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Zecke auf einem Laubblatt
Zecken mögen es warm und feucht. Gerne warten sie auf Blättern oder Grashalmen auf ihre Opfer.

Gewinner im Klimawandel: Wie gefährlich sind Zecken?

03. März 2023
Für Forstleute, aber auch Privatpersonen stellen Zecken eine immer größere Gefahr dar. Sie sind auf dem eigenen Rasen, in Parks und schließlich in Wäldern unterwegs, wie eine unangenehme Begleiterscheinung der Natur. Die kleinen Spinnentiere werden oft übersehen, können jedoch gefährliche Krankheiten wie die Frühsommer-Meningitis (FSME) oder Borreliose übertragen. War die Gefahr der Ansteckung früher noch in weiten Teilen Deutschlands ungefährlich, steigt sie in Folge der milden Winter und warmen Sommer immer weiter an – die Verbreitungsgebiete weiten sich aus und neue Zeckenarten kommen hinzu. Wir haben die wichtigsten Infos für Sie zusammengestellt.

Aktualisiert am 3. März 2023

Was ist eine Zecke?

Zecken zählen zur Klasse der Spinnentiere und zur Unterklasse der Milben. Erkennbar ist dies an den acht Beinen erwachsener Zecken. Die Zecke ist ein hoch spezialisiertes Tier, das durch Körperbau und Verhalten hervorragend an seine Umwelt angepasst ist. Sie ist ein Parasit und benötigt – ähnlich wie die Stechmücke – einen Wirt, also andere Lebewesen. Sie ernähren sich von deren Blut.

Welche Zecken kommen in Deutschland vor?

Die Universität Hohenheim berichtet, dass besonders die Zeckenarten Gemeiner Holzbock (Ixodes ricinus) und die Auwaldzecke (Dermacentor reticulatus) in Deutschland weit verbreitet und potenzielle Krankheitsüberträger sind. Aber auch tropische Zeckenarten seien bereits über Zugvögel nach Deutschland gekommen und auf dem Vormarsch. Tropenzecken können die Krankheit Zecken-Fleckfieber übertragen – inwieweit sich die Zecken hier etablieren werden und damit eine Gefahr darstellen, sei von den klimatischen Bedingungen der nächsten Jahre abhängig.

Beißt oder sticht die Zecke?

Die Zecke reißt mit ihren scherenartigen Mundwerkzeugen (Cheliceren) die Haut des Wirts, z.B. des Menschen, auf. Mit ihrem „Stachel“, also Stechrüssel (Hypostom) gräbt sie eine kleine Grube in das Gewebe, das sich mit Blut füllt. Nachfließendes Blut saugt die Zecke immer wieder ab. Die Zecke gibt mit dem Speichel ein Betäubungsmittel ab, während sie mit ihrem Rüssel zusticht. Das ist der Grund, weshalb der Wirt einen Zeckenstich nicht gleich (und oftmals gar nicht) bemerkt, obwohl der Stachel der Zecke viel dicker und gröber ist als der Stachel einer Stechmücke.

Wann ist die Zecke satt?

Im Vergleich zu Stechmücken saugen Zecken sehr viel Blut, bis sie schließlich satt sind. In manchen Fällen sind sie erst nach 15 Tagen gesättigt. Durch das aufgesaugte Blut wächst die Zecke und kann bis zu 200-Mal mehr wiegen als im hungrigen Zustand.

Wie entwickeln sich Zecken?

Die Entwicklung einer Zecke beginnt, wenn aus einem Ei eine Larve schlüpft. Die Larven der Zecke sind weiß und bis zu 0,5 mm groß. Sie haben im Gegensatz zu Zecken in den anderen Entwicklungsstadien nur 3 Beinpaare. Das vierte Beinpaar wächst erst nach der Blutmahlzeit. Zum Blutsaugen befallen sie vor allem Kleinsäuger. Nach der ersten Blutmahlzeit verlässt die Larve ihren Wirt und häutet sich während einer mehrwöchigen Reifezeit zur sogenannten Nymphe. Die geschlechtslosen Nymphen verbringen wie die Larven zunächst eine Zeit frei lebend, ehe sie sich einen weiteren Wirt für die nächste Blutmahlzeit suchen.

Nach dem Mahl entwickeln sich die Nymphen zu geschlechtsreifen Zecken. Die weiblichen Zecken saugen im Erwachsenenstadium erneut Blut. Die Weibchen brauchen das Blut des Wirts zur Bildung von rund 3.000 Eiern. Bis zu 10 Tage kann eine weibliche Zecke saugen, ehe sie freiwillig von ihrem Opfer ablässt. Die männliche Zecke kann auch ohne ein weiteres Blutmahl die Eier des Weibchens befruchten.

Warum verändert sich die Zecke beim Blutsaugen?

