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Vera Butterweck-Kruse geht in Sachen Personalpolitik neue Wege
Vera Butterweck-Kruse geht in Sachen Personalpolitik neue Wege

Fahrer ohne Führerschein

05. Juni 2023
Vera Butterweck-Kruse, Geschäftsführerin des Logistikunternehmens Butterweck in Lehe an der Ems machte beim Unternehmertag der BdHG in Schweinfurt die Schwierigkeiten des volatilen Marktes für Logistikunternehmen deutlich: „Werden wir gebraucht, müssen wir sofort kommen, werden wir nicht gebraucht, sitzen wir da und warten!“
So stehen viele Unternehmen angesichts schrumpfender Holzmengen vor schwierigen strategischen Entscheidungen für ihre Unternehmen: Investieren, Schrumpfen, Umstellen, und wenn ja, worauf?

Reine Ideologie

Hinzu komme die politische Situation, die das Schlachthausparadox befeuere, welches sich zu einem Phänomen steigere, das für die Branche nicht mehr beherrschbar sei. Ähnlich wie bei Schwein und Schnitzel mag man Wald und Holz, aber nicht das, was dazwischen notwendigerweise kommt.
„Dass mal der Punkt kommt, dass man Holz in Deutschland nicht mehr nutzt, haben wir nicht kommen sehen“, sagte sie, und brachte ihre Fassungslosigkeit über die aktuelle Politik zum Ausdruck. Die EU-Politik sei rein ideologiegetrieben und man müsse mit den Akteuren auf Grundschulniveau kommunizieren, da wissenschaftsbasierte Aussagen einfach nicht ankämen.

Märkte bleiben volatil

Die Holzmärkte werden ihrer Ansicht weiter volatil bleiben, verdeutlichte sie am Beispiel des Rundholzexports nach China. Der sei wie eine Welle über die Branche geschwappt und inzwischen wieder verschwunden. Ein Kunde habe den Transport großer Mengen Rundholz geordert, also habe man bei Butterweck alles organisiert und als man soweit war, habe er abgesagt. Solche Vorfälle werden zunehmend normal und strapazierten die Branche immer mehr.
Bislang hätten Abnehmerwerke ihre Lagerlogistik weitgehend auf Unternehmen wie ihres oder die Forstwirtschaft verschoben. Hier sei nach den Marktverwerfungen 2021 jetzt immerhin eine Trendumkehr erkennbar. Für eine effektive Schienenlogistik, die immer wieder gefordert wird, sei ein massiver Ausbau an Strecken und Bahnhöfen notwendig. Eine noch größere Herausforderung sei die Idee kommunizierender Maschinen, die Martin Müller, Logistikleiter bei den Bayerischen Staatsforsten, vorher angesprochen hatte: „Bei uns im Moor haben wir kein Netz! Es ist noch viel Infrastruktur nötig!“

Super Konzept

Einen kurzen Atemstillstand im Saal erzeugte Butterweck-Kruse aber mit ihren Ausführungen zum Thema Personal. Überall werde über Fahrermangel geklagt. Was also tun? Ihr Vater habe ihr seinerzeit den Verlust ihres kompletten Resthirns bescheinigt, als sie ihm eröffnete, sie habe einen Lkw-Fahrer ohne Führerschein eingestellt. Aber der Erfolg gibt ihr Recht: „Wenn du keinen Fahrer mit Führerschein bekommst, musst du einen ohne nehmen“. Natürlich müsse man dem Fahrer ein Gehalt zahlen, aber die Arbeitsagentur trage die kompletten Kosten des Führerscheins, es entstehen keine Zusatzkosten. „Das ist ein super Konzept! Inzwischen haben wir den Dritten!“ Möglicherweise lässt sich der eine oder andere Kollege von diesem Konzept überzeugen.
M. Kubatta-Große