Das belgische Forstunternehmen Clohse Forest arbeitet seit drei Jahren vom Westerwald bis ins Sauerland Schadholz auf. Das machen gerade viele Unternehmer. Eines unterscheidet José Clohse und seinen Sohn Andreas aber von den anderen: sie setzen kanadische Maschinen der Marke TCI ein, darunter auch den Großharvester TCI 1185 – das einzige Exemplar seiner Art in Europa.
Anfang dieses Jahres erwähnte Christian Booß von der Luxemburger Clohse Group im Gespräch, dass die belgische Firma Clohse Forest im Sauerland drei TCI-Maschinen einsetzt. Weil wir immer auf der Suche nach besonderen Forstmaschinen sind, spitzten wir natürlich gleich die Ohren. Falls Sie mit dem Kürzel TCI nichts anfangen können: es steht für Tigercat Industries, den großen Forstmaschinenhersteller aus Kanada. Er darf seinen Namen in Mitteleuropa aber nicht nutzen, weil Caterpillar erfolgreich dagegen geklagt hat – wegen der Silbe „-cat“ in Tigercat.
Anfang Juli haben wir José Clohse dann endlich besucht. Er arbeitete im Westerwald mit dem Raupenharvester TCI LH 822 D abgestorbene Fichtenbestände auf, sein Sohn Andreas machte das gleiche mit dem wohl weltgrößten Radharvester TCI 1185, und ihr Fahrer Markus Laatsch rückte das Holz mit dem 20-t-Forwarder TCI 1075 C. Das bevorzugte Sortiment: 11 m langes Containerholz für den Export nach China.
Clohse Forest
Bevor wir die Maschinen vorstellen, einige Worte zum Betrieb: José ist einer von vier Brüdern, die früher zusammen mit ihrem Vater ein Familienunternehmen betrieben. Nach dem frühen Tod des Vaters und später auch noch des ältesten Bruders, blieben in den 1990er Jahren drei Brüder zurück: Dieter, Heinz und José. Sie beschäftigten damals bis zu 13 Arbeiter und hatten als erste Großmaschine einen Schubentaster im Einsatz, bis die Harvester aufkamen.
Als Dieter Clohse vor einigen Jahren den Vertrieb für die Marke TCI übernahm, gründete er dafür mit der Clohse Group in Luxemburg eine eigenständige Firma. Das Forstunternehmen führten Heinz und José fort, wobei letzterer vor drei Jahren mit Clohse Forest wiederum ein neues Unternehmen aufmachte, weil sein Bruder seine Anteile verkaufen wollte. Zusammen mit seinem Sohn Andreas, der schon 17 Jahre Forstmaschinen fährt, und drei angestellten Fahrern betreiben sie heute neben einem kleinen Rottne-Forwarder F10B und einem schon historisch zu nennenden Valmet 911 zwei Impex-Königstiger und die drei genannten TCI-Maschinen.
José und Andreas arbeiten jetzt seit drei Jahren im Sauerland und im Westerwald Schadholz auf. Weil sie den hiesigen Unternehmen keine Konkurrenz machen wollen, treten sie als Auftragnehmer der Forstunternehmen Franz Utsch und Michael Hoffmann auf. Hier im Westerwald wirken die Wälder zwar vielfach noch grün; es gibt nur kleinere, abgestorbene Fichtenflächen, die aber so regelmäßig, dass José noch mit Arbeit für das ganze Jahr 2021 und darüber hinaus rechnet.
Sturmerfahrung
Die Clohses waren in Deutschland schon nach den Stürmen Lothar und Kyrill tätig. Aus dieser Zeit stammen die Kontakte zu den deutschen Unternehmen, die sie 2019 angesichts der großen Waldschäden um Hilfe gebeten haben. Sonst sind sie fast ausschließlich in Belgien und Frankreich unterwegs. „Da ist die Forstwirtschaft ganz anders als hier in Deutschland“, sagt José. Schon wegen der Kahlschläge, die dort erlaubt sind. Das ist ein Grund dafür, dass sie die Forstmaschinen fahren, die wir hier vorstellen: große, robuste und effiziente Maschinen, die gerne aus Nordamerika kommen dürfen, wo alles eine Nummer größer ist als bei uns. Forstmaschinen aus Übersee lassen unabhängig von ihrer Effizienz das Herz so mancher Maschinenfans höher schlagen. In Frankreich und Belgien sind die Clohses mit dieser Vorliebe nicht allein, denn in diese Länder verkauft die Clohse Group aus Luxemburg die meisten TCI-Modelle.
