Am 29. Dezember 2018 ist Dr. Silvius Wodarz im Alter von 88 Jahren verstorben. Bekannt wurde er durch seine Arbeit im Kuratorium für Waldarbeit und Forsttechnik (KWF). Sein Name ist eng verknüpft mit einer ganzen Reihe von Modernisierungen der Berufsausbildung zum Forstwirt. Viele kannten ihn jedoch vor allem als Initiator und Vorsitzenden des Vereins Baum des Jahres e. V., der „Baum des Jahres – Dr. Silvius Wodarz Stiftung“ und des Kuratoriums „Baum des Jahres“.
Silvius Wodarz wuchs zunächst auf dem landwirtschaftlichen Betrieb seiner Eltern auf. Mit Ende des Zweiten Weltkriegs kam er als Heimatvertriebener nach Schleswig-Holstein, wo er 1953 am Freiherr-vom-Stein-Gymnasium in Oldenburg sein Abitur ablegte. Anschließend studierte er Forstwissenschaften an der Forstlichen Fakultät der Georg-August-Universität Göttingen in Hann. Münden. 1969 wurde er dort mit der Dissertation „Ertragskundliche Untersuchungen über den Buchen-Unterstand unter Eiche, Kiefer und Lärche“ zum Dr. forest. promoviert. Seit seiner Studienzeit ist Wodarz Mitglied der Forstakademischen Gesellschaft Freia e. V.
Einsatz für die forstliche Ausbildung
Ab 1958 war Wodarz in der schleswig-holsteinischen Landesforstverwaltung tätig und leitete von 1966 bis zu seinem Ausscheiden aus dem aktiven Forstdienst im Jahr 1995 die Lehranstalt für Forstwirtschaft der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein in Bad Segeberg, zuletzt als Forstdirektor. Als Leiter der Lehranstalt in Bad Segeberg war Dr. Silvius Wodarz auch Mitglied im Arbeitsausschuss „Waldarbeitsschulen“ des Kuratoriums für Waldarbeit und Forsttechnik (KWF). Von 1974 bis 1993 war er Vorsitzender dieses Ausschusses. In dieser Funktion erreichte er, dass sich die deutschen Waldarbeitsschulen bei der Ausbildung von Forstwirten auf eine gemeinsame Linie – besonders auch gegenüber der Politik – einigten. Maßgeblich dank seines Einsatzes kam es zu entscheidenden Weichenstellungen für eine moderne duale Berufsausbildung für Forstwirte.
Wodarz wirkte ebenso an der Verordnung über die Ausbildung zum Forstwirt vom 27. Februar 1974 mit, wie an der Forstwirt-Mappe, kurz FOMA genannt, aus der später das Lehrbuch Der Forstwirt entwickelt wurde. Die ersten zwei Auflagen dieses Standardwerkes betreute er für den Ausschuss Waldarbeitsschulen als Herausgeber.
Wodarz’ Anregung, dass sich Forstwirt-Auszubildende am Berufswettbewerb der deutschen Landjugend beteiligen sollten, führte schließlich zur Gründung des Vereins Waldarbeitsmeisterschaften e. V., dessen Vorsitz er auch übernahm. Öffentlichkeitswirksamer Höhepunkt dieser Aktivitäten war nach der 1. Deutschen Meisterschaft 1995 in Gehren (Thüringen) die erste Weltmeisterschaft der Waldarbeit im Mai 1996 während der 12. KWF-Tagung in Oberhof. Als weitere Folge wurde im Jahr 2004 der Weltverband International Association Logging Championships (IALC) gegründet, wiederum mit Wodarz als Präsidenten.
Weiter hatte Wodarz lange Jahre den Vorsitz des Arbeitskreises der zuständigen Stellen für die Berufsbildung – Fachbereich Forstwirtschaft – inne, bildete Arbeitslehrer in Berufs- und Arbeitspädagogik fort, prüfte sie, leitete Seminare für Arbeitslehrer und Ausbilder. Eine große Herausforderung bedeutete für ihn dann noch einmal im Zuge der Wende die Zusammenführung der west- und ostdeutschen Waldarbeitsschulen. Außerdem war es ihm gelungen, auch ausländische Partner in die Arbeit des KWF-Ausschusses einzubinden und manche Verbesserung zur Arbeitssicherheit voranzubringen.
Das Kuratorium für Waldarbeit und Forsttechnik ehrte Dr. Silvius Wodarz während der Jahrestagung des KWF-Ausschusses „Waldarbeitsschulen“ am 12. Oktober 1999 in Bernau mit der KWF-Medaille für seine Verdienste um die Aus- und Fortbildung der Forstwirte sowie die Arbeit des Ausschusses, dessen Ehrenvorsitzender er war.
Anwalt des Waldes und der Umwelt
Ähnlich ideenreich und öffentlichkeitswirksam wie bei forstlichen Ausbildungsfragen ging Silvius Wodarz als Umwelt- und Naturschützer vor. Schon früh, 1972, gründete er den Umweltschutzverein Wahlstedt in Schleswig-Holstein. Er gilt darum zurecht als Umwelt- und Naturschützer der „ersten Stunde“.
Unter dem Eindruck der Debatte um das so genannte „Waldsterben“ in den 1980er-Jahren und angeregt durch Vorbildaktionen wie die Wahl eines „Vogel des Jahres“ kam er auf die Idee, analog dazu jedes Jahr auch eine Baumart besonders herauszustellen. Beginnend mit der Stieleiche hat der Verein ab 1989 jeweils einen „Baum des Jahres“ ausgerufen. Der Umweltschutzverein Wahlstedt wurde in der Folge zum Verein Baum des Jahres e. V. umbenannt. Wodarz rief im Jahr 1991 das „Kuratorium Baum des Jahres (KBJ)“ als Fachbeirat des Vereins ins Leben. Dieses mit Persönlichkeiten und Organisationen aus einem breiten gesellschaftlichen Spektrum besetzte Gremium bestimmt seither jedes Jahr im Herbst den Baum des Jahres für das darauffolgende Jahr. Die „Baum-des-Jahres“-Aktionen erfuhren von Anfang an bundesweit ein großes Echo in den Medien und der Öffentlichkeit.
Wodarz hat seine Arbeit als Anwalt der Bäume, des Waldes und der Umwelt seither kontinuierlich ausgebaut. 2008 wurde auf seine Veranlassung die „Dr. Silvius Wodarz Stiftung Menschen für Bäume“ – ab 2010 „Baum des Jahres – Dr. Silvius Wodarz Stiftung“ errichtet. Die Stiftung verfolgt das Ziel, Menschen, insbesondere Kinder, an Bäume heranzuführen und Sensibilität für dieses lebendige Kulturgut zu schaffen. Durch die Fokussierung auf ein singuläres Naturobjekt, den jeweiligen Jahresbaum, sollen gedankliche Veränderungen angestoßen werden. Forstleute regte er dazu an, selten gewordenen Baumarten wie dem Speierling wieder stärkere Aufmerksamkeit im Waldbau zu widmen.
Am 24. März 2011 verlieh Bundespräsident Christian Wulff Wodarz das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.
Dr. Silvius Wodarz starb unerwartet und friedlich in seiner Wahlheimat Marktredwitz in Oberfranken.