Energieholzernte mit dem Schreitbagger

30. März 2018

Seit über 20 Jahre bewirtschaftet die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) ein Netz von Kurzumtriebs-Versuchsflächen. Der Versuchsstandort bei Reisbach stand im letzten Winter zum vierten Mal zur Ernte an. Nach einem vollautomatischen Mähhacker, der Motorsäge und dem Harvester kam diesmal ein Schreitbagger mit Fäller-Bündler-Aggregat zum Einsatz.

Die verstellbare Spurweite des Schreitbaggers bietet den Vorteil einer pfleglichen Ernte und verhindert ein Überfahren der Wurzelstöcke und deren Beschädigung. Allerdings sollen mit dieser Spezialmaschine nur die Stöcke, nicht jedoch das Budget überschritten werden. Bei der Ernte wurden deshalb orientierende Zeitstudien durchgeführt, deren Ergebnisse im Folgenden dargestellt werden.

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Was wurde geerntet?

Am Standort Reisbach in Niederbayern stehen sieben Balsampappelklone, welche bei der Ernte des vierten 5-jährigen Umtriebs mit jährlichen Trockenmassezuwächsen von über 11 t/ha gute Ergebnisse aufwiesen. Am besten schnitten die Sorte Max 3 mit 16,9 t atro/ha∙a und die Sorten Hybrid 275 und Mohawk mit Massenleistungen von 14,8 t und 13,9 t atro/ha∙a ab. Der jährliche Zuwachs der Klone Matrix, Max 4, Trichobel und Koreana reicht von 11,2 bis 12,5 t/ha∙a.

Wie wurde geerntet?

Die maschinelle Ernte erfolgte im Februar 2017. Der Schreitbagger der Firma Menzi Muck (Typ M545, 12,3 t, 157 PS) garantiert durch seine hydraulisch einzeln verstellbaren Räder eine optimale Anpassung an die engen Reihenabstände von 1,5 m. Schädigungen der Wurzelstöcke werden so auf ein Minimum reduziert. Als Aggregat war ein Fäller-Bündler der Firma Westtech, der Woodcracker C 250, montiert. Damit können Stämme bis zu einem Durchmesser von etwa 25 cm geerntet werden. Der auf diesem Maschinentyp erfahrene Fahrer arbeitete zum ersten Mal in einer Kurzumtriebsplantage.

Die Rückearbeiten wurden mit einem Ponsse Forwarder vom Typ Buffalo (Baujahr 2011, 205 kW, 710er Bereifung, Kranlänge 7,5 m) durchgeführt. Gehackt wurde mit einem Hacker von Jenz (HEM 582, Baujahr 2013) aufgebaut auf einem MAN LKW, ausgestattet mit einem Kran der Firma Palfinger-Epsilon und einer Zange von Cranab (CE280).

Was kostet die Ernte?

Für die Berechnung der Technischen Arbeitsproduktivität (TAP) wurde die Ernte mit Zeitstudien begleitet. Dabei wurde auf die Reine Arbeitszeit (RAZ), bestehend aus Fällen/Bündeln, Ablegen und Fahren, eine Pauschale von 20 % für Allgemeine Zeiten (AZ) wie persönliche und sachliche Verteilzeiten hinzugerechnet, um die Gesamtarbeitszeit (GAZ) zu erhalten.

Die Technische Arbeitsproduktivität des Schreitbaggers mit Woodcracker-Aggregat lag in Reisbach bei durchschnittlich 7 t Frischmasse pro Stunde. Fünf Jahre zuvor wurde diese Fläche sowohl mit einem John Deere Harvester mit dem Sammelaggregat 745 als auch motormanuell geerntet. Die Arbeitsproduktivität des Harvesters in Bezug auf die Reine Arbeitszeit lag bei durchschnittlich 7,5 t Frischmasse pro Stunde. Die Reine Arbeitszeit des Fälltrupps betrug 9,6 t Frischmasse pro Stunde, wobei der Leistungsgrad der Arbeiter als relativ hoch beurteilt wurde. Der Anteil der Allgemeinen Zeiten mit 25 % ist höher als bei der maschinellen Ernte.

