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Gaby Wagner bei der Holzaufnahme
Gaby Wagner ist Oberförsterin im Dienste der Fürstlich Schwarzenberg´schen Familienstiftung in Franken.

Försterin zwischen Waldschäden, Faszination und Blick in die Zukunft

Nominiert für den DEUTSCHEN WALDPREIS – Försterin erschließt neue Geschäftsfelder für Wald und Folgegenerationen

Gaby Wagner ist Försterin. Genauer: Oberförsterin im Großprivatwald. Ihr Revier befindet sich in Franken, im Landkreis Neustadt an der Aisch zwischen Würzburg und Nürnberg. Das Besondere: Sie ist die erste Forstfrau im Dienste der Fürstlich Schwarzenberg´schen Familienstiftung. Ihr 650 ha großes Edellaubholz-Revier ist auf neun Waldorte verteilt.

Mächtig erhebt sich das Schloss Schwarzenberg über der 5.000-Seelen-Stadt Scheinfeld im fränkischen Steigerwald. Die Familie Schwarzenberg ist ein altes fränkisch-böhmisches Hochadelsgeschlecht und das Schloss ist Stammsitz der Familie. Genutzt wird das historische Gemäuer heutzutage maßgeblich von einer privaten Real- und Fachoberschule. Und es ist – in einem Nebengebäude – Dienstsitz von Gaby Wagner. Sie ist seit 2006 bei der Fürstlich Schwarzenberg’schen Familienstiftung als Försterin beschäftigt. 2022 wurde sie zur Oberförsterin ernannt. Eine Frau, die durch ihre positive, lebensbejahende Art ihre Mitmenschen mitzieht. „Der Wald ist faszinierend! Mit meinem Wirken und meiner Begeisterung für meinen Berufsstand möchte ich andere inspirieren.“

Was macht eine Oberförsterin? „Ich leite in erster Linie mein Revier Markt Nordheim. Hier, in Franken, liegen die ältesten Besitzungen der Schwarzenberg´schen Familienstiftung. Daneben regele ich sämtliche Verwaltungs- und Immobilienangelegenheiten des insg. rund 1.900 ha umfassenden Forstbetriebes.“

Vielfalt im Wald: Von Stammholz bis Brennholz

Der Privatwald in Franken ist verstreut (bis 500 m ü. NN, fränkisches Schichtstufenland, 400 bis 500 mm Niederschlag im Jahr) und setzt sich aus rund 40 % Nadelholz, 25 % Buche und 35 % Eiche und sonstigen Laubholzarten zusammen. In Wagners Revier Markt Nordheim liegt der Laubholzanteil bei rund 80 %. Um auch in Zukunft positive Wirtschaftsergebnisse zu erreichen, soll der derzeitige Nadelholzanteil im Gesamtbetrieb möglichst erhalten werden. Langfristig wird auf die Tanne gesetzt, daneben freut sich die Försterin über einen nennenswerten Anteil von Douglasien und auch Lärchen. Der gesamte Wald ist durch PEFC zertifiziert, viele Bereiche sind FFH-Schutzgebiete.

Die Bestände im Forstbetrieb werden von ihr und einem Revierkollegen bewirtschaftet. Dabei kann auf zwei Forstwirte und einen Auszubildenden zurückgegriffen werden. Aber: Die Stammarbeiterschaft ist um die 60 Jahre alt. Auszubildende zu finden, wird immer schwieriger. 13.000 Fm werden insg. im Forstbetrieb eingeschlagen, darunter 4.500 Fm auf „ihren“ 650 ha. 1.000 Fm davon durch die eigenen Leute motormanuell, 2.000 Fm mittels Unternehmereinsatz, 1.500 Fm von Brennholzwerbern. „Hier geht Sicherheit vor. Es geht nicht ohne Helm in den Wald, da schaue ich unangemeldet auch am Wochenende mal vorbei.“

An Sortimenten fällt so ziemlich alles an, was es geben kann: von Wert- und Stammholz über Industrieholz zu Brennholz. Hochwertige Hölzer werden einzelstammweise vermessen, Massensortimente als Polter aufgenommen. Wagner spricht sich für die dauerhafte Anlage und Kennzeichnung von Rückegassen aus. Je nach Gelände liegen diese zwischen 30 und 50 m. Bei Neuanlage bzw. nach einem Harvestereinsatz werden die Gassen nicht selten für die bessere und dauerhafte Erkennbarkeit gemulcht.

Die Aufgaben im Innendienst teilen sich die beiden Förster: Während Gaby Wagner das Rechnungswesen für beide Reviere übernimmt, kümmert sich ihr Kollege beispielsweise um die Holzvermarktung oder den Wegebau im gesamten Waldgebiet. Den Waldbesitz zu bewahren und zu vermehren, das ist ein wichtiges Bewirtschaftungsziel der Familienstiftung. Ein positiver Reinertrag ist die entscheidende Voraussetzung dafür – und diesen konnte der Forstbetrieb selbst in den letzten forstlichen Krisenjahren erzielen.

Großes Fragezeichen im modernen Waldbau?