Die Zecke saugt das Blut direkt in ihren Darm. Dieser ist besonders dehnbar, sodass die vollgesaugte Zecke wächst und ihre Gestalt sich völlig verändert. Sobald die Zecke vollgesogen ist, lässt sie sich von ihrem Wirt fallen.

Wie lange leben Zecken?

Mit einer Blutmahlzeit kann eine Zecke sehr lange überleben. Unter Testbedingungen im Labor konnten Zecken, die vorher Blut gesaugt hatten, bis zu zehn Jahre lang ohne weitere Nahrung auskommen. In freier Natur lebt z.B. der Gemeine Holzbock im Durchschnitt drei bis fünf Jahre. Männliche Zecken leben allerdings nur bis nach der Begattung, Weibchen sterben nach der Eiablage.

Wann sind Zecken aktiv?

Die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) weist aktuell darauf hin, dass Zecken mitunter ganzjährig unterwegs, sprich aktiv, sein können. Das liege zum einen an der verlängerten Vegetationsphase mit milderen Wintern - begünstigt durch den Klimawandel -, zum anderen seien aber auch Mastjahre in den Wäldern dafür verantwortlich. Denn profitieren Wirbeltiere wie Mäuse und andere Wirte der Zecke von einem großen Nahrungsangebot, profitiert auch die Zecke.

Dass der Klimawandel die Lebensweise der Zecke begünstigt, bestätigte vor Kurzem auch Ulrich Matthes, Leiter des Rheinland-Pfälzischen Kompetenzzentrums für Klimawandelfolgen, in einem Interview mit dem SWR. Ab 7 °C seien Zecken aktiv, am wohlsten fühlen sie sich bei Temperaturen zwischen 15 und 25 °C.

Welche Krankheiten kann die Zecke übertragen?

Die bedeutendsten durch den Stich des Holzbocks übertragenen Infektionskrankheiten in Deutschland sind die Borreliose, eine bakterielle Infektion, und die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), eine Viruserkrankung. Zwar sind viele Zecken infiziert, aber nicht jeder Stich bedeutet automatisch, dass der Mensch an Borreliose erkrankt. Die Vermeidung eines Zeckenstichs ist die einzige Vorbeugung gegen Borreliose, denn es gibt keine Impfung dagegen. Da das Erkrankungsrisiko für diese Multisystemerkrankung mit der Dauer des Saugakts ansteigt, ist die Zecke umgehend zu entfernen, sobald sie am Körper entdeckt wurde. Auch wird empfohlen, den Stich und die entnommene Zecke einem Arzt zu zeigen und die betroffene Hautstelle weiter auf Veränderungen zu beobachten.

Was ist Borreliose?

  • Stadium: Als typisches Zeichen einer Borreliose entwickelt sich bei zahlreichen Erkrankten Tage bis Wochen nach dem Stich an der Einstichstelle aus einer initialen Papel heraus eine scharf abgegrenzte, schmerzfreie, sich kreisförmig ausbreitende, im Zentrum oft eine Aufhellung aufweisende Hautrötung (Wanderröte). Allerdings tritt die Rötung nicht bei allen Borreliose-Erkrankten auf, sondern es kommt häufig zu grippeähnlichen Symptomen.
  • Stadium: Wochen bis Monate nach dem Zeckenstich können Beschwerden des Nervensystems, Gelenkbeschwerden, Herzrhythmusstörungen sowie einzelne Hautknoten auftreten.
  • Stadium: Infolge einer Erkrankung an Borreliose kann es auch noch Monate oder Jahre nach dem Zeckenstich zu Schwellung von Gelenken, Beschwerden des Nervensystems und Hautveränderungen kommen.

Bei Symptomen sollte sofort eine Arztpraxis aufgesucht werden.

Was ist FSME?

Als Risikogebiete werden vom Robert Koch-Institut (RKI) diejenigen Kreise definiert und bekannt gemacht, in denen bei Zeckenexposition ein erhöhtes Infektionsrisiko durch periodische Erkrankungsfälle belegt ist. FSME-Risikogebiete befanden sich bislang in südlichen Regionen Baden-Württembergs und Bayern; aber auch in der Mitte des Landes und auch in Norddeutschland ist das Risiko einer Infektion durch einen Zeckenstich gestiegen. Eine aktuelle Karte der FSME-Risikogebiete in Deutschland ist unter www.rki.de/fsme veröffentlicht. Die FSME verläuft typischerweise in 2 Phasen:

  • Phase: Ein bis drei Wochen nach dem Zeckenbiss treten grippale Beschwerden auf.
  • Phase: Es folgen fieberfreie Tage, dann meist erneut Fieber und Entwicklung einer Meningitis – Hirnhautentzündung bzw. Enzephalitis – Gehirnentzündung mit Kopfschmerzen und Nackensteife. Ein hoher Teil der FSME-Infektionen verläuft jedoch asymptomatisch, oder Phase 2 bleibt ganz aus. Da bleibende Schäden bis zum Tod möglich sind, stellt die Infektion mit FSME eine große Gefahr für die Gesundheit von Menschen dar.

