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Patrick Hillig (hinten) und Mitarbeiter Marco Gründig wechseln etwa alle acht Betriebsstunden den kompletten Messersatz
Patrick Hillig (hinten) und
Mitarbeiter Marco Gründig wechseln etwa alle acht
Betriebsstunden den kompletten Messersatz

Forstdienstleister Danny Hillig

15. Oktober 2020

Der sächsische Forstdienstleister Danny Hillig gehörte bis vor kurzem noch zur Bauernland Agrar AG Großolbersdorf. Mittlerweile bietet er als eigenständiger Unternehmer eine breite Palette forstlicher Arbeiten. Gefragt ist gegenwärtig vor allem das Hacken von Schadholz.

Jedes Mal, wenn ein Greifer Fichtenholz im Einzug des Großhackers verschwindet und sich die Messer des Hackwerks mit ohrenbetäubendem Lärm in das Holz fressen, schießt eine Staubwolke aus der Maschine. „Das ist total trockenes Käferholz“, kommentiert Danny Hillig das Geschehen. Der Geschäftsführer der Land und Forst GmbH Hillig steht auf einem weitläufigen Holzlagerplatz am Rande der sächsischen Kleinstadt Glauchau. Gut 10 000 Rm Fichtenholz sind hier zu mehreren, sich über den gesamten Platz ziehenden, reichlich 3 m hohen Poltern aufgestapelt.

Als das Lohnunternehmen mit Sitz in Schönbrunn im Erzgebirge die Bäume von den meist privaten Forstflächen holte, waren die Fichten bereits durch Borkenkäferbefall teilweise oder ganz abgestorben. Die Waldbesitzer haben großes Interesse daran, stehendes Schadholz schnell zu entnehmen und weit weg vom Wald zu lagern.

 

Hacken ist die beste Möglichkeit

Dies ist neben chemischen Mitteln die einzige Möglichkeit, um die weitere Ausbreitung des Borkenkäfers einzudämmen. Dem Buchdrucker fielen in Sachsen seit 2017 ganze Fichten- und Lärchenforste mit insgesamt über 7 Mio. m³ Schadholz zum Opfer. „Vor einigen Jahren wäre es noch möglich gewesen, die 2 m langen Stammabschnitte als Industrieholz zu verkaufen, etwa für die Spanplattenfertigung. Dieser Markt ist wegen des Überangebots aber zusammengebrochen. Mittlerweile geht das meiste durch den Hacker, und die Waldbesitzer können froh sein, wenn nach dem Durchforsten der befallenen Bestände plus-minus Null herauskommt“, beschreibt Hillig die aktuelle Situation.

30 Minuten für einen Auflieger

Für das Forstunternehmen, in dem neben dem 31-jährigen Firmenchef die beiden jüngeren Brüder David (28) und Patrick (22) sowie sieben Mitarbeiter tätig sind, bringt die zentrale Lagerung des Käferholzes einen Vorteil. Dadurch kann der Großhacker Doppstadt DH 812 mit einer Leistungsaufnahme von 250 bis 370 kW kontinuierlich arbeiten.

An den Steuerhebeln sitzt Patrick Hillig. Der Landmaschinemechaniker beherrscht das Gerät souverän. Gleichmäßig greift er mit der Zange des Ladekrans in das gestapelte Holz und legt die Bündel oder auch mal einen einzelnen dicken Stamm – möglich sind Durchmesser bis 80 cm – auf das Einzugsband.

Im gleichen Rhythmus schwillt das Dröhnen der mit sechs Messern bestückten Hacktrommel auf und ab. Deren Drehzahl bleibt jedoch dank der mehr als 3 t schweren Rotorschwungmasse weitgehend konstant. Die Holzhackschnitzel gelangen durch den vom Hackwerk erzeugten Luftstrom über einen Auswurfschacht in den Auflieger des daneben stehenden Sattelzuges. Der 90 m³ fassende Frachtraum ist in einer halben Stunde voll.

