Seine mechanischen Fällkeile TR30 und TR24 sind bereits vielfach erprobt, jetzt hat Stefan Reichenbach von Forstreich Maschinenbau aus Freiburg seine jüngste Entwicklung auf den Markt gebracht: der TR30-AQ setzt auf geschmeidigen Vortrieb per Akku-Schlagschrauber. Forst & Technik hat sich das Gerät in der Praxis angesehen.
Dieser Baum ist eine echte Herausforderung. Die starke Fichte mit 60 cm Brusthöhendurchmesser hängt etwa 70 cm zurück, und als Markus Wick den Fällschnitt anlegt, frischen aus dem strahlend blauen Himmel heraus plötzlich Böen auf. Jetzt müssten Wick und sein Kollege Florian Kaufmann mit viel Muskelkraft keilen, um die Fichte in der vorgesehenen Richtung sicher auf den Boden zu bringen.
Die potenziell kritische Situation ist aber kalkuliert, denn die beiden Forstwirtschaftsmeister am Forstlichen Bildungszentrum Königsbronn (Baden-Württemberg) wollen den TR30-AQ vorführen, die neue von Forstreich Maschinenbau aus Freiburg konstruierte Fällhilfe. Kaufmann setzt den Fällkeil mitsamt dem Akku-Schlagschrauber an, Wick schaut auf die Uhr – und 40 s später liegt die Fichte am Boden. „Mit händischem Keilen hätten wir sicher zehn Minuten gebraucht“, sagt Florian Kaufmann, den das „Umkeilen“ jetzt keinerlei Anstrengung gekostet hat. „Das bedeutet eine große Kraftersparnis“, ergänzt er. Ruhig und konzentriert kann Kaufmann jetzt an das Entasten gehen.
Wer bereits mit Forstreichs TR30 oder ähnlichen mechanischen Fällhilfen gearbeitet hat, kennt das Arbeitsprinzip: Im Fällschnitt wird eine „Tasche“ mit einer guten Handbreit Tiefe angelegt. Die Stahlnoppen auf der aus Federstahlplatten gebildeteten Ober- und Unterseite des Keils verhindern das Herausrutschen. Über eine Spindel wird nun ein Kunststoffkeil zwischen den Blechen vorgetrieben, der den Baum über den Schwerpunkt hebt und zu Boden bringt.
Starke Akkuschrauber
Bislang wurde die Spindel über einen Hebel per Muskelkraft bewegt. Neu ist nun, dass Stefan Reichenbach, der Mann hinter der Firma Forstreich, seinen erfolgreichen TR30 weiterentwickelt hat. „In den vergangenen Jahren wurden Akku-Schlagschrauber immer leistungsfähiger, daher hat es sich aufgedrängt, den Fällkeil weiterzuentwickeln“, sagt Reichenbach. Entsprechende Anregungen hätten ihn auch aus der Praxis erreicht.
Der Maschinenbauingenieur konzipierte eine neue Spindel mit geringerer Steigung. „Durch die geringere Steigung nehmen in der gleich langen Gewindemutter mehr Gewindegänge die Kraft auf“, erklärt Reichenbach. Das bedeute längere Lebensdauer, obwohl die Spindel im Vergleich zum TR30 „feiner“ aussehe. Zudem habe die neue Spindel einen größeren Kerndurchmesser und sei dadurch noch stabiler. Dank der geringeren Steigung lasse sich bei gleichem Antriebsdrehmoment mehr Kraft übertragen, gleichzeitig steige auch die Haltbarkeit der Gewindemutter. Die flache Gewindesteigung bedeutet aber auch deutlich mehr Umdrehungen, bis die maximale Hubhöhe von 6 cm erreicht ist. Diese Umdrehungen besorgt ein starker Schlagschrauber natürlich ohne Zeiteinbußen. Reichenbach experimentierte mit mehreren Modellen, als ideal sieht er den Milwaukee M18 CHIWF34 mit seinem maximalen Drehmoment von 1016 Nm an. Den Verbindungs-Sechskant zum Schrauber lässt Reichenbach speziell härten, damit die Energie des Antriebs nicht nur verlustfrei sondern auch mit möglichst wenig Verschleiß übertragen wird. „Wir haben in der Testphase im Schwarzwald tausende Festmeter damit gefällt. Die Spindel ist kein Schwachpunkt“, betont der Entwickler.
