Image
Heiko Bölke legt an einer Esche den Fällschnitt an. Dabei muss der Harvester passiv abwarten, das Aggregat steht auf dem Boden
Heiko Bölke legt an einer Esche den Fällschnitt an. Dabei muss der Harvester passiv abwarten, das Aggregat steht auf dem Boden
|

Eine Schnitttechnik für das Umdrücken per Harvester

27. August 2020

Wenn der Harvester bei der motormanuellen Holzernte hilft und den Baum zu Fall bringt, dann erleichtert das die Arbeit sehr. Bislang wird diese Arbeitsweise aber aus Sicherheitsgründen kritisch gesehen. Das Forstliche Bildungszentrum in Königsbronn hat die Diskussion nun mit einer Schnitttechnik belebt.

Auch wenn kaum jemand laut darüber spricht: Das Umdrücken von Bäumen mit Hilfe eines Harvesters im Zuge der motormanuellen Holzernte ist eine vielfach gelebte Praxis. Die Arbeiter bewegen sich dabei in einer Grauzone, denn in den Bedienungsanleitungen der Harvester ist der hierfür notwendige Aufenthalt im Gefahrenbereich des Krans nicht vorgesehen.

Entsprechend kritisch sah nicht zuletzt die gesetzliche Unfallversicherung (DGUV, SVLFG) diese Arbeiten. Ihre Sorge: Selbst wenn es technisch unwahrscheinlich ist, könnte sich im Extremfall ein Harvester-Aggregat vom Stamm lösen und den Forstwirt darunter verletzen oder töten.

Dem gegenüber wissen die Anwender aber, welche Erleichterungen das Umdrücken bringen kann: etwa bei Traufbäumen mit Neigung aus dem Bestand oder bei Bäumen am Straßenrand, die so ohne längere Sperrungen in den Bestand gefällt werden können. Dazu zählen auch Bäume, bei denen durch Keilen oder Seilarbeit Totholz herabfallen könnten, zum Beispiel Eschen mit hohem Totholzanteil, wie sie vielerorts aus Gründen der Verkehrssicherung entnommen werden.

Neue Schnitttechnik

So einen Bestand haben sich Werner Kieser vom Forstlichen Bildungszentrums Königsbronn (FBZ) und Forstunternehmer Friedrich Schwarz aus dem bayerischen Landkreis Donau-Ries ausgesucht. Sie wollen für Forst & Technik eine Schneidetechnik demonstrieren, die den Spagat schaffen soll: das Umdrücken ermöglichen und zugleich optimale Sicherheit für die Forstwirte bieten. Entwickelt hat sie Meisterschüler Tobias Merck. Er bezeichnet sie als  „optimierte Variante“.

[ngg src=“galleries“ ids=“63″ display=“basic_thumbnail“]

Fällrichtung markieren

Sie sieht vor, dass der Forstwirt zunächst die Fällrichtung markiert und den Fallkerb anlegt. Der Harvester muss in dieser Phase ruhen, das Aggregat steht auf dem Boden. Anschließend führt der Forstwirt den Fällschnitt bis maximal zur Stammmitte aus und durchsticht es beim Herstellen des Haltebandes. Der Sinn dahinter: Neben Bruchleiste und Halteband bleibt etwa ein Drittel des Fällschnittbereichs stehen und gibt dem Baum Halt.

Abwarten am Rückweichplatz

Nun tritt der Säger zurück in den sicheren Bereich und gibt das Kommando zum Greifen, der Fahrer setzt das Aggregat am Stamm an. Jetzt geht der Forstwirt von der rechten Baumseite erneut an den Stamm, nimmt am „Durchstich“ den Fällschnitt auf und führt ihn bis zur Bruchleiste aus. Dann wird das Halteband etwa 15 cm unterhalb des Fällschnitts durchtrennt, bevor der Säger wieder den sicheren Rückweichplatz einnimmt. Nach der Freigabe per Funk kann der Harvesterfahrer den Baum schließlich zu Fall bringen.

Als klaren Vorteil werten die Anwender an diesem Morgen, dass bei dieser Schneidetechnik relativ viel Holz stehen bleibt, bis das Aggregat am Stamm fixiert ist.

Den vollständigen Text finden Sie in der Forst & Technik 9/2020.

Jens Eber