Im Gegensatz zur Borreliose gibt es gegen FSME aber eine Impfung: Personen, die in FSME-Risikogebieten wohnen, beruflich viel in der Natur tätig sind oder in risikoreichen Regionen Urlaub machen, wird eine Impfung empfohlen. Nach Einschätzung der Zecken-Fachleute der Universität Hohenheim werde aufgrund der durch den Klimawandel voranschreitenden Verbreitung der Zecken in Norddeutschland und weiteren Teilen Europas eine angepasste Impfstrategie notwendig.

Was schützt vor Zecken?

Einen gewissen Schutz vor Zeckenstichen bietet geschlossene, helle Kleidung, auf der die Tiere besser zu erkennen sind und so frühzeitig abgesammelt werden können. Da Zecken hauptsächlich im Unterholz und an Gräsern sitzen, ist es auch sinnvoll, die Socken über die Hosenbeine zu ziehen. Besondere Vorsicht ist im Frühling und Herbst geboten. Außerdem sollte hohes Gras, Gebüsch und Unterholz bis 1,5 m über dem Boden gemieden werden.

Wie man sich schützen kann, erklärt die Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) so: Sinnvoll ist es, sich (und Haustiere) nach einem Aufenthalt im Freien gründlich abzusuchen. Verschwitzte Kleidung sollte mehrmals täglich gewechselt werden. Dabei ist geschlossene und helle Kleidung zu bevorzugen. Haustiere sind bereits frühzeitig im Jahr mit einem Zeckenabwehrmittel zu behandeln. Auch für Menschen gibt es Mittel aus der Apotheke. Sie werden auf Schuhe, Strümpfe und (Hosen-) Beine aufgetragen.

Schmale Pfade an Waldrändern sollten beim Spaziergang gemieden werden. Zu den besonders gefährdeten Personen gehören diejenigen, die im Freien arbeiten. Dies sind beispielsweise Land- und Forstwirte, Försterinnen und Förster oder Jägerinnen und Jäger. Besonders beim Aufbrechen von erlegtem Wild ist die Gefahr groß, dass Zecken über die Hände und Arme an den Körper gelangen.

Damit Zecken im Garten keine Chance haben, ist dafür zu sorgen, dass sich mögliche Überträger, zum Beispiel Vögel, Mäuse oder andere Nagetiere, nicht in der Nähe von Sitzplätzen oder der Terrasse aufhalten. Die Vogeltränke sollte in den Randbereich des Gartens verlegt und Futterplätze im Frühjahr entfernt werden. Kurz gehaltenes Gras und viel Sonneneinfall – auch in der Hecke – sind weitere geeignete Maßnahmen. Der Boden sollte möglichst trocken gehalten werden, denn zum Überleben brauchen Zecken die Feuchtigkeit.

Wie entferne ich eine Zecke richtig?

Wenn sich trotz allem eine Zecke festgesetzt hat, ist sie schnellstens zu entfernen, ohne sie dabei zu quetschen. Hierfür sind Pinzetten, Zeckenzangen oder Zeckenkarten geeignet. Letztere wird vorsichtig unter das Tier geschoben und löst es so aus der Haut. Bei sehr kleinen Tieren helfen ein Vergrößerungsglas und eine Taschenlampe. Die Einstichstelle sollte anschließend mit hochprozentigem Alkohol desinfiziert und der Einstich selbst mit einem wasserfesten Stift markiert werden. So kann man auch über längere Zeit verfolgen, ob sich Anzeichen einer Borreliose, zum Beispiel Wanderröte, ausbilden. In diesem Fall ist unverzüglich der Arzt aufzusuchen. Auch dann, wenn beim Versuch, eine Zecke zu entfernen, Teile des Tieres in der Haut verblieben sind. Der Arzt entscheidet letztlich, ob ein Blutbild erstellt werden muss.

Die SVLFG empfiehlt, sich einen während der Arbeit erlittenen Zeckenbiss vom Arzt bestätigen zu lassen. Treten in der Folge Krankheitssymptome auf, übernimmt die Berufsgenossenschaft die Behandlungskosten, wenn der Biss als Arbeitsunfall anerkannt wird.

Weitere Informationen zu Zecken

Auf dem Portal www.zecken.de gibt es viele Informationen. Auch die Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) gibt Rat zum Schutz vor und Umgang mit Zeckenbissen. Aktuelle Informationen zu den FSME-Risikogebieten in Deutschland finden Sie hier.

 

Zecken.de/SVLFG/waldwissen/SDW/SWR