Entscheidender Vorteil
Aus Sicht der Königsbronner Praktiker hat der Keilvortrieb per Akkuschrauber einen ganz entscheidenden Vorteil: „Wir erreichen viel mehr Sicherheit, weil sich die Bäume beim Keilen nicht aufschaukeln“, sagt Markus Wick. Der Schrauber bringe eine hohe Kraft sehr gleichmäßig in den Baum. Und vor allem: Obwohl der Schrauber mit seinen charakteristischen Schlaggeräuschen nicht wenig Lärm erzeugt, übertragen sich die Schläge ausschließlich auf die Spindel. Der Vortrieb selbst bringt keinerlei Erschütterungen in den Baum. Der Forstwirt kann zudem eine breitere Bruchleiste stehen lassen, ohne sich danach mit Keil und Spalthammer zu verausgaben. Dieser Sicherheitsvorteil kommt vor allem bei Bäumen mit Faulstellen zum tragen. Gerade in der Laubholzernte ist das erschütterungsfreie Keilen aus Sicht der Profis ein Zugewinn an Sicherheit.
Die Hubhöhe von 6 cm sieht Wick als „klaren Vorteil“ des TR30-AQ an. Bäume bis zu 1 m Rückhang könne der Keil sicher aufrichten und über den Schwerpunkt heben. Für den Extrembereich darüber hinaus sei natürlich weiterhin die Seilwinde das Mittel der Wahl, sagen die Königsbronner Meister.
Das Systemgewicht des TR30-AQ liegt bei 7,9 kg. Dazu gehören neben dem Fällkeil und dem Schlagschrauber samt Akku auch eine Schlagnuss mit zwei Bohrungen, über die der Schrauber mittels Klappsplint kraftschlüssig mit der Spindel verbunden wird. An der Spindel gegriffen kann das System so auch recht bequem und gut ausgependelt getragen werden.
Knapp 8 kg zusätzlich sind in der Holzernte erst einmal ein Wort. Diesen Einwand hat auch Stefan Reichenbach im Vorfeld immer wieder gehört. Markus Wick ist dagegen überzeugt, dass der Gewinn an Sicherheit und Ergonomie das zusätzliche Gewicht „ganz klar aufwiegt“. Florian Kaufmann ergänzt, dass für die beiderseits zwingend zu setzenden Sicherungskeile auch ein leichteres Keilwerkzeug ausreicht und so nicht mehr unbedingt ein großes Schlagwerkzeug mitgeführt werden müsse.
Wichtig sei, fügt Markus Wick hinzu, die „Tasche“ für die Aufnahme des Keils sehr sauber zu sägen und auf beiden Seiten etwa 1,5 cm breiter anzulegen. Die Tasche sollte die Geometrie des Keiles aufnehmen, denn wenn die Keilflächen satt an den Schnittflächen anliegen, kann sich die Kraft des Keils auch sauber übertragen. Zudem werde so verhindert, dass sich der Keil verwindet und Schaden nimmt.
Reichenbach ist überzeugt, dass die erprobte Bauweise den TR30 AQ sehr langlebig macht. Das per Hebel betriebene Modell habe sehr wenige Reklamationen erlebt. Über einen Schmiernippel können Spindel und Buchse gefettet werden, die offenliegende Spindel ist außerdem relativ einfach von Sägespänen oder Waldschmutz zu befreien.
Das größte Potenzial für seine neueste Entwicklung sieht Stefan Reichenbach im Profibereich. Dort gehe es um Zeit und Geschwindigkeit, und da könne sein Fällkeil Vorteile verschaffen – ohne Einbußen bei der Sicherheit. Forstreich vertreibt den Keil separat, für Nutzer, die bereits einen Schrauber besitzen. „Man sollte natürlich möglichst starke Geräte verwenden“, sagt Reichenbach, damit sich der Keil rasch und gleichmäßig in den Baum schiebe. Im Angebot hat er deswegen ein Set inklusive Milwaukee-Schrauber, zwei Akkus mit 5,0 Ah Ladung, Ladegerät und Schlagnuss für netto 1150 €. Alternativ gibt es auch größere (und schwerere) Akkus mit 9,0 Ah. Über die Laufzeit der Akkus können weder der Entwickler noch die Tester konkrete Angaben machen. Jeder Baum ist schließlich anders. Je nach Hubhöhe und Dauer des Keilens wird daher auch unterschiedlich viel Strom gezogen. Auf der sicheren Seite sei natürlich, wer einen geladenen Akku in der Hinterhand habe. Reichenbach berichtet zudem von Testern, die auf dem Schlepper ein Ladegerät mitführen. Auch ein Waldarbeiterwagen mit Solarpanel auf dem Dach biete die Möglichkeit, Akkus tagsüber nachzuladen.
„Im Vergleich zu den geschlagenen Keilen waren hydraulisch-mechanische Keile ein echter Fortschritt“, sagt Markus Wick, der am Forstlichen Bildungszentrum Königsbronn bereits zahlreiche Fällhilfen getestet hat. Mit dem „Akkukeil“ als nächster Entwicklungsstufe entfalle nun der Kraftaufwand fast vollständig, bei gleichzeitiger Zeitersparnis und deutlich mehr Sicherheit für die Waldarbeiter.