Image
Forstmeister i.R. Dr. rer. silv. Eugen Knapp
|

Forstmeister i. R. Dr. rer. silv. Eugen Knapp verstorben

02. Juli 2019

Am 6. Juni 2019 verstarb im 92. Lebensjahr der auch international renommierte Eberswalder Forstwissenschaftler, Forstmeister i. R. Dr. rer. silv. Eugen Knapp.

Seine Familie, seine Fachkollegen und Freunde verlieren mit Eugen Knapp einen Experten, der die ertragskundliche Forschung der ehemaligen DDR, vor allem im Kollektiv mit seinen außerordentlich fähigen Kollegen Dr. Dr. h.c. Dittmar und Dr. Lembcke, maßgeblich prägte und entwickelte.

Eugen Knapp wurde am 3. Februar 1928 im thüringischen Bad Liebenstein geboren. Hier verlebte er seine Kindheit, die Grundschule besuchte er in Geisa/Rhön. Schon als 15-jähriger musste er, wie viele Gleichaltrige in den letzten Kriegsjahren, in der Umgebung von Jena einen einjährigen Dienst als Flakhelfer leisten. Nachdem Eugen Knapp 1945 im Gymnasium in Jena das Abitur abgelegt hatte, arbeitete er bis 1947 als Waldarbeiter in den Forstämtern Bad Liebenstein und Dietzhausen, um auf diese Weise in der durch Hunger und Not gekennzeichneten Nachkriegszeit seine Mutter und seinen jüngeren Bruder versorgen zu können. Ab September 1947 folgte das Forststudium in Schwarzburg, das er im März 1949 mit der Försterprüfung erfolgreich abschloss. Nach einem sechsmonatigen Vorbereitungsdienst im Forstamt Crawinkel wurde Eugen Knapp zum Hochschulstudium an der Forstwirtschaftlichen Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin in Eberswalde delegiert. Bereits 1953, gleich nach der Diplomprüfung, fand Eugen Knapp am Institut für Forstnutzung der Forstwirtschaftlichen Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin in Eberswalde eine Anstellung als wissenschaftlicher Assistent unter Prof. Erteld.

Von 1955 bis 1993 arbeitete Eugen Knapp ununterbrochen als wissenschaftlicher Mitarbeiter der Abteilung Ertragskunde des Institutes für Forstwissenschaften bzw. der zum Zeitpunkt seiner Emeritierung bestehenden Folgeforschungsinstitution – Forschungsanstalt für Forstwirtschaft Eberswalde.

Neben der Bearbeitung der langfristigen Versuchsflächen und der Ausbildung der Studenten befasste sich Eugen Knapp in seinen ersten Jahren hauptsächlich mit der Erforschung der damals wichtigsten Pappelsorten. Im Jahre 1963 promovierte er an der Forstwirtschaftlichen Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin mit der Arbeit „Holzmesskundliche Untersuchungen über die massebildenden Faktoren des Einzelstammes wirtschaftlich wichtiger Pappelsorten unter besonderer Berücksichtigung der Baumform“. Im Rahmen dieser mathematisch-statistisch biometrischen Untersuchungen entstanden die ersten Schaftholz- und Derbholzmassentafeln für die Pappelsorten Regenerata, Serotina, Robusta und Trichocarpa. Die Aufstellung zweier Pappelertragstafeln für die Sorten „Marilandica“ und „Robusta“ war ebenfalls Ergebnis seiner 10-jährigen Pappelforschung.

Die Forschungsinteressen von Dr. Knapp waren in den nächsten Jahren vielfältig und breit gefächert. Neben den Standraum betreffenden Fragen sowie Düngungsproblemen bei der Kiefer bearbeitete Dr. Knapp akribisch aktuelle Themen zur Fichten-Jungbestandspflege sowie deren Einfluss auf Zuwachs und Ertrag in Abhängigkeit von Bestockungsdichte und Standort. Eines der wichtigsten Themen für Dr. Knapp betraf die Provenienzforschung bei Kiefer, Japanlärche und Douglasie.

Zu den größten Leistungen Dr. Knapps zählt die Konstruktion einer Kiefernertragstafel für das nordostdeutsche Tiefland, die er gemeinsam mit seinen Kollegen G. Lembcke und O. Dittmar aufstellte. Praxisorientiert mit einem optimalen Bestockungsgrad ausgestattet und in drei Ertragsniveaustufen stratifiziert, bleibt dieses Werk bis heute eines der modernsten seiner Art.

Im Rahmen der Erforschung des Wachstums der Buchenbestände erstellte Dr. Knapp im Kollektiv mit O. Dittmar und G. Lembcke eine Ertragstafel für hochdurchforstete Buchenbestände. Er befasste sich in diesem Zusammenhang mit den waldwachstumskundlichen Vorgängen in ungleichaltrigen Kiefern-Buchen-Mischbeständen. Die Ergebnisse dieser vielfältigen, mit äußerster Gründlichkeit durchgeführten Forschungsarbeit sind eine wichtige Grundlage für die aktuell bei uns bearbeitete Waldumbauproblematik.