„Wir bewirtschaften in meinem Revier im Prinzip einen Dauerwald in Anlehnung an das ANW-Konzept.“ In der Praxis heißt dies, „wo immer möglich, den standörtlichen Verhältnissen und klimatischen Bedingungen entsprechend zu agieren. Naturverjüngung ist dabei unser prioritäres Ziel“, erläutert die 43-jährige Försterin. Allerdings setzt sie aktuell hinter die Baumartenzusammensetzung ein großes Fragezeichen. „Bei +2 °C gibt es hier keine Potentielle Natürliche Vegetation“, so Wagner. Was tun? Nach Möglichkeit nutzt und fördert die Försterin die Naturverjüngung „durch femelartige Auflichtung“, wie sie erklärt. Aber auch mittels Ergänzungspflanzung reichert sie seit gut 10 Jahren trockenresistente Arten an, um die Klimaresilienz der Bestände zu verbessern. Neben Eiche sind dies Elsbeere, Kirsche sowie Spitzahorn und die ihr besonders am Herzen liegende Baumhasel.

Waldschäden: Zeit, neue Geschäftsfelder zu erschließen

Hitze und Dürre haben den Forstbetrieb in den letzten Jahren sehr belastet. Die Fichtenbestände haben sich mehr oder weniger aufgelöst. „Ich habe meine 11-jährige Tochter bewusst mit in den Wald genommen und ihr gesagt: Schaue dir die Fichten an, fühle das Moos, was darunter wächst, das alles ist bald in Franken nicht mehr zu sehen.“ Aber auch für die Tannen und Lärchen ist die Witterung in einigen Beständen eine Herausforderung. „Lärchenborkenkäfer und Tannenborkenkäfer sind immer häufiger anzutreffen.“

Und auch die Laubhölzer leiden. Alte Buchen werden besonders auf südwestexponierten Hängen zopftrocken. Eichen wurden massiv vom Schwammspinner befallen, Ahorn-Rußrindenkrankheit und Eschentriebsterben bedrohen die Bestände. Trotz der Schwierigkeiten blickt Gaby Wagner positiv in die Zukunft: Das Potenzial der Eichen im Betrieb ist enorm, die Holzpreise sind 2022 gestiegen, zudem ist Brennholz derzeit sehr gefragt. Hinzu kommt, dass die Familienstiftung bei der Holzvermarktung auf regionale Nadel- und Laubholzsägewerke sowie örtliche Schreiner zurückgreifen kann. Sie erschließt Geschäftsfelder aber auch im Vertragsnaturschutz und in der Vermarktung von Nebenerzeugnissen wie Saatgut, Verkauf von Bärlauch, Standgebühren für Imker, Christbäume, Schmuckreisig. Sie treibt die Akkreditierung neuer Saatgutbestände (Hainbuche) voran, ist aktiv in der Akquise der Beerntung, im Projekt: Beerntung seltener Baumarten (Speierling). Aktuelle Überlegungen im Forstamt werden auch hinsichtlich Windkraftanlagen im Wald angestellt.

Mehr Alt- und Totholz im Wald

In Wagners Revier finden sich in den alten Laubmischwäldern, insbesondere in den Alteichen, zahlreiche Horst- und Höhlenbäume. Auch Feuchtbiotope oder Sandgruben, Sandsteinbrüche und südwestexponierte Trockenhänge sind anzutreffen. „Das große Gefüge aus jedem einzelnen kleinen Biotop macht in Summe die Besonderheit“, sagt die Försterin. Und dennoch lässt sich auch hier noch was tun: „Klar sparen wir sensible Bereiche in unserer Bewirtschaftung aus. Biotopbäume werden bereits bei der Hiebsplanung gekennzeichnet, die maschinelle Bearbeitung an die Gegebenheiten angepaßt. Trotz oder eben wegen dieser kontinuierlichen Bewirtschaftung haben wir einen sehr struktur- und artenreichen Wald.“

Revier erfolgreich selbst bejagen

170 ha bejagt Wagner selbst, 190 ha werden in Form von Begehungsscheinen in Regie bejagt. „Die Überzeugung des Eigentümers, bisher verpachtete Revierteile wieder in Eigenregie zu bejagen, war ein wichtiger Meilenstein“, berichtet die Försterin, die im ÖJV Mitglied ist. Damit wird v. a. das Ziel verknüpft, dass die Eiche und Tanne aus Naturverjüngung gehalten werden kann. „Erste Erfolge sind sichtbar“, so Wagner. Sie führt eine dreijährige Kopov Bracke, ist Mitglied im Schwarzwildbrackenverein und engagiert sich in der hiesigen Jagdgenossenschaft.

Sport und Erholung im Wald

Als beliebtes Ausflugsziel liegt die Burgruine Hohen Landsberg mitten im Revier. „Die Leute kommen nicht selten aus Nürnberg oder Würzburg, um hier zu wandern oder zu biken.“ Hier treffen sie aufeinander. Auf Wegen und abseits davon. Oftmals durch Unwissenheit, aber auch Unverständnis kommt es zu Diskussionen mit Waldbesuchern. „Ich versuche stets im Dialog die Sachverhalte zu erläutern.“ Was nicht immer so einfach ist, aber größtenteils klappt.

Försterin denkt an die Zukunft

Eine Herzensangelegenheit ist es für sie, KiGa- und Schulführungen im Wald anzubieten. „Die Kinder von heute sind die besagten Generationen, für welche wir in der Forstwirtschaft bereits gestern handelten“, so Wagner. Man merkt, sie will Verständnis für das aktuelle und künftige Tun und Handeln im Wald erzielen. „Der Wald ist ein wichtiges Ökosystem und mein Beruf ermöglicht mir Ökonomie und Ökologie miteinander zu verbinden.“

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