Raupenharvester TCI LH 822D
Für den Raupenharvester TCI LH 822 D hat sich José Clohse entschieden, weil er eine Maschine braucht, die im rauhen Forstalltag ohne große Reparaturen lange durchhält. Er ist schon den zwei Nummern größeren TCI 855 gefahren, der diese Erwartungen ebenso erfüllt hat, wie weitere TCI-Maschinen im Laufe seines Berufslebens. Bei knapp 34 t Einsatzgewicht, einem sehr robust wirkenden Nivelliergelenk für den drehbaren Oberwagen und den seitlich geschlossenen Laufwerken erwartet er das auch beim 822. Er hat ihn Ende 2019 gekauft und hat seitdem 5.500 Stunden mit ihm gearbeitet, ohne dass mehr zu tun gewesen wäre als die übliche Wartung.
Er schätzt zudem die 5,20 m langen Laufwerke mit stähleren Einstegketten. Ihre Länge verringert zwar die Wendigkeit der Maschine, sie geben der 3 m breiten Europaversion aber eine enorme Standfestigkeit. Der relativ weit vorne platzierte Oberwagen gewährleistet das auch im steilen Gelände. Er ist nach vorne um 26°, nach hinten um 7° und seitlich jeweils 22° neigbar. Die Kabine kommt ohne das in Kanada übliche Stahlgitter aus, weil sie eine 50 mm starke Sicherheitsverglasung besitzt.
Angetrieben wird der Raupenharvester von einem 210 kW starken FTP-Dieselmotor mit sechs Zylindern, der bei Clohse etwa 20 l Diesel pro Stunde benötigt. Statt des in Nordamerika üblich 9,1-m-Krans besitzt der 822 von Clohse einen 11 m weit reichenden Kran mit Einfachteleskop. An ihm ist kein TCI-Aggregat angebaut, sondern eines des belgischen Herstellers Charlier Engineering. Das CA 622 wiegt 1 800 kg und arbeitet Stämme bis 80 cm Durchmesser auf. Eine Besonderheit der Charlier-Aggregate sind zwei bewegliche Entastungsmesser gleich unterhalb des fix angebrachten Topmessers.
Bevor wir zur nächsten Maschine fahren, öffnet José Clohse noch die Motorhaube, um die gute Zugänglichkeit der Motor- und Hydraulikkomponenten zu demonstrieren. Sie ist – wie bei Raupenharvestern üblich – begehbar, sodass man alle relevanten Stellen leicht erreicht – zum Beispiel die Ölfilter, die räumlich konzentriert im Motorraum installiert sind. Der große Wendelüfter hat dafür gesorgt, dass sich das Hydrauliköl auch in der zwei vergangenen Hitzejahren nicht über 61 °C erwärmt hat.
Harvester TCI 1185
Etwa 20 km weit entfernt arbeitet Andreas Clohse mit seinem TCI 1185 in einem Gemeindewald. Der Waldbesitzer hat darauf bestanden, dass er den Achtradharvester ohne Bogiebänder einsetzt – aber wegen des regnerischen Wetters kann er ohne sie jetzt nicht in die Rückegassen fahren, die vom Hauptweg hangaufwärts führen. Das Problem wird spätestens die Traktionswinde der Firma Hochleitner lösen, die sich das Unternehmen gerade an einen ihrer Königstiger montieren lässt. Dann kann der 1185 zeigen, was in in ihm steckt. Die Motorleistung von 230 kW, der 11-m-Kran und das Harvesteraggregat Charlier CA 572 C, das 1.300 kg wiegt und ein Aufarbeitungsdurchmesser bis 72 cm hat, hören sich zwar normal an.
