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Herbstfarben im Wald
Der warme Herbst führte im Wald zu einer schönen Laubfärbung. Doch nimmt die Natur auch Schaden?
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Extrem warmer Herbst: warm anziehen für den Wald?

12. November 2022
Der diesjährige Spätsommer und Herbst fiel durch erst kältere, dann langanhaltend warme Temperaturen auf. Farbenfrohe Herbstspaziergänge waren ein angenehmer Effekt. Doch was bedeutet so ein Herbst für Bäume und Wälder?

Das angenehme Herbstwetter lockt derzeit viele Spaziergänger in die Wälder. Raschelndes Laub und Sonnenschein machen diesen zu einem Naturerlebnis für die ganze Familie. Auch Pilzesammler profitierten. Für die Wälder war der warme Herbst aber ungewöhnlich. Die Vegetationsperiode wird aufgrund des Klimawandels immer länger. Eine Veränderung, die dem Wald zusetzen kann.

Längere Vegetationsperiode hat Vor- und Nachteile

Dr. Bertram Leder ist Forstwissenschaftler und leitet das Zentrum für Wald und Holzwirtschaft in Arnsberg, NRW. Er sagt: „In den vergangenen Jahrzehnten hat sich die Vegetationsperiode insgesamt um gut zwei Wochen verlängert. Viele Bäume treiben im Frühjahr früher aus und lassen im Herbst die Blätter länger grün. Mehr Wachstum verkürzt allerdings die Ruhephase für die Bäume. Das kann auch mehr Stress bedeuten.“

Außerdem sei der Herbst die Zeit, in der sich Bäume auf das Frühjahr vorbereiten: Im Sommer bildeten sie Früchte aus, nun die Knospen. Ein sehr energieaufwändiger Vorgang. Gestresste Bäume konnten die Früchte für die kommende Waldgeneration teils nicht fertigstellen. Das habe auch mit dem Wassermangel in tieferen Bodenschichten zu tun, erklärt Wald und Holz NRW. Bereits ausgebildete Früchte hingegen könnten aufgrund der warmen Temperaturen zu früh keimen und im kommenden Winter Schaden nehmen.

Zu warme Herbsttemperaturen in Deutschland

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) bestätigt, dass der Oktober „extrem warm“ war. In einer aktuellen Meldung sagt Uwe Kirsche, Pressesprecher des DWD: „Wir haben einen Oktober erlebt, dessen Temperaturen eher dem hierzulande typischen Mai entsprechen.“

Im Vergleich zur Referenzperiode von 1961 bis 1990 übersteige der diesjährige Oktober die Temperatur um 3,5 °C. Mit durchschnittlich 12,5 °C und 10 % weniger Niederschlägen (Vergleich zur Referenzperiode) zeigte sich der Oktober 2022 als „Blick in unsere Klimazukunft“, so Kirsche. Auch der November startete nun bereits ungewöhnlich mild.

Waldtiere ändern ihr Verhalten im Klimawandel

Neben den Auswirkungen des goldenen Herbstes auf die Bäume verändert sich noch mehr in der Natur. Die verlängerte Vegetationsperiode führe dazu, dass sich Wildtiere weiterhin Vorräte anfressen können, berichtet Wald und Holz NRW weiter.

Zugvögel fliegen auch nicht mehr so weit: „Viele Tiere ziehen im Winter nur noch innerhalb von Europa gen Süden oder bleiben ganz bei uns“, sagt Michael Elmer, Leiter Team Waldnaturschutz. Das habe mit den milderen Temperaturen zu tun. Aber auch das Nahrungsangebot bleibt erhöht. Denn auch einige Insekten ziehen sich erst später in ihre Winterquartiere zurück und können bei wärmeren Temperaturen mehr Generationen ausbilden. Aus Sicht des Waldschutzes könnte das auch in Bezug auf den Fichten-Borkenkäfer Probleme mit sich bringen.

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Mit Material von Wald und Holz NRW, DWD