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Stapel gespaltenes Holz
Entscheidung für den Klimaschutz: Nachwachsendes Brennholz ersetzt fossiles Erdöl und verhindert so, dass zusätzlicher Kohlenstoff freigesetzt wird.

Entwarnung: Brennholz gilt weiterhin als erneuerbar

31. März 2023
Trilog-Verhandlungen zur Erneuerbaren-Energien-Richtlinie (RED III) korrigieren Parlamentsbeschluss. Die EVP-Fraktion schrammt an einer Blamage vorbei. Die Forst- und Holzbranche zeigt sich erleichtert.

In den Trilog-Verhandlungen zwischen EU-Kommission, Parlament und Rat zur Erneuerbaren Energien-Richtlinie (RED III) wurde beschlossen, dass Brennholz weiterhin als erneuerbarer Energieträger einzustufen ist. Die Verhandlungen endeten gestern früh (30.3.).

Besondere Gebiete sind geschützt

Die Holzverbrennung zählt weiterhin als Erzeugung erneuerbarer Energie. Die Mitgliedsstaaten können die Holzverbrennung in ihren Erneuerbaren Mix einrechnen. Rundholz in „Industriequalität“, das zu Energieerzeugung verbrannt wird, bekommt aber keine direkte finanzielle Unterstützung. Holz aus „alten Wäldern“ muss besondere Auflagen bei der Ernte erfüllen. Was als „alter Wald“ gilt, legen die Mitgliedsländern fest. Primärwälder, Wälder mit sehr hohem Artenreichtum, sehr artenreiches Grünland, Feuchtgebiete und Moore sollen nach dem Kompromiss vor übermäßiger Holzernte geschützt werden. So müssen Anlagen zur Herstellung von Biokraftstoffen, flüssigen Biobrennstoffen und Biomasse-Brennstoffen aus forstwirtschaftlicher Biomasse eine Zuverlässigkeitserklärung ausstellen, dass die Holz-Biomasse nicht aus No-Go-Gebieten stammt.

Darüber hinaus legen die vereinbarten Regeln fest, dass Holz-Biomasse entsprechend ihres höchsten wirtschaftlichen und ökologischen Mehrwerts genutzt werden muss (sogenannte Kaskadennutzung). Verboten ist eine finanzielle Unterstützung für Energie, die aus Sägeholz, Furnierholz, industriellem Rundholz sowie Stümpfen und Wurzeln erzeugt wird. Die strengeren Kriterien für Biomasse sollen die Nachhaltigkeit in Sachen Biomassenutzung sicherstellen.

Trilog-Verhandlungen korrigieren Fehler beim Thema Erneuerbare Energien

Das Verhandlungsergebnis sorgt bei den EU-Abgeordneten für unterschiedliche Reaktionen. Die österreichische EVP-Abgeordnete Simone Schmiedtbauer freut sich, dass „wir uns am Ende durchsetzen konnten und Biomasse auch weiterhin als erneuerbare Energie gilt.“ Der Hausverstand habe sich durchgesetzt.

Dabei hatte die EVP-Fraktion vergangenen September im EU-Parlament noch zugestimmt, dass Brennholz in weiten Teilen nicht mehr als erneuerbarer Energieträger gelten soll. EVP-Chef Manfred Weber begründete damals die Zustimmung, weil Schlimmeres verhindert worden sei. So forderten unter anderem die Grünen ein Totalverbot von Brennholz.

Die EVP-Fraktion baute damals aber darauf, dass in den Trilog-Verhandlungen unter dem schwedischen Ratsvorsitz die Parlamentsposition entschärft wird. Das Kalkül ist aufgegangen, offenbar auch auf massiven Einfluss von EVP-Abgeordneten.

Schmiedtbauer wertet das Ergebnis als gute Nachricht für das Waldland Österreich, auch wenn es einige Einschränkungen für Biomasse-Anlagen mit einer Höchstleistung von mehr als 7,5 Megawatt (MW) gibt. Sie müssen künftig die Nachhaltigkeitskriterien für Bioenergie erfüllen. Bislang lag die Grenze bei 20 MW.

Grünen warnen vor Übernutzung europäischer Wälder

Enttäuscht sind dagegen die Grünen. Für Martin Häusling, agrarpolitischer Sprecher der Grünen und Schattenberichterstatter für RED III im Umweltausschuss ist es ein „ernüchterndes Ergebnis“. Die energetische, großtechnische Nutzung von Holz in Kraftwerken wird seiner Meinung nach auf EU-Ebene weiterhin pauschal als klimaneutral gewertet. „Das entspricht leider nicht mehr der Realität.“ Er sieht die Gefahr, dass vor allem Länder wie Österreich, die auf Holzverbrennung setzen, und dies sogar unter ihrem nationalen ‚Erneuerbaren-Mix‘ verbuchen können, sich weniger anstrengen müssen, dieses Ziel mit Sonne und Wind zu erreichen. Er hält es besonders für fatal, dass die Verbrennung von Holz in industriellen Kraftwerken weiterhin sogar noch subventioniert werde. Das wollten die Grünen verhindern, als sie sich mit ihren Vorstellungen im EU-Umweltausschuss durchgesetzt hatten.

Häusling warnt davor, auf eine Übernutzung der Wälder in Europa zuzusteuern. Sie würden dringend zum Klimaschutz gebraucht.

Anteil im erneuerbaren Energiemix bis 2030 verdoppelt

Der Kompromiss legt verbindlich fest bis 2030 einen Anteil von mindestens 42,5 % erneuerbarer Energien im europäischen Energiemix fest. Laut EU-Kommission ist das einer Verdoppelung des derzeitigen Anteils. Angestrebt werden sollen sogar 45 %. Bisher liegt das Ziel für 2030 bei 32 %.

EU-Klimakommissar Frans Timmermans zählt hier erzeugte erneuerbare Energien zu den billigsten Energiequellen auf dem Markt. „Mehr erneuerbare Energien bedeuten also auch preiswertere und sauberere Energiequellen für unsere Bürger und Unternehmen.“ Das EU-Parlament und EU-Umweltrat müssen dem Kompromiss nun noch zustimmen. Das gilt aber als Formsache.

Waldbesitzerverband und Holzbranche äußern sich zur Entscheidung der EU

„Holz ist das Rückgrat der Energiewende in der gesamten EU. Die Tatsache, dass Energieholz weiterhin genutzt und die Holzkraft auch weiter ausgebaut werden darf, ist immens wichtig für das Erreichen der Erneuerbaren-Ziele“, so Hans-Christian Kirchmeier, Vorsitzender der österreichischen IG Holzkraft.

Auch die AGDW - Die Waldeigentümer begrüßen den Beschluss. „Für die zwei Mio. privaten Waldeigentümer ist die Anerkennung der Holzenergie als erneuerbar ein zentrales Element der nachhaltigen Forstwirtschaft“, so AGDW-Präsident Prof. Andreas Bitter. „Nun kommt es darauf an, dass auch die Bundesregierung die EU-Beschlüsse sachgerecht hinsichtlich der Notwendigkeiten einer nachhaltigen Forstwirtschaft umsetzt.“ Denn die Definition von Bioenergiesortimenten, die nicht gefördert werden sollen, obliege den Mitgliedsstaaten und soll regionale Gegebenheiten miteinbeziehen.

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BLW, mit Material der AGDW-Die Waldeigentümer und IG Holzkraft