Aber welcher Radharvester wiegt schon 35 t ohne Bänder und ist ohne Kran fast 10 m lang. Dazu kommen eine endlos drehbare Kabine, ein sehr robustes Mittelgelenk und ein Kran, der mit einem Brutto-Hubmoment von 357 kNm und einem Schwenkmoment von 62 kNm wohl seinesgleichen sucht.
Die Maschine mit der Baunummer vier war sozusagen ein Weihnachtsgeschenk für Andreas. TCI hat sie nach der Erstvorstellung auf der letzten Elmia Wood als Demomaschine weltweit vorgeführt. Zuletzt stand sie in Schweden, ehe die Clohses sie Ende 2020 mit 1 800 Stunden übernahmen. Insgesamt hat TCI bisher weniger als zehn Stück von ihr gebaut, und in Europa gibt es nur das Exemplar der Firma Clohse.
Andreas ist schon einige Harvester gefahren: Impex-Königstiger, Rottne H21 und den Raupenharvester TCI 845, aber den 1185 nennt er trotzdem seine Traummaschine. Er hebt ihre enorme Standfestigkeit hervor, die sie auch ohne Wasser in den 750 mm breiten Reifen erreicht. Er ist wie sein Vater ein TCI-Fan, ihn überzeugt nicht zuletzt die robuste und langlebige Bauweise der Kanadier, die auch eine geringe Reparaturanfälligkeit zur Folge hat. Der Iveco-Motor benötigt täglich 20 l Diesel, Ad Blue füllt er einmal wöchtlich nach.
Forwarder TCI 1075C
Dritter im Bunde der TCI-Maschinen ist der Forwarder TCI 1075 C, den Markus Laatsch seit November 2020 fährt. Er ist mit 23,5 t Eigengewicht das mittlere Modell in der TCI-Palette. Während der 1055 C und der 1085C auf 22,2 t bzw. 27,3 t Eigengewicht kommen, bringt der 1075 C 23,5 t auf die Waage. Der FPT-Motor leistet bei 2 000 U/ min 230 kW.
Wie seine Arbeitgeber ist auch Laatsch mit der Maschine voll zufrieden. Er lobt die riesige Kabine, in der er problemlos stehen kann. Schon 1 700 Stunden ist er seit November mit dem Forwarder gefahren, aber außer einem Ölwechsel hat er noch nichts weiter machen müssen. Gerüstet ist sie sowohl für dem Kurzholztransport als auch für Langholz. Als wir ihn besuchen, rückt er gerade das Containerholz, das seine Kollegen aufgearbeitet haben. Dafür hat er eine Timber-Pro-Klemmbank aufgebaut, die eine Querschnittsfläche von 2,6 m2 aufweist.
Mit das Beste an der Maschine ist für ihn der starke TCI-Kran F 195 T85, der eigentlich zum größeren Modell 1085 C gehört und der es auf eine Brutto-Hubkraft von 195 kNm und ein Schwenkmoment von 55 kNm bringt. Wohlgemerkt, wir sprechen von einem Forwarder. Insgesamt liegt die Maschine damit deutlich über den Werten anderer 20-t-Forwarder. Wegen ihrer robusten Bauart hat sie auch kein Problem, wenn der Fahrer bei der Kurzholzrückung den verstellbaren Rungenkorb auf 4,50 m Breite ausfährt.
Schule machen
Die Firma Clohse setzt drei für Deutschland sehr ungewöhnliche Forstmaschinen ein. Groß, schwer, robust und produktiv sind sie allemal, und der lange Einsatz im Käferholz in einer überschaubaren Region macht sicher auch vergessen, dass der TCI 1185 und der TCI 1075C bei über 3 m Breite nur mit Einzelgenehmigungen umgesetzt werden können. Den einen oder anderen Unternehmer könnten diese Maschinen also trotzdem überzeugen.
Wir haben uns bei Markus Gabele erkundigt, der seit zehn Jahren mit einem von Haas umgebauten Raupenharvester John Deere 909 KH arbeitet. Er ist mit 41 t Gewicht, 225 kW Motorleistung und 3,40 m Breite sogar noch größer als der TCI 822. Gabele will die Maschine aber nicht mehr missen. Neue Kunden zu finden sei angesichts der Maschinendimension zwar nicht leicht, aber wo er schon einmal war, dort ist er auch später immer willkommen.