Angetrieben wird das Aggregat von der Zapfwelle eines Claas Xerion 4000. Der 340 kW starke Traktor, der seit März vergangenen Jahres im Dienst ist, muss dabei oft bis an die Leistungsgrenze gehen.

Masse statt Marge

Den mobilen Hacker hat das Unternehmen erst kürzlich erworben. Er ist seit Juli im Einsatz. „Unser Heizohack von Heizomat hat davor auch seine Leistung gebracht, ist aber eher für Hackschnitzelgrößen bis G 50 geeignet. Der Doppstadt hat einen 120er Siebkorb und einen maximalen Messervorgriffs von 4,5 cm. Damit können wir jetzt auch die von Heizkraftwerken bevorzugte Hackschnitzelqualität G120 herstellen“, begründet Danny Hillig die Investition von 320 000 €. Diese Fraktion mit einem hohen Anteil großer Hackschnitzel bis 12 cm Länge ermögliche es den Kraftwerksbetreibern, die Kessel mit maximaler Leistung zu fahren.

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Wettbewerbsvorteil

Der Geschäftsführer verspricht sich daher von der Neuanschaffung einen Wettbewerbsvorteil. Denn der Energieholzmarkt in der Region, auf den neben einheimischen Anbietern auch Konkurrenten aus dem nahen Tschechien und Polen drängen, sei hart umkämpft. Seitdem es ein Überangebot an mittlerem Stamm- und Industrieholz gibt, fallen die Margen gering aus. Dennoch sei das Hackschnitzelgeschäft für das Unternehmen einfach durch die produzierte Menge gegenwärtig die Haupteinnahmequelle.

„Aus einem Raummeter Käferholz entstehen etwa 1,7 Srm Hackschnitzel. Pro Srm zahlen Großabnehmer je nachdem, ob die Abrechnung nach Tonnage oder Atro-Tonne erfolgt, 7 bis 10 €. Wir streben an, wöchentlich 2 000 Srm zu verkaufen, was uns aber nicht immer gelingt“, erläutert Hillig. Da das Holz zuvor nicht nur gehackt, sondern aus dem Wald geholt, transportiert und gepoltert werden muss, falle der Gewinn pro Schüttraummeter entsprechend gering aus. Der Firmenchef sieht im Energieholz aber durchaus eine Basis für die Zukunft.

Die Nachfrage nach Qualitäts-Hackschnitzeln sei stabil und werde mit dem Bau weiterer Biomasse-Kraftwerke steigen. Allein das Kraftwerk Brand-Erbisdorf, das die auf dem Holzlagerplatz in Glauchau befüllten Sattelschlepper ansteuern, verheize bei Volllast 900 m³ pro Tag. Nach Ansicht von Hillig ließe sich der gesamte Bedarf durch das Aufkommen in der Region decken. Er würde deshalb, auch unter ökologischen Gesichtspunkten, eine Beschränkung der Transportentfernung beim Antransport begrüßen.

Eigene Logistk

Absatzfördernd wirkt, dass sich der Forstdienstleister auf eine eigene Logistik stützen kann. Dafür stehen zwei Sattelschlepper mit Schubboden zur Verfügung. Sie haben ein Ladevolumen von jeweils 90 m³. Hinzu kommt ein Lkw-Zug mit zwei Abrollcontainern, die insgesamt 70 m³ fassen. Für den Transport der Stämme vom Wald zu den zentralen Poltern, auf denen dann der Hacker zum Einsatz kommt, gibt es einen Holztransporter mit Ladekran.

„So müssen wir nur selten eine Spedition in Anspruch nehmen, können die Transportketten nach unseren Bedürfnissen organisieren, die Hackschnitzel mit eigenen Fahrzeugen zum gewünschten Zeitpunkt anliefern, vor allem aber schnell auf Ausschreibungen reagieren“, nennt Hillig die Vorteile.