In den letzten Jahren seines beruflichen Wirkens befasste sich Dr. Knapp hauptsächlich mit dem Zuwachsgeschehen in den durch Fremdstoffeinträge geschädigten Kiefernbeständen und deren Regenerationsfähigkeit nach der Einstellung der Emissionen.

Während seines gesamten beruflichen Lebens hatte Dr. E. Knapp das Glück, mit solchen besonders fähigen Kollegen, wie zum Beispiel Otto Dittmar, Gunter Lembcke und Karl-Willi Lockow, zu arbeiten. Im Kollektiv, begleitet durch einen manchmal scharfen, aber menschlich stets korrekten, wissenschaftlichen Disput entstanden zahlreiche Ideen, die dann zu außergewöhnlichen, immer praxisorientierten Leistungen dieser Eberswalder Ertragskundler führten.

Allen, die Dr. Eugen Knapp aus vielen Vorträgen, Seminaren und Exkursionen auf den langfristigen waldwachstumskundlichen Eberswalder Versuchsflächen kannten, bleibt er als ein geachteter und kompetenter Experte auf seinem Gebiet in Erinnerung. Seine Hilfsbereitschaft und Aufrichtigkeit, sein selbstloser Charakter sowie seine Zuverlässigkeit und Exaktheit bei der Arbeit werden für seine Mitstreiter immer mit dem Menschen Eugen Knapp verbunden sein.

Mit Dr. Eugen Knapp verliert die forstliche Gemeinschaft eine bedeutende Forscherpersönlichkeit, den letzten des „Dreiergespanns“ Dittmar, Knapp, Lembcke, der sich der großen Tradition der Vorgänger A. Schwappach, E. Wiedemann und W. Erteld verpflichtet fühlte und stets aufopferungsbereit an vorderster Linie für die SACHE des Waldes eintrat.

 

Publikationen von und mit Eugen Knapp (Auswahl)

KNAPP, E. (1960): Holzmeßkundliche Untersuchungen am Einzelstamm der Pappel. Tagungsbericht Nr. 26. Fragen der Ertragskunde und der Holzmeßkunde bei der Arbeit mit forstlichen Versuchsflächen. Symposium im Institut für Forstwissenschaften Eberswalde der Deutschen Akademie der Landwirtschaftswissenschaften zu Berlin, Eberswalde 21. bis 28.9.1959, S. 139–151.

KNAPP, E. (1963): Holzmeßkundliche Untersuchungen über die massebildenden Faktoren des Einzelstammes wirtschaftlich wichtiger Pappelsorten unter besonderer Berücksichtigung der Baumform. Forstwirtschaftliche Fakultät Eberswalde der Humboldt-Universität zu Berlin, Dissertation, S. 245.

DITTMAR, O.; KNAPP, E.(1964): Zur Wahl des Pflanzverbandes bei der Kiefer. Die sozial. Forstwirtschaft (14), S. 210–215.

DITTMAR, O.; KLEIN, E.; KNAPP, E. (1965): Massentafeln und Leistungstabellen für Kiefern- und Fichten-Dünnholzbestände. In: Großmann, H.; Kräuter, G.: Hilfstafeln für Waldinventuren. Volksdruckerei Eberswalde. 1965, 68 S.

KNAPP, E. (1966): Untersuchungen über Ausbauchung und Formigkeit des Pappelschaftes. Forstwissenschaftliche Beiträge 1966, S. 140–205.

DITTMAR, O.; KNAPP, E. (1967): 30 Jahre Douglasien-Provenienzversuch Freienwalde 171. Beitrag zum XIV. IUFRO-Kongress 1967 aus Anlass der 75. Wiederkehr der Konstituierung des Verbandes in Eberswalde. Archiv für Forstwesen 16, S. 847–852.

DITTMAR, 0.; KNAPP, E.; NIEFNECKER, W. (1968): Rationelle Fichten-Jungbestandspflege Harz. Teilabschlussbericht, mit 14 Abb. und 9 Tab., S. 81.

DITTMAR, 0.; KNAPP, E. (1970): Wachstumsgang und Nutzungsanfall in Buchen-Jungbeständen. Archiv für Forstwesen 19 (1970) 8, S. 811–827.

DITTMAR, O.; KNAPP, E. (1971): Zuwachs und Ertrag des 30jährigen Kiefernverbandsweitenversuchs Chorin 63. Beiträge für die Forstwirtschaft 5 (1971) 4, S. 213–215.

KNAPP, E. (1973): Abschlussbericht „Ertragstafeln für Schwarzpappelsorten“. Institut für Forstwissenschaften Eberswalde, S. 48.

DITTMAR, O.; KNAPP, E.; KOHLSTOCK, N. (1974): Leistungsbeurteilung rationeller Fichten-Jungwuchspflege- und -Jungbestandsdurchforstungsvarianten nach 10jähriger Laufzeit dieser Behandlungsmaßnahmen. Die sozial. Forstwirtschaft (24) H. 11, S. 334–339.

