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Esskastanie, Eigenanzucht aus dem Wildeshauser Wald im Container, Pflanzung Frühjahr 2018
Esskastanie, Eigenanzucht aus dem Wildeshauser Wald im Container, Pflanzung Frühjahr 2018
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Esskastanie: Niedersächsischer Förster leistet Pionierarbeit

15. Dezember 2018

Revierförster Eberhardt Guba geht den Dingen gerne auf den Grund. Neben vielen technischen Entwicklungen für die Waldbewirtschaftung, befasst er sich seit einigen Jahren auch mit der Esskastanie, Baum des Jahres 2018.

„Im Hölscherholz bei Wildeshausen stehen einige gut gewachsene Esskastanien und im Weserbergland habe ich Esskastanien gesehen, die in einem Buchenwald locker mithielten“, schildert er die Initialzündung sich mit dieser Baumart zu befassen, die man gemeinhin im Weinbauklima verortet. Seit 2014 sät und pflanzt er in kleinen Waldlücken seines Reviers Esskastanien, die er zusammen mit seiner Frau im Hölscherholz aufgesammelt hat. Seit vier Jahren ist er zudem dazu übergegangen, in den Erstaufforstungen von Trinkwasserschutzwäldern Esskastanien in größerem Stil beizumischen. „Da wir nicht genau wissen, welche Folgen der Klimawandel für unsere Baumarten hat, nutze ich die Chance und pflanze in diese neuen Wälder in zwanzig Meter breiten Blöcken neben Eiche auch Linden, Flatterulmen und eben Esskastanien“, erklärt Guba. Für ihn gehört die Esskastanie zu den Gewinnern des Klimawandels und so hat er die letzten Jahre jährlich um die 15.000 Esskastanien in die Erde gebracht.

Esskastanie: Worauf es bei der Anzucht ankommt

Ein besonderes Augenmerk richtet der Harpstedter Förster auf die Wurzelentwicklung seiner selbst angezogenen Schützlinge. „Die Esskastanie entwickelt wie die Eiche eine Pfahlwurzel, die möglichst nicht beschädigt werden sollte“, führt Guba an. So sät er die Früchte der Esskastanie, auch Maronen genannt im Wald in Rillen in den Mineralboden. In seinem Gartengewächshaus zieht er zudem Pflanzen in speziellen Containern an. „Sobald die Pflanzenwurzel den Grund des Topfes erreicht hat, werden die Sämlinge im Wald ausgepflanzt, damit die Wurzel ungestört weiter wachsen kann.“ Lange hat Guba sich damit beschäftigt und ausprobiert, wie man die empfindlichen Maronen am besten aussäen kann. „Die Baumschüler geben ihr Spezialwissen nur ungern preis, aber letztlich erreicht man das beste Ergebnis, indem man die Maronen bald nach der Ernte aussät – egal ob im Wald oder im Anzuchtcontainer“, erläutert der Förster sein Vorgehen. Vom diesjährigen warmen Wetter haben die Esskastanien im Hölscherholz besonders profitiert und viel mehr Früchte getragen als sonst. So warten schon jetzt im Gewächshaus hinter der Försterei eintausend Esskastanien in Anzuchtcontainern auf Keimung und Auspflanzung im nächsten Frühjahr.

Baumveteranen im Hölscherholz

Etwa zwanzig alte Esskastanien hat Förster Guba im Hölscherholz gefunden. „Ich vermute dass einer der früheren Förster geimkert hat und diese Bäume wegen der Sommertracht für seine Bienen gepflanzt hat“, erzählt er. Bis Gubas Esskastanien für Bienen interessant sind und blühen, dauert es allerdings noch mindestens fünfzehn Jahre. Dem aufmerksamen Waldbesucher werden die wüchsigen Bäume mit den markanten gezähnten Blättern aber schon in den nächsten Jahren an vielen Stellen im Harpstedter Wald und im Hölscherholz auffallen.

Infos zur Esskastanie gibt es hier: NLF_Info-Esskastanie

R. Städing/NLF