutzministerinnen und -minister der zwanzig führenden Industrie- und Schwellenländer auch in krisenhaften Zeiten auf wichtige Beschlüsse zum Schutz der Ökosysteme und gegen die globale Plastikverschmutzung einigen konnten. […] Als G20 haben wir eine besondere Verantwortung: Unsere Staaten verursachen den allergrößten Teil der weltweiten Umwelt- und Klimaprobleme. Gleichzeitig haben wir die Möglichkeiten, Lösungen zu entwickeln und umzusteuern. Es ist gut, dass die G20-Staaten entschieden bei der Umsetzung der beschlossenen Vereinbarungen zum Schutz der Natur vorangehen und auch ein globales Plastikabkommen unterstützen.“
Verantwortung tragen die beteiligten Staaten, da sie gemeinsam für 80 % der globalen Treibhausgasemissionen stehen. Das Ziel der G20 ist es u. a. daher, 30 % der Land- und See-Ökosysteme bis 2030 unter Schutz zu stellen. Lemke weiter: „Die G20-Beschlüsse tragen dazu bei, uns widerstandsfähiger gegen Dürre, Fluten und Waldbrände zu machen.“
Klimagipfel bespricht Waldbrände und andere Klimaschäden – ohne Erfolg?
Auch die international wütenden Waldbrände, deren Häufigkeit und Heftigkeit im Klimawandel sehr wahrscheinlich noch weiter steigen werden, war Thema des Treffens. Nicht alle Staaten seien sich dabei jedoch bei der Dringlichkeit des Klimaschutzes einig gewesen.
Jennifer Morgan, Staatssekretärin im Auswärtigen Amt und Sonderbeauftragte für internationale Klimapolitik: „Während weltweit Brände wüten und die Temperaturen Rekorde brechen, waren die G20 als Gruppe leider nicht in der Lage, mit dem erforderlichen Maß an Dringlichkeit und Klarheit zu agieren. Dies wurde durch eine kleine Gruppe von Staaten blockiert. Angesichts der akuten Klimakrise ist ein solches Zeichen der größten Emittenten der Welt inakzeptabel. Deutschland wird weiterhin mit seinen Partnern zusammenarbeiten, um auf der diesjährigen COP28 ein ehrgeiziges und gerechtes Ergebnis zu erzielen und sich in dieser Klimakrise mit allen Ländern zusammenzuschließen, um das Tempo und den Umfang der Maßnahmen zu beschleunigen.“ Die UN-Klimakonferenz startet Ende November und wird in Dubai stattfinden.
Dennoch ist Wald ein G20-Thema
Neben Waldbränden und weiteren Fragen rund um den Klima- und Ökosystemschutz stand zuvor beim Treffen zwischen Deutschland und Indien generell der Wald im Vordergrund. Lemke startete ein deutsch-indisches Bündnis, das sich dem Waldschutz verschrieben hat. Die Bundesregierung will dabei vier Bundesstaaten Indiens mit 17,5 Mio. € zur Wiederherstellung von Wäldern fördern. Dazu stehen Mittel der Internationalen Klimaschutzinitiative (IKI) bereit.
Über 40 % der indischen Wälder seien in einem schlechten Zustand. Lemke: „Indiens Wälder sind ein ökologischer Schatz. Ein gesunder Wald ist ein natürlicher Helfer gegen die weltweite Klimakrise und gegen das Artenaussterben. Engagierter Waldschutz lohnt sich mehrfach und schafft eine Win-Win-Situation: Die Artenvielfalt wird erhalten und gestärkt, Kohlenstoff wird gebunden und mehr Wasser in der Landschaft gehalten.“ Und das auf mehreren Mio. ha des Landes. In diesen Wäldern solle eine natürliche CO2-Senke entstehen.
Eine Familie ohne Einigkeit im Klimaschutz
Indien stellt in diesem Jahr zum ersten Mal den Vorsitz der G20, unter dem Motto „One Earth, One Family, One Future“ und macht dabei die Wiederherstellung der Ökosysteme zu einem Schwerpunkt seiner G20-Präsidentschaft.
Trotz aller angestrebten Förderungen und Synergien zieht das Ministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) ein nur bedingt optimistisches Fazit der Minister-Treffen in Indien: Es zeigte sich, dass die Erreichung des globalen 1,5-Grad-Ziels Maßnahmen brauche, über die sich die Staaten nicht einigen konnten.