Der Waldumbau in Brandenburg muss an Fahrt aufnehmen. Das war ein Fazit der ersten Brandenburger Waldkonferenz, die am 26. Oktober in Götz stattfand. Dort beschäftigten sich Waldbesitzer, Jäger, Wissenschaftler, Naturschützer und Forstverwaltung in Vorträgen und Workshops damit, wie der Wald in Brandenburg klimastabil gemacht werden kann.
Die schwindende Verfügbarkeit von Wasser ist die wahrscheinlich folgenschwerste Änderung des Klimawandels. In Süden Brandenburgs sterben selbst die trockenheitsresistenten Kiefern flächig ab, die Waldbrandgefahr ist in Brandenburg ohnehin überdurchschnittlich hoch. Dazu kommen verschiedene Schadinsekten, die den Kiefern-Monokulturen zunehmend zu schaffen machen.
In einem Fachvortrag erwartete Dr. Christopher Reyer vom Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung (PIK), dass sich das Klima in Brandenburg in der Zukunft weiter erwärmen und die Wassersituation im Sommer weiter verschärfen wird. Professor Pierre Ibisch von der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (HNE) sprach sich in diesem Zusammenhang für eine Neuausrichting der Waldbewirtschaftung aus. Er prophezeite, dass sich die Kiefer in Südbrandenburg bei der Fortsetzung der bisherigen Waldwirtschaft in wenigen Jahren verabschieden könnte. Er forderte darüber hinaus ein Einschlagsmoratorium in naturnahen Laubholzwäldern.
Waldbesitzer mit dem Rücken an der Wand
Leidtragende des Klimawandels sind auch bei einer weniger pessimistischen Betrachtungsweise vor allem die 100.000 privaten Waldbesitzer. Zwar wandelt der Landesbetrieb Forst Brandenburg pro Jahr etwa 1.500 ha Kiefernwald mit Eichen oder Buchen um, im Privat- und Körperschaftswald stehen dem aber nur etwa 640 ha gegenüber. Wie der NABU-Vorsitzende Cartsten Preuß wusste, wird der Waldumbau bei diesem Tempo noch über 200 Jahre in Anspruch nehmen.
Doch wie sollen die Waldbesitzer diese Aufgabe stemmen, wenn selbst Förderangebote mit 100 % Zuschuss nicht vollständig in Anspruch genommen werden? Ihnen sind offenbar die Förderanträge zu kompliziert, außerdem können sie die Pflanzungen in der Regel nicht wie gefordert vorfinanzieren. Thomas Weber, der Vorsitzende des Waldbesitzerverbandes Brandenburg, rechnete am Beispiel eines 6 ha großen Forstbetriebes vor, dass nach Abzug der Berufsgenossenschaftsbeiträge, der Gebühren für den Wasser- und Boden-Verband und der Grundsteuer oft nur ein einstelliger Ertrag pro Hektar übrig bleibt. Die Einnahmen aus der Jagd spielen ein noch kleinere Rolle. Ein Eichenvoranbau kostet dagegegen trotz einer Förderung von 85 % immer noch um die 1.600 € je Hektar.
Wie Forstminister Axel Vogel sagte, versucht das Land diese Situation zu entschärfen, indem die Förderanträge ab 2021 auch online gestellt werden können. Darüber hinaus novelliere das Land derzeit das Jagdgesetz, um die extrem hohen Verbissschäden in den Griff zu kriegen. Andere Teilnehmer der Waldkonferenz forderten mehr Berater in den Oberförstereien. Als weitere Ansätze wurden mehr professionell geführte Forstbetriebsgemeinschaften genannt und ein höherer Organisationsgrad bei den Waldbesitzern.
CO₂-Prämie bleibt ein Thema
In diesem Zusammenhang war auch die vielfach geforderte CO₂-Prämie ein Thema. Die Agrarministerkonferenz hat sich zuletzt für diese Flächenprämie ausgesprochen, das Bundeslandwirtschaftsministerium eine Arbeitsgruppe mit Lösungsvorschlägen beauftragt. Mehrere Teilnehmer warnten jedoch davor, die Fehler aus der Landwirtschaft zu wiederholen. Dort steige der Druck die Flächenförderung abzuschaffen von Jahr zu Jahr an – „und wir führen das jetzt ein?“, fragt ein Diskutant. Andere Teilnehmer sahen dagegen eher die Chancen und das damit verbundene positive Signal an die Waldbesitzer.
Neben der CO₂-Prämie steht allgemein die Honorierung der ökologischen Leistungen der Waldbesitzer im Fokus der Diskussion. Dr. Carsten Leßner vom Brandenburger Umweltminsterium bereicherte die Diskussion dabei mit dem Vorschlag, die Förderung nicht mehr wie bisher an konkrete Investitionen zu koppeln. Stattdessen könne man die Zahlungen auch vom Erreichen bestimmter Ergebnisse abängig machen. Es gibt beispielsweise Waldbesitzer, die von sich aus durch eine zielgerichtete Pflege einen Mischwald begründet haben, aber keine Förderung erhalten. Andere kassieren die Hilfsgelder für eine korrekt angelegte Kultur, lassen das Wild die Mischbestände dann allerdings zerstören, sodass die Fördermittel unterm Strich verschwendet seien. Eine Schwierigkeit liegt aber darin, dass es für solche Förderkonzepte noch an den notwendigen Parametern fehlt, also an den Kriterien was man fördern könne und wie.
Weitere Probleme
Bei der Präsentation der Ergebnisse aus den fünf Arbeitsgruppen, tauchten eine Reihe weiterer Problem auf. Der Umgang mit den Schadflächen ist ein Bespiel. Wie Michael Luthardt vom Landeskompetenzzentrum Forst (LFE) berichtete, bestand in seiner Arbeitgruppe Konsens darüber, mehr Biomasse auf den Flächen stehen zu lassen als bisher üblich. Zudem sah eine Mehrheit die Naturverjüngung als beste Methode für die Wiederbewaldung an an – je nach Bestandesentwicklung ergänzt um Pflanzungen. Vorrang sollten dabei die heimischen Baumarten haben — inklusive der Kiefer, die man nicht vergessen dürfe. „Wir müssen zufrieden sein mit dem, was sich ansiedelt und brauchen Geduld“, betonte ein Teilnehmer. Andere widersprachen und verwiesen darauf, dass Flächen, auf denen das Totholz stehen bleibt, über zehn bis zwanzig Jahre nicht mehr begehbar seien. Sie hatten volles Verständnis für die Waldbesitzer, die durch ein Nutzung des Totholzes wenigstens einen Rest ihres Vermögens retten wollen.