DITTMAR, O.; FLÖHR, W.; KNAPP, E.; KOHLSTOCK, N.; LEMBCKE, G. (1974): Ergänzungen zu den Waldbaurichtlinien über die Bewirtschaftung sturmgeschädigter Bestockungen im Tiefland der DDR. Beiträge für die Forstwirtschaft (8) H. 2, S. 77–81.

LEMBCKE, G.; KNAPP, E.; DITTMAR, O. (1975): DDR-Kiefern-Ertragstafel 1975. Eigenverlag Institut für Forstwissenschaften Eberswalde, S. 82.

DITTMAR, O.; KNAPP, E.; KOHLSTOCK, N. (1976): Jungwuchs und Jungbestandspflege in Fichte und Kiefer unter der Sicht rationeller Pflegeeingriffe. Beiträge für die Forstwirtschaft (10) H. 3, S. 124–128.

DITTMAR, O.; LEMBCKE, G.; KNAPP, E. (1977): DDR-Kiefern-Ertragstafel 1975. Die sozial. Forstwirtschaft (27) H. 9, S. 276/277.

DITTMAR, O.; KNAPP, E.; KOHLSTOCK, N.; SCHULSEN, B. (1978): Waldbaulich-ertragskundliche Ergebnisse des 20jährigen internationalen Japanlärchen-Provenienzversuchs Chorin 192. Beiträge für die Forstwirtschaft (12) H. 4, S. 176–182.

DITTMAR, 0.; LEMBCKE, G.; KNAPP, E. (1981): Die neue DDR-Kiefern-Ertragstafel 1975. Beiträge für die Forstwirtschaft 15 (1981) 2, S. 55–64.

DITTMAR, O.; KNAPP, E.; LEMBCKE, G. (1981): Ergebnisse moderner Ertragstafelforschung als Leitfaden für die rationelle Bewirtschaftung des Waldfonds. Beiträge für die Forstwirtschaft (15) H. 3/4, S. 169–173.

LEMBCKE, G.; KNAPP, E.; DITTMAR, O. (1982): DDR-Kiefern-Ertragstafel 1975 – Mittleres Ertragsniveau. In: Ertragstafelauszüge, Herausgeber: Zentrale Betriebsakademie Forstwirtschaft, Abteilung Aus- und Weiterbildung, S. 3–28.

DITTMAR, O.; KNAPP, E. (1983): Fichten-Intensivpflege und Schneebruchkatastrophe vom Dezember 1981. Die sozial. Forstwirtschaft (33) H. 3, S. 84–87.

KNAPP, E.; KESSLER, W.; APPEL, K.-H. (1984): In Memoriam „Königskiefer“. Eine holzmeßkundliche, bestandesgeschichtlich-wachstumskundliche und forstpathologische Studie über ein Naturdenkmal. Naturschutzarbeit in Berlin und Brandenburg (20) H. 3, S. 65–76.

KNAPP, E. (1984): Forstliche Ertragskunde. In: Fachwissen des Forstingenieurs, Naturwissenschaftliche Grundlagen, Kapitel 3.1. bis 3.3.5., Deutscher Landwirtschaftsverlag, Berlin, S. 229–242.

DITTMAR, O.; KNAPP, E.; SCHULSEN, B. (1985): Ergebnisse des internationalen Douglasienprovenienzversuchs 1961 im Pleistozän der DDR. Beiträge für die Forstwirtschaft (19) H. 1, S. 8–18.

DITTMAR, O.; KNAPP, E.; LEMBCKE, G. (1985): Die neue DDR-Buchenertragstafel 1983. Die sozialistische Forstwirtschaft (35) H. 2, S. 57–59.

DITTMAR, O.; KNAPP, E.; LEMBCKE, G. (1985): Die DDR-Buchenertragstafel 1983 als Grundlage für zweckmäßige Durchforstungskonzeptionen der Buche. Die sozial. Forstwirtschaft (35) H. 3, S. 82–86.

DITTMAR, O.; KNAPP, E.; LEMBCKE, G. (1985): Die Zuwachsleistung des in Verjüngung stehenden Buchen-Altholzes. Die sozial. Forstwirtschaft (35) H. 4, S. 101–104.

DITTMAR, O.; Knapp, E. (1986): Zur Zuwachsleistung ehemaligen Buchenunterbaus nach Räumung des Kiefernoberbestandes. Die sozial. Forstwirtschaft (36) H. 7, S. 210–215.

DITTMAR, O.; KNAPP, E.; ZEHLER, H. (1986): Die langfristige Versuchsfläche Tornau 45 im StFB Dübener Heide, ein Beispiel für den Weg vom Kiefer-Reinbestand zum Buchennaturverjüngungsbetrieb. Die sozial. Forstwirtschaft 36 (1986) 11, S. 344-346.

Stefan Panka