„Für eine nachhaltige europäische Forstpolitik und eine effektive Umsetzung der EU-Waldstrategie ist es wesentlich, die forstlichen Stakeholder in Entscheidungsprozesse einzubeziehen, nationale Expertise zu nützen und Anreize für eine aktive Waldbewirtschaftung zu setzen.
Waldpolitischen Dialog verstärken
Der Dialog zwischen Kommission und Mitgliedsstaaten zu waldpolitischen Maßnahmen sollte daher verstärkt werden, zumal die Kompetenz hier klar bei den Mitgliedsstaaten liegt“, betonte Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig im Rahmen des Agrarrates am 21. November in Brüssel.
Aus österreichischer Sicht und auch anderer waldreicher Staaten wird das Subsidiaritätsprinzip der europäischen Waldpolitik nicht ausreichend berücksichtigt.
Wals aktiv bewirtschaften
Ideen, 30 % der Landfläche Außernutzung zu stellen, seien angesichts der land- und forstwirtschaftlichen Strukturen in Österreich kaum realisierbar. Auch Einschränkungen bei der Holznutzung seien nicht zielführend, weil ein Wald, der aktiv bewirtschaftet wird, mehr CO2 binde, als ein Wald, der nicht bewirtschaftet wird
Die vorliegenden Pläne missverstehen auch die Rolle der Schutzwälder in den Alpen. Man kämpfe bereits jetzt im Schutzwald mit Überalterung, weswegen aktive Eingriffe durch nachhaltige Aufforstungen unabdingbar seien. Der Verordnungsentwurf werfe damit noch eine Reihe von Fragen auf.
Erneuerbare Energie nutzen statt beschränken
Totschnig wolle sich weiterhin dafür einsetzen, die aktive und nachhaltige Waldbewirtschaftung in Österreich zu schützen und auch die energetische Verwendung von Holz zu forcieren. Gerade in Zeiten der Energiekrise müsse man die erneuerbaren Ressourcen, die der Forstsektor bietet, nützen statt beschränken.
„Atomstrom bekommt ein grünes Mascherl, Kohlekraftwerke werden wieder aktiviert, aber nachhaltige Biomasse soll beschränkt werden – das passt nicht zusammen“, so Totschnig.
Leisere Töne aus Deutschland
Deutlich leiser sind dagegen die Töne aus Deutschland: Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) begrüße die von der EU-Kommission vorgestellten laufenden und geplanten Aktivitäten zur Umsetzung der EU-Waldstrategie 2030 als wichtigen Baustein zur Zielerreichung des Green-Deals, heißt in der Pressemitteilung.
Das BMEL setze sich für eine engere europäische Wald-Zusammenarbeit ein. Gleichzeitig müsse die Zuständigkeit für Forstpolitik aufgrund des reichhaltigen Wissens und der praktischen Erfahrungen bei den Mitgliedstaaten bleiben. Das Subsidiaritätsprinzip und eine engere Zusammenarbeit schließen einander nicht aus.
Das BMEL begrüße zudem die Einsetzung einer Arbeitsgruppe unter dem Dach des Ständigen Forstausschusses, um die Verordnung zur Waldüberwachung und den nationalen Wald-Strategieplänen voranzubringen.