In Bezug auf die Arbeitsproduktivität (TAP) ergeben sich zwischen den zwei Maschinen mit den unterschiedlichen Fällaggregaten keine erheblichen Unterschiede, auch wenn sich die Fallstudien aufgrund unterschiedlicher Umstände wie Fahrer, Witterung usw. immer nur schlecht vergleichen lassen. Der etwas höhere Stundensatz des Schreitbaggers schlägt sich in den Kosten pro Tonne Biomasse bzw. pro Schüttraummeter nieder. Die motormanuelle Ernte ist mit den deutlich geringeren Stundenkosten deutlich günstiger als die maschinelle Ernte, bedeutet aber eine deutlich höhere körperliche Belastung und eine höhere Unfallgefahr für die Arbeiter.

Die Kosten für die weitere Erntekette lagen in Reisbach pro Tonne atro mit 8,64 € fürs Rücken und 12,10 € fürs Hacken im mittleren Bereich. Zusätzlich wurde für die Einrichtung der Baustelle eine Pauschale von 250 € abgerechnet. Insgesamt kommt man so auf Erntekosten von 63 € pro Tonne absolut trockener Biomasse. Der größte Kostenfaktor der Erntekette ist und bleibt das Fällen, die in diesem Fall durch den etwas höheren Stundensatz des Schreitbaggers bestimmt wird.

Fazit

Der Schreitbagger Menzi Muck ermöglicht eine bestandsschonende KUP-Ernte, die allerdings mit etwas höheren Erntekosten durch den Einsatz dieser Spezialmaschine verbunden ist. Eine Investition, die sich aber in Bezug auf die zukünftige Biomasseleistung lohnen kann, da der Wiederaustrieb aufgrund überfahrener Stöcke ansonsten gefährdet werden könnte. Laut Schweier [1] legen viele Landwirte eine Kurzumtriebsplantage an, ohne sich vorher auf ein bestimmtes Erntesystem oder eine spezielle Maschine festzulegen. In Ermangelung von Alternativen wird dann eine manuelle Beerntung mit Motorsäge oder Freischneider durchgeführt, zumal die dafür benötigten Geräte vor Ort verfügbar sind und die Arbeit in Eigenleistung durchgeführt werden kann. Zudem ist die durchschnittliche KUP-Flächengröße in Bayern mit 1,1 ha sehr gering [2], so dass sich ein Einsatz hochmechanisierter Erntetechnik kaum lohnt, da die Anfahrt verhältnismäßig teuer ist. Durch den Einsatz von Sammelaggregaten können die Erntekosten laut Stoll und Burger [3] zwar deutlich gesenkt werden, aber die hochmechanisierte Ernte bleibt insbesondere bei kürzeren Umtriebszeiten kostenintensiver als die motormanuelle Fällung. Wenn eine maschinelle Ernte geplant ist, sollte der Reihenabstand bei der Flächenanlage bereits auf die gewünschte Erntetechnik abgestimmt werden und eine längere Umtriebszeit eingeplant werden, um sowohl in den Genuss geringer Erntekosten als auch gesunder Stöcke für den nächsten Aufwuchs zu kommen.

Literaturhinweise:

[1] Schweier, J.; Becker, G. (2012): Manuelle Ernte von Kurzumtriebsplantagen in Süddeutschland. Allg. Forst- u. Jagdzeitung, 183. Jg., 7/8, S. 159–167.

[2] Hauk, S. (2012): Kurzumtriebsplantagen in Bayern – Ergebnisse der ersten Betreiberbefragung. C.A.R.M.E.N.-Symposium 2012, S. 357–361.

[3] Stoll, B.; Burger, F. (2016): Kurzer Umtrieb, schnelle Ernte. Forst & Technik 1/2016, S. 20–22.

 

 

Dr. Bettina Widmann, Dr. Frank Burger und Heiko Höge sind Mitarbeiter in der Abteilung Forsttechnik, Betriebswirtschaft, Holz der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF).