Nachdem im Vorjahr gute bis sehr gute Erntemengen erzielt werden konnten, kehrte sich die Entwicklung in diesem Jahr um. Je nach Baumart fielen die Mengen an forstlichem Saatgut im Baumschuljahr 2021/22 nur gering, z. T. sogar sehr gering aus. Das geht aus der aktuellen Erntestatistik für forstliches Saatgut der BLE hervor.
Klimarelevante Baumarten produzieren wenig Saatgut
Für Waldumbau und Wiederbewaldung wird in den nächsten Jahren hochwertiges Saatgut benötigt. Doch gerade bei den Baumarten, die für den Waldumbau eine besondere Rolle spielen, fielen die Erntemengen im Zeitraum 2021/22 sehr gering aus. Lediglich für die Weißtanne konnte mit 10.185 kg wenigstens das Niveau des zehnjährigen Mittels erreicht werden. Ähnliches beschreibt die Erntestatistik für Winterlinde (2021/22: 1.290 kg) und Sommerlinde (2021/22: 927 kg).
Für alle anderen Baumarten fielen die Ergebnisse deutlich geringer aus, sodass der Zehn-Jahres-Durchschnitt hier nicht gehalten werden konnte. Es ergeben sich die folgenden Erntemengen für das Baumschuljahr 2021/22:
- Rotbuche: 3.565 kg (Vorjahr: 112.613 kg),
- Stieleiche: 6.760 kg (Vorjahr: 230.500 kg),
- Traubeneiche: 28.557 kg (Vorjahr: 298.428 kg) und
- Douglasie: 169 kg (Vorjahr: 2.778 kg).
Laut BLE nahm auch die Anzahl an Baumarten zu, bei denen keine Ernte erfasst werden konnte. Neben der Esche (Grund ist nach wie vor das Eschentriebsterben) erbrachten somit auch die Fichte, die Moor-Birke (Baum des Jahres 2023), die Grauerle sowie die Hybridlärche keine Erntemengen.
Lediglich bei Schwarzerle mit 700 kg, bei Hainbuche mit 10.000 kg und bei der Edel- bzw. Esskastanie mit 25.000 kg konnten im Baumschuljahr 2021/22 höhere Erntemengen als im zehnjährigen Mittel erreicht werden.
Wie kam es zu diesen geringen Mengen?
Die forstlichen Saatgutmengen schwanken jährlich. Aus diesen Schwankungen ergibt sich jedoch noch kein besorgniserregender Trend. Vielmehr gehen diese Schwankungen auf natürliche Abläufe zurück. So wechseln sich Jahre mit starker Fruchtbildung einer Baumart (sogenannte Mastjahre) und solche mit geringerer Fruchtbildung einer Baumart ab. Laut BLE spielt hierbei aber auch das Marktgeschehen eine Rolle – je weniger Saatgut einer Baumart nachgefragt wird, desto weniger Saatgut dieser Art wird geerntet.
Neue klimaangepasste Baumarten für den Wald von Morgen
Neben den Baumarten, die bisher als forstlich bedeutend in Deutschland angesehen sind, werden im Zuge des Klimawandels auch neue Baumarten zunehmend interessant. So gibt die BLE z. B. an, dass sich die Einfuhren von Saatgut der Libanonzeder aus Drittstaaten von etwa 10 bis 15 kg pro Jahr in den Baumschuljahren 2014 bis 2018 auf über 1.000 kg im Zeitraum 2019 bis 2021 sprunghaft erhöht haben. Damit könnten in nächster Zukunft, bei einer Ausbeute von 2.000 bis 5.000 Pflanzen pro kg Saatgut, 2,5 bis 5 Mio. Pflanzen für Aufforstungen zur Verfügung stehen, so die Bundesanstalt.
Durch den Klimawandel seien zudem wärmeliebende Eichenarten wie Zerr- und Flaumeiche in den Fokus gerückt. Geeignete Herkünfte aus süd- und südosteuropäischen Ländern werden derzeit identifiziert, um entsprechendes Saatgut für Praxisanbauversuche in Deutschland zu gewinnen, heißt es in einer Pressemitteilung der BLE vom 29. November.
Auch mit anderen alternativen Baumarten wie beispielsweise der Nordmannstanne oder der Baumhasel werde demnach in der Praxis experimentiert.
Die Daten der Ernteerhebung mit erweiterter Such-, Sortier- und Filterfunktion sind auf der BLE-Internetseite zu forstgenetischen Ressourcen zu finden.