Eine erfolgreiche (Wieder-)Aufforstung erfordert ein ganzheitliches Wassermanagement. Dabei muss es gelingen, die Pflanzen zu bewässern und nicht die Begleitflora. Vorhandene Altbäume dagegen dürften als Konkurrenz um das Wasser für die Jungpflanzen kaum eine Rolle spielen. Insgesamt konnten die Baumverluste im Projekt bislang reduziert werden.
Weiter hat sich gezeigt, dass die Tropfrohre in der vegetationsfreien Zeit verlegt werden sollten und die Tropfer möglichst nahe an der Wurzel zu platzieren sind. Der Start der Bewässerung sollte sich nicht am Kalender, sondern an der tatsächlichen Bodenfeuchte des jeweiligen Standortes sowie am Zustand der Pflanzen orientieren und wenn es anhaltend trocken ist, muss öfter als alle 14 Tage bewässert werden. Die Tropfbewässerung über die Schwerkraft ist möglich, bei größeren Flächen und in ebenen Lagen sorgt eine Pumpe aber für ein schnelleres Befüllen des Rohrsystems.
Die Qualität der Pflanzen und der Pflanzung bestimmt den Anwuchserfolg und eine Bewässerung kann Mängel in diesen Punkten nicht ausgleichen, das ist eigentlich logisch, ebenso, dass die Trockentoleranz der verwendeten Baumarten eine große Rolle spielt. Wie bereits erwähnt, das sind Beobachtungen. Exakte Auswertungen zu dem Forschungsprojekt werden im Frühjahr vorgestellt.
Versuche in Rottendorf
Die Versuchsfläche liegt im Gemeindewald von Rottendorf am Stadtrand von Würzburg. Insgesamt hat die Gemeinde 120 ha Wald, „sehr zersplittert und in sechs größeren Feldgehölze inmitten ausgedehnter landwirtschaftlicher Fluren sowie erhitzter Siedlungsflächen“, wie es Revierförster German Michael Hahn vom AELF Würzburg ausdrückt. Der Bewässerungsversuch ist an einem mehr oder weniger steilen Nordhang angelegt, auf Lößlehm, also einem sehr guten Boden mit hoher Wasser- und Nährstoffhaltefähigkeit.
Und trotzdem sind die Jungpflanzen auf der Aufforstungsfläche in den Jahren 2018, 2019 und 2020 vertrocknet. Wie Hahn berichtet, lagen die Niederschlagsmengen zwischen 1980 und 2000 im Schnitt bei 600 mm jährlich. Die letzten Jahre wurden aber die 500 mm immer häufiger unterschritten. In den gleichen Zeiträumen stieg die Jahresmitteltemperatur von 8 auf über 10 ° C an, was auch die Verdunstung erhöht.
Baumarten aus dem Süden
Nachdem auch im Altbestand Trockenschäden bis zum Absterben – laut Hahn ist nur die Eiche stabil – zu sehen sind, wurde beschlossen, es mit Bewässerung zu versuchen. Gepflanzt wurden zehn verschiedene Laub- und Nadelbaumarten aus dem Mittelmeerraum, aber wegen der Frostgefahr aus Gebirgslagen südlich der Alpen. Der Reihenabstand beträgt 3 m, dazwischen sollen auch heimische Baumarten der potenziellen natürlichen Vegetation eine Chance bekommen. Am Ende soll die Waldfläche mit 30 verschiedenen Baumarten bestockt sein. Bis dahin müssen die jungen Bäumchen aber ein paarmal ausgemäht werden, weil sie sonst „unter einem drei Meter hohen Brombeergestrüpp erstickt werden“, wie es Hahn beschreibt.
Bewässert wird mit einer Tropfbewässerung der Firma Netafim. Nach Aussage von Georg Beer von Netafim Deutschland ist das israelische Unternehmen Weltmarktführer für Tropfbewässerung. Das Wasser kann in einem IBC-Tank bereitgestellt werden, in der Land- und Forstwirtschaft dürfte allerdings die Nutzung von Tankwagen überwiegen. Nach dem Verlassen des Tanks fließt das Wasser durch einen Filter, der Verstopfungen verhindert. Über die quer verlaufende Kopfleitung wird es in die eigentlichen Tropfrohre mit den Tropfern geleitet, die das Wasser, auf der Bewässerungsfläche verteilen.
Grundsätzlich gibt es hier zwei Systeme: Tropfrohre mit integrierten Tropfern und sogenannte Knopftropfer, die erst nach Verlegen der Rohre eingesetzt werden. Für Forstkulturen kommen eher die Knopftropfer in Betracht, weil die exakt dort montiert werden können, wo eine Pflanze steht.
Wenn es um die Vorteile einer Tropfbewässerung geht, braucht Beer nicht lange nachzudenken:
- Zeitpunkt, Wassermenge und Frequenz können exakt an den Bedarf der Setzlinge angepasst werden,
- geringer Wasserverbrauch, da das Wasser direkt an den Setzlingen ausgebracht wird und somit auch reduzierte Verdunstung,
- ausgeglichenes Verhältnis von Sauerstoff und Wasser im Boden,
- gleichmäßige Wasserverteilung über die Fläche, auch in Hanglagen und bei langen Tropfleitungen,
- Förderung des Wurzelwachstums,
- Arbeitsersparnis durch Automatisierungsmöglichkeiten.
Neues Forschungsprojekt
Die Bewässerung von Forstkulturen wird nun auch in einem Forschungsprojekt untersucht, wie Leonie Hahn und Dr. Markus Schmidt von der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HWST) berichten. Dabei sollen die Technologien zur Bewässerung geprüft werden und es soll herausgefunden werden, wann der beste Zeitpunkt ist. Es wird untersucht, wie die Verdunstung reduziert und die Wasserspeicherfähigkeit des Bodens erhöht werden kann. Die gewonnenen Erkenntnisse sollen dann in einem Leitfaden und in Anwenderworkshops münden.
Beteiligt sind neben der HWST die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft, die Ämter für Land- und Forstwirtschaft sowie die Wasserwirtschaftsämter und die unteren Naturschutzbehörden an den Landratsämtern. Als Grundvoraussetzung für die Bewässerung nennen Leonie Hahn und Markus Schmidt gutes Pflanzmaterial, bei dem die Frischekette gewahrt ist. Es mache keinen Sinn, gutes Wasser einer schlechten Pflanzung hinterherzuschütten und es gehe auch nicht darum, Pflanzenarten von gestern über die Runden zu bringen.
Im Projekt sollen über den Einsatz von Drohnen und Satelliten auch die physiologischen Eigenschaften der Jungpflanzen bei Trockenstress ermittelt werden. Daraus sollen sich dann Schwellenwerte und Indizes für die Abschätzung des Bewässerungsbedarfes und -zeitpunktes ergeben. Die Freilanduntersuchungen sollen 2023 schwerpunktmäßig im Frankenwald stattfinden. Ergänzend wird es Tropfversuche unter kontrollierten Bedingungen und im kleineren Maßstab geben.