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Imago des Zweipunktigen Eichenprachtkäfers
Imago des Zweipunktigen Eichenprachtkäfers

Gefahr für die Eiche: Droht der Verlust ganzer Eichenwälder?

17. September 2023
Schwere Schäden durch den Eichenprachtkäfer beobachten die Waldschutzexperten der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt (NW-FVA) derzeit vor allem in Hessen und Sachsen-Anhalt. Befallen sind demnach inzwischen ganze Bestände in allen Altersklassen.

In den Eichenregionen im mittleren und südlichen Hessen sowie im südlichen Sachsen-Anhalt nehmen derzeit die Schäden durch den Eichenprachtkäfer zu. Das berichten die Waldschutzexperten der NW-FVA in ihrer Waldschutzinfo Nr. 2023-06. Es sei inzwischen absehbar, dass in den betroffenen Regionen der Verlust ganzer Eichenwälder drohe.

Eiche in Not

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Gänge des Eichenprachtkäfers an einer stark befallenen, rund 40-jährigen Eiche
Gänge des Eichenprachtkäfers an einer stark befallenen, rund 40-jährigen Eiche

In einigen Schutzgebieten ist laut Aussage der Forschenden bereits zu beobachten, dass der zentrale Schutzzweck stark gefährdet ist. Betroffen seien auch Eichen-Lebensräume innerhalb der Flora-Fauna-Habitat(FFH)-Gebietskulisse. Schon jetzt können die Waldschutzexperten in einigen dieser Gebiete eine starke „Enteichung“ feststellen.

Sind die Schäden an den Eichen eine Folge des Klimawandels?

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Altlarve des Eichenprachtkäfers in der Puppenwiege
Altlarve des Eichenprachtkäfers in der Puppenwiege

Dr. Martin Rohde, Leiter der Abteilung Waldschutz an der NW-FVA, führt bezüglich der Schäden an den Eichen aus: „Die aktuelle Schadensentwicklung in der Eiche mit dem Befall durch den Prachtkäfer (teilweise in Verbindung mit weiteren Schaderregern) zeigt, dass keine Baumart im Klimawandel, insbesondere bei wiederholten, extremen Witterungssituationen (v. a. Dürre), risikofrei ist. Das jetzt in einigen Regionen durch stark gestiegene Käferpopulationen festzustellende Schadensausmaß hat sich vermutlich über mehrere Jahre unbemerkt und ohne Gegenmaßnahmen aufbauen können.“

Lässt sich die Eiche noch retten?

Aus Sicht der NW-FVA-Experten sind drastische Gegenmaßnahmen zum Schutz der Eichen unerlässlich. Sie empfehlen wegen der besonders kritischen Lage den Einsatz gezielter Sanitärhiebe, um den Fortbestand der Eichenwälder in den betroffenen Regionen zu sichern. Rohde ergänzt: „Diese von der Abteilung Waldschutz der NW-FVA in ihrer aktuellen Waldschutz-Info für die befallenen Bereiche dringend empfohlenen Maßnahmen sollen dem Erhalt der ökologisch und ökonomisch wertvollen Eichenbestände und -lebensräume dienen, deren Existenz bei ungehinderter Ausdehnung des Eichenprachtkäferbefalls hochgradig gefährdet wäre. Aufgrund des hohen naturschutzfachlichen Werts vieler Bestände empfiehlt sich eine frühzeitige Information und Einbindung der zuständigen Naturschutzbehörden.“

Wie lassen sich befallene Eichen erkennen?

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Im Spätsommer eingetrocknete Eichenbelaubung durch Prachtkäferbefall
Im Spätsommer eingetrocknete Eichenbelaubung durch Prachtkäferbefall

Der gerade beginnende Herbst vor Beginn der regulären Herbstverfärbung sei ein guter Zeitpunkt zur Kontrolle der Bestände auf Befall, so Rohde, denn jetzt zeige sich häufig eine vorzeitige Verbraunung in der Krone oder auch der Auswurf des hellen, faserigen Bohrmehls durch den jetzt noch aktiven Eichenkernkäfer an vom Prachtkäfer befallenen Bäumen.

Werden befallene Bäume identifiziert, sollten diese gekennzeichnet werden und durch Probefällungen stichprobenhaft auf ihren Befall hin untersucht werden. Bestätigt sich der Befall, empfehlen die Waldschutzexperten der NW-FVA, diese Bäume im Rahmen von Sanitärhieben über den Winter zu fällen und vor Beginn des Käferausflugs bis Anfang/Mitte Mai aus dem Wald zu verbringen.

Typisches D-förmiges Ausbohrloch des Eichenprachtkäfers

Eine Ansprachehilfe für das Erkennen von Prachtkäferbefall findet sich auf der Webseite der NW-FVA.

Weitere Infos finden sich in der Waldschutzinfo 2023-06.

Mit Material der NW-FVA