Wann ist eine Pflege überhaupt notwendig, und wie intensiv muss sie sein? – Forstkulturen benötigen bis zum Erreichen des Bestandesschlusses, also dem Zeitpunkt, an dem sich die Seitenäste der Forstpflanzen berühren, hin und wieder Pflege. Sie dient der Sicherung der Kultur und stellt die Weichen für den waldbaulichen Erfolg.
Dieser Beitrag wurde ursprünglich am 14. September 2017 veröffentlicht und erscheint jetzt in leicht überarbeiteter Form (Anm. d. Red.).
In erster Linie geht es bei der Kulturpflege um den Begleitwuchs. Als solchen bezeichnet man alle Pflanzen in einer Kultur, die nicht dem waldbaulichen Ziel dienen. Dies können Gräser und Kräuter, aber auch Gehölze sein. Notwendig wird ein Eingreifen immer dann, wenn der Begleitwuchs die Forstkultur ernsthaft gefährdet. Dies kann zum Beispiel bei vermehrtem Vorkommen von Brombeeren oder Adlerfarn der Fall sein.
Mäuse – eine Gefahr für Laubholz
Auch Schäden, die nicht direkt vom Begleitwuchs ausgehen, können Anlass für eine Pflege sein. So fühlen sich in stark vergrasten und sonnigen Kulturen Kurzschwanzmäuse (Wühlmaus, Feldmaus, Erdmaus und Rötelmaus) ausgesprochen wohl und können sich stark vermehren. Nimmt dann zum Jahresende hin das Angebot an frischen Gräsern ab, verlagern die Nager ihre Nahrungsaufnahme auf die Rinde der jungen Forstpflanzen. Um eine massenhafte Vermehrung der Mäuse frühzeitig zu unterbinden, ist es sinnvoll, in besonnten Laubholzkulturen den Sommer über die Begleitvegetation kurz zu halten.
Erst planen, dann handeln
Wichtig für einen erfolgreichen Pflegeeingriff ist eine gute Planung vor Beginn der Maßnahme. Hierbei sollte man sich besonders Gedanken darüber machen, welches Ziel man mit der Pflege erreichen will:
Händisch oder motormanuell pflegen?
Für die Kulturpflege eignen sich sowohl händische Werkzeuge (Abb. 1) als auch motorgetriebene Freischneider (Abb. 2). Der Vorteil von Handwerkzeugen ist, dass sie günstiger in der Anschaffung sind, keinen Lärm verursachen, keine Vibrationen erzeugen und man mit ihnen wenig Schäden an den Forstpflanzen verursacht.
Durch den Einsatz des Freischneiders erhöht sich die Leistung um ein Vielfaches gegenüber einer händischen Pflege. Die Hauptgefahr beim Einsatz des Gerätes liegt darin, die Forstpflanzen mit auszumähen oder zu beschädigen. Deshalb sollten die stehen bleibenden Pflanzen mit Stab, Schutzhülle oder Farbband markiert werden (Abb. 3). Je nach Art und Beschaffenheit des Begleitwuchses eignen sich als Schneidwerkzeuge am Freischneider das Dickichtmesser (Gras, Kräuter, schwache verholzte Triebe), das Häckselmesser (Gras, Kräuter, schwach verholzte Triebe) oder das Kreissägeblatt (verholzte Triebe, dünne Stämme bis ca. 7 cm).
Flächig oder punktuell freischneiden?
Mit Ausnahme der „Mäusebekämpfung“ empfiehlt es sich nicht, die Kulturfläche komplett vom Begleitwuchs zu befreien. Zum einen sind flächige Maßnahmen zeit- und somit kostenintensiv, zum anderen wirkt sich ein teilweises Belassen der Bodenvegetation positiv auf die Bodenfeuchte aus, und es bleiben Lebensraum und Nahrung für Wildtiere und Kleinlebewesen erhalten.
Beim sogenannten Auskesseln beschränkt man sich auf die Bereiche unmittelbar um die zu fördernde Pflanze. Der Radius des Kessels hängt dabei von der Pflanzengröße und der Art des Begleitwuchses ab.
Ein weiteres, nicht flächiges Verfahren ist der Gassenschnitt (Abb. 4). Dieser bietet sich vor allem in gepflanzten Kulturen an, in denen ein klares Schema vorhanden ist. Man kann ihn sowohl zwischen den Reihen durchführen, was die Gefahr des Ausmähens der Forstpflanzen verringert, als auch in den Pflanzreihen. Hierbei wird die Reihe komplett freigeschnitten.
Die Bayerische Waldbauernschule bietet zu diesem Thema regelmäßig Lehrgänge an.
Text: Kai Sühlfleisch, WBS Kelheim