Allerdings ist das Vorhalten von Fahrzeugen samt Fahrern auch mit laufenden Kosten verbunden. Daher will man sich bei der Unternehmensentwicklung nicht allein auf Energieholz stützen. Dies liegt wohl nicht nur darin begründet, dass sich mit Forstarbeiten höhere Gewinne erwirtschaften lassen. Es hat auch etwas mit der Geschichte des Unternehmens zu tun.

Früher nur Nebenerwerb

Danny Hillig arbeitete vor der Gründung des eigenen Lohnunternehmens als Produktionsleiter Pflanzenbau bei der Bauernland AG, die insgesamt 5 500 ha in der Erzgebirgsregion bewirtschaftet. Im Nebenerwerb hielt der Landwirtschaftsmeister eine Mutterkuhherde und vermarktete die daraus hergestellten Fleisch- und Wurstwaren im Direktvertrieb. Um einen neuen Stall zu finanzieren, begannen die drei Hillig-Brüder mit der Aufbereitung und dem Verkauf von Brennholz.

Nachdem der zweitälteste Bruder David eine Ausbildung zum Forstmaschinenführer absolviert hatte, agierte der Familienbetrieb als Dienstleister am Markt. Da dies nicht mehr im Nebenerwerb zu bewältigen war, stand die Integration dieses Bereiches in den Unternehmensverbund Bauernland AG an. Das geschah 2017 in Form der Forst GmbH Bauernland Großolbersdorf. Damit waren die Voraussetzungen für eine Erweiterung des Dienstleistungsspektrums gegeben. Neben der Produktion von Hackschnitzeln und der Baufeldräumung kamen nun die Durchforstung am Steilhang sowie die Verkehrssicherung im öffentlichen Raum hinzu.

Die Arbeiten an Steilhängen, vornehmlich im Erzgebirge und der Sächsischen Schweiz, erfolgen in Kooperation mit dem Lohnunternehmen Hegenbarth, das mit seinem 50 t schweren Raupenbagger von Atlas-Kern Bäume bis zu 70 cm Durchmesser und 3 t Gewicht sogar stehend entnehmen kann. Die Rückung des Holzes übernehmen nachfolgend die Hilligs mit dem Forwarder HSM 208F – einer Steilhangausführung, die mit einer Traktionshilfsseilwinde ausgestattet ist.

Verkehrssicherung

Da zunehmend nicht nur Nadel- sondern auch Laubbäume durch Schädlingsbefall und Trockenheit erkranken, nehmen die Aufträge zur Verkehrssicherung zu. Dafür tauscht das Team die Zange am Kran des Hackers gegen einen Fällgreifer (Gierkink GMT050). Mit ihm können seine Leute Problembäume an der Straße beseitigen und die Stammabschnitte in einem Arbeitsgang dem Hacker zuführen. Das verkürzt die Zeit für notwendige Straßensperrungen. Um große Bäume ohne den sonst unumgänglichen Einsatz einer Hebebühne abzutragen, haben sie auch noch den hydraulischen Fällgreifer HBS 300 von Dorfmeister, den sie an den Arm eines Teleskopladers montieren.

„Es zeigte sich jedoch, dass ein großer Agrarbetrieb mit Pflanzenbau, Tierproduktion und Biogasanlagen nicht so richtig zu einem doch eher kleinteilig arbeitenden und stark kundenorientierten Forstunternehmen passt“, berichtet der Geschäftsführer. Daher lösten sie die Sparte im Mai dieses Jahres einvernehmlich heraus und sind nunmehr unter dem Namen Land und Forst GmbH als eigenständiges Unternehmen aktiv. Rüstzeug für die weitere Führung des Lohnunternehmens holt sich Danny Hillig gegenwärtig beim Fernstudium Agrarmanagement mit der Spezialisierung Landschaftsentwicklung an der Hochschule Anhalt in Bernburg.

Wolfgang Rudolph