Walter Weismann ist gelernter Metzgermeister. Bis 1998 hat er eine eigene Schlachterei betrieben, die Metzgereien mit Fleisch beliefert hat.
Mit Waldarbeit mit Pferden fing es an
Wie ist er dann aber im Wald gelandet? Diesen Weg haben ihm seine Pferde geebnet. Solange er denken kann, hält Walter Weismann Pferde als Hobby. Kaltblüter. Noch heute hat er zwei, Gustl und Toni heißen die beiden, die immer noch gelegentlich im Wald-Einsatz sind. Bei unserem Besuch werden sie vor einen Scheibenpflug gespannt, den Sohn Günther Weismann konstruiert hat, um damit die Naturverjüngung im Wald zu fördern.
Damals, 1998, suchte die Stadt Dietfurt an der Altmühl jemanden, der das Holz im Schutzgebiet Wolfsberg mit Pferden rücken konnte. Pferderücker waren damals eine Seltenheit und sind es eigentlich immer noch.
Walter Weismann kam, rückte – und brachte praktisch gleich die nächsten drei Rückeaufträge mit nach Hause. „Es ging alles Schlag auf Schlag. Noch 1998 haben wir uns den ersten Rückezug gekauft.“ Das war damals ein Rottne Rapid G. „Den hat der Günther gefahren.“
Risikobereitschaft und Geschäftssinn im Wald
Günther Weismann, Walters ältester Sohn, fing 1998 gerade mit seiner Lehre als Landmaschinenmechaniker an. Wann immer Zeit war, fuhr er daneben Forwarder. Das hat er sich selbst beigebracht. Inzwischen ist er Deutscher Meister, Europameister und Vize-Weltmeister auf dem Rückezug. Aber als er zum ersten Mal auf dem Bock saß? „Da ging gar nichts“, erzählt er. „Fahren kannst du nach ein paar Tagen, aber bis du wirklich gut fährst, dauert es mindestens ein Jahr!“ Als er seine Lehre 2001 angeschlossen hatte, stieg Günther Weismann fest ins Unternehmen ein und ist seitdem für die Holzrückung zuständig.
Peter Weismann, ein Jahr jünger als Günther, hat eine Schreinerlehre gemacht und kam 2002 ins Unternehmen. Zunächst ist er Seilschlepper gefahren, bis Walter Weismann 2006 den ersten Harvester angeschafft hat. „Eigentlich wollten wir nur eine Schlauchpresse bei einem befreundeten Unternehmer im Sauerland kaufen“, erinnert sich Günther. Walter ergänzt: „Und dann stand da dieser Harvester auch zum Verkauf, ein Skogsjan 695. Den haben wir gleich mitgenommen.“
Es muss diese Mischung aus Risikobereitschaft und Geschäftssinn sein, die den Erfolg der Firma Weismann ausmacht. Sohn Peter fuhr ab sofort den Harvester, Vater Walter akquirierte die Aufträge für die Maschine.
Die Anfänge mit dem Harvester
2008 zog Sturm Emma mit großem Schadholzanfall über Bayern. Walter Weismann gab den Skogsjan in Zahlung und kaufte einen Harvester Rottne H20, um für die gewaltigen Holzmengen gerüstet zu sein. Seitdem setzt Weismann voll auf Rottne und ist sogar Entwicklungspartner.
Die beiden folgenden H21-Harvester waren die ersten, die nach außerhalb von Schweden geliefert wurden und 2015 ging der erste Rückezug H15 D, der überhaupt ausgeliefert wurde, an Weismann. Im Gegenzug haben sie mitgeholfen, den Hydrostatantrieb und den Sägenantrieb weiterzuentwickeln. Aktuell entwickelt Rottne sein Geoinformationssystem Geoinfo und auch daran ist die Firma Weismann beteiligt.
War das Unternehmen bis dahin lediglich als Dienstleister unterwegs, stieg Weismann 2008 in den Rundholzhandel ein, denn mit dem Sturm kam auch prompt der erste Großauftrag, bei dem die Firma das Holz selbst kaufen sollte. Heute arbeitet Weismann zu 80 % in Selbstwerbung und nur noch zu 20 % als Dienstleister. Das eingekaufte Rundholz fährt der dritte Bruder Markus Weismann mit dem firmeneigenen Holz-Lkw zu Sägewerken in der Umgebung. Markus ist gelernter Forstwirt und war lange als solcher selbstständig, bevor er 2010 ins Unternehmen eingestiegen ist.
Nachhaltige Arbeit mit Wald und Menschen
Bei unserem Besuch hat er Rundholz ausgeliefert und kam mit einer Ladung Brennholz wieder, das bei Weismann seit 2021 zu Scheitholz verarbeitet wird. Außerdem beliefert Weismann umliegende Heizkraftwerke mit Hackschnitzeln – natürlich mit dem eigenen Schubboden-Lkw. Für die Hackschnitzel hat das Unternehmen ein REDII-Nachhaltigkeitszertifikat.
Der Holzhandel ist neben den Pferden Walter Weismanns Leidenschaft. „Ich liebe den Umgang mit den Menschen und ich liebe es, wenn unsere Waldbauern zufrieden sind“, erzählt er. „Dann bin ich auch zufrieden.“ Dabei sei eines ganz entscheidend, nämlich Verlässlichkeit. „Das ist das Wichtige im Wald, dass ein einmal gegebenes Wort gilt.“
Nächste Generation hat Wald am liebsten
Das Jahr 2012 war ein Meilenstein. In diesem Jahr entstand das Weismann-Firmengelände. Bis dahin gab es nur einen Container und die Büroarbeit wurde von zuhause aus erledigt.
Trotz ihres stolzen Fuhrparks von vier Forstmaschinen, drei Lkw und weiteren Fahrzeugen ist die Firma Weismann nahezu schuldenfrei, erzählt Walter. Wie schafft man das? „Mit viel Disziplin und viel Arbeit, da hat auch der Samstag zehn Stunden“, sagt Günther Weismann. Und offenbar auch mit etwas finanziellem Gespür, vermuten wir. Wer hat das in der Firma? „Wohl alle ein bisschen.“
Deshalb sieht Walter Weismann seine Firma auch in der Zukunft in guten Händen. Einer oder mehrere seiner Söhne werden das Unternehmen weiterführen, die genaue Konstellation steht noch nicht fest. Und selbst die Generation danach steht schon in den Startlöchern: Fragt man Günthers neunjährigen Sohn Josef „Lieber Schule oder Wald?“ kam bisher immer die Antwort „Wald!“
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