Mitte Juli haben an der Bayerischen Waldbauernschule (WBS) wieder über hundert Auszubildende ihre Abschlussprüfung zum Beruf Forstwirt/Forstwirtin abgelegt. Die Frauen sind dabei immer noch in der Minderheit. Aber es gibt sie. Wir haben zwei Forstwirtinnen nach ihrer Motivation für den Beruf gefragt und wo im Wald sie am liebsten anpacken.
Friederike Wetzel ist 20 Jahre alt und kommt aus dem Umland von Kassel. Ihr Ausbildungsbetrieb war der Nationalpark Bayerischer Wald. Liv Krumme ist 22 und kommt aus Erlangen. Sie lernte Forstwirtin im Nationalpark Berchtesgaden.
Warum wolltet ihr Forstwirtin werden?
Friederike: Ich bin mit der Jagd großgeworden, mein Papa und Bruder sind Jäger, mein Bruder hat ebenfalls die Ausbildung zum Forstwirt absolviert. Ich habe als erstes ein Freiwilliges Ökologisches Jahr beim Nationalpark Bayerischer Wald im Bereich Wildtiermonitoring gemacht. Als dann der Ausbildungsplatz ausgeschrieben war, habe ich mich beworben und gleich die Stelle bekommen.
Liv: Ich habe nach dem Abitur den Bundesfreiwilligendienst im Haus der Berge gemacht. Das ist das Infozentrum des Nationalparks Berchtesgaden. Danach hatte ich überlegt, etwas „Grünes“ zu studieren, was ich dann aber doch verworfen habe. Als der Nationalpark den Ausbildungsplatz ausgeschrieben hat, und wegen der Kombination aus Handwerk und Tätigkeit im Freien, habe ich mich beworben und ebenfalls gleich die Stelle bekommen.
Wusstet Ihr schon vor eurem Freiwilligendienst, dass es eine Ausbildung zum Forstwirt gibt?
Friederike: Den Beruf des Försters und des dazugehörigen Forstwirts kannte ich ja vorher schon, und mit der Ausbildung meines Bruders kannte ich das dann schon im Detail.
Liv: Da mein Papa Landwirt gelernt hat, war mir klar, dass es für die Waldarbeit auch einen Beruf geben muss. Genau habe ich das aber erst am Nationalpark kennengelernt.
Liv, wie hast du dich zu dem Berufsbild und der Ausbildung informiert?
Liv: Ich hatte damals mit meinen jetzigen Kollegen gesprochen und von diesen auch erfahren, dass sich die Tätigkeit im Nationalpark sehr stark vom anderen Staatswald oder dem Privatwald unterscheidet. Wir machen zum Beispiel viele Wandersteige.
Hättet Ihr euere Ausbildung auch in einem anderen Betrieb gemacht?
Friederike: Also ich hätte es mir auch in einem anderen Forstbetrieb vorstellen können.
Liv: Ich habe mich auch damit auseinandergesetzt, woanders zu lernen. Für mich war aber der Nationalpark erste Wahl, ansonsten hätte ich mich bei den Bayerischen Staatsforsten beworben.
Im diesjährigen Prüfungsjahrgang waren unter gut 100 Teilnehmern drei Frauen. Ihr wart zwei davon. Was ist euch geschlechterspezifisch mit euerer Ausbildung aufgefallen?
Friederike: Klar, man wird schon erstmal schräg angeschaut und anders wahrgenommen. Aber im Großen und Ganzen hat es schon gepasst.
Liv: Kleine Kommentare im Alltag konnten manchmal vorkommen. Aber im Betrieb war das kein Problem.
Habt Ihr bestimmte Tätigkeiten, die Ihr besonders gerne macht oder auch nicht so gerne macht?
Friederike: Die Holzernte gefällt mir am besten, sie ist ja auch ein Kern der Berufsausbildung. Ich habe jetzt privat noch den Seilklettertechnikkurs gemacht. Das mache wir im Park zwar nicht, finde ich persönlich aber sehr spannend.
Liv: Bei uns kommt die Holzernte relativ selten vor, aber das macht mir natürlich auch sehr viel Spaß. Und sonst gehe ich sehr gerne im Steig arbeiten. Was ich zum Beispiel gar nicht mag, ist das Aufkiesen von Wegen.
Wenn Ihr eure Ausbildung jetzt im Rückblick anschaut, haben sich eure Vorstellungen vorher mit der tatsächlichen Ausbildung gedeckt?
Friederike: Bei mir eigentlich schon, da ich ja auch die Einsicht über meinen Bruder hatte. Ich hatte vorher aber auch schon ein Praktikum als Revierleiterin gemacht und dadurch kannte ich bereits sehr viele forstliche Aufgaben.
Liv: Ja, meine Vorstellungen haben sich auch bestätigt.
Habt Ihr ein paar Tipps, die Ihr jungen Leuten mitgeben wollt, die vielleicht noch überlegen, eine Forstwirt-Ausbildung zu machen?
Friedericke: Man muss es schon gewohnt sein, bei Wind und Wetter draußen zu sein, es gibt halt Hitze oder Kälte. Aber wenn einem das passt, ist es eigentlich super.
Liv: In den Bergen sollte man sehr geländegängig und schwindelfrei sein. Ansonsten sollte man kein Problem mit Krabbeltieren haben.
Wie sieht eure berufliche Zukunft aus?
Friederike: Ich möchte noch Forstwirtschaft an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf in Freising studieren und Revierleiterin werden. Da sehe ich natürlich jetzt Vorteile, da ich schon praktische Erfahrungen sammeln konnte.
Liv: Ich möchte gerne in dem Beruf weiterarbeiten, kann mir aber vorstellen, irgendwann den Forsttechniker oder Forstwirtschaftsmeister zu machen. Aber dafür muss ich noch ein paar Jahre Berufserfahrung sammeln.
Ausbildungsberuf Forstwirtin/Forstwirt
- Voraussetzung: körperlich geeignet und leistungsfähig, handwerkliches Geschick, Naturverständnis, kein spezieller Schulabschluss vorgeschrieben
- Inhalte: pflanzen, pflegen, schützen und ernten von Bäumen, Biotoppflege, Bau von Erholungseinrichtungen
- Dauer der Ausbildung: in der Regel 3 Jahre
- Ausbildungsbetriebe: www.stmelf.bayern.de/abd/
- Berufsschule: Neunburg vorm Wald in Blockbeschulung mit Unterbringung im angeschlossenen Schülerheim.
- Fortbildungsmöglichkeiten: Forstwirtschaftsmeister, Forsttechniker, Fachagrarwirt (verschiedene Fachrichtungen)
Wo gibt es weitere Informationen: www.waldbauernschule.bayern.de/ und www.stmelf.bayern.de/